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Silberschwester - 14

Silberschwester - 14

Titel: Silberschwester - 14
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schwert noch in der Hand, aber
resignierter Miene. »Wir müssen umkehren«, flüsterte er.
    So hob
Jonathan sein Schwert, um es einzustecken. Hier brauchte es in der Tat
Verstärkung von ihren Ordensbrüdern.
    Der Hexer
lachte und höhnte weiter. »Ihr Narren! Ihr Narren! Den Herrn der Roten
Zitadelle herauszufordern!«
    Da sah
Jonathan, dass sich an der Wand hinter dem Hexer etwas bewegte … unweit einer
kleinen Tür … Stirnrunzelnd spähte er hinüber. Und der Schuft, dem das nicht
entging, hörte auf zu lachen, sah über die Schulter zurück … und setzte jetzt
ein so hässliches Lächeln auf, dass die beiden Ritter einander erstaunt ansahen
und wieder ihn anstarrten. Und um ihr Leben gern gewusst hätten, was er im Sinn
hatte …
    Dort an der
Burgmauer kauerte eine bleiche, magere Frau. Und der Hexer legte ihr
blitzschnell eine Hand auf die Schulter, säuselte: »Wie gerufen kommst du!«,
und zerrte sie nach vorn. Und sie starrte mit ihren braunen Augen durch diese
Glaswand die Ritter an, verzog dabei aber keine Miene. Der Hexer zog einen trüb
roten Edelstein aus der Tasche und hielt ihn hoch, sodass er im Sonnenschein
glitzerte. »Seht, was ihr mit eurer Großtat, mich zu verwunden, anrichtet!«,
rief er und senkte den Stein gegen die Frau. Und sie erbebte, versuchte aber
nicht, sich ihm zu entziehen. Er legte ihn ihr auf die Schulter, schloss die
Hand darüber. »Seht an, was mein Lebensstein für mich tut, ihr Narren!«
    Ein so stetig
wie ein Herz pulsierendes, rotes Licht leuchtete zwischen seinen Fingern
hindurch. Jonathan tat unwillkürlich einen Schritt vor. Blut sickerte durch das
dünne Gewand der Frau. Sie schauderte, sie schloss ihre Augen. Der Lebensstein
glühte und glühte, und da stieg das Blut aus dem Tuch zu dem Steine auf.
    Voll Entsetzen
verfolgten die beiden Ritter das. Und Richard rückte näher zu Jonathan und
drängte: »Wir müssen den Orden alarmieren, jemanden holen, der mit ihm fertig
wird!«
    Jonathan aber
konnte weder einen Finger rühren noch sprechen, noch auch nur den Blick
abwenden. Minuten vergingen so – der Hexer hatte seine Wunde bereits wieder
geschlossen, zog aber seine Hand nicht zurück. Seine Wangen wurden rosig rot,
alle Erschöpfung wich aus seinem Gesicht. Die Frau erschlaffte da zusehends –
doch er, er stützte sie nicht, nahm nicht einmal die Hand von ihrer Schulter,
als sie dann in die Knie brach. Mit weit offenen Augen lag sie da, starrte die
jungen Männer leeren Blicks an …
    Jonathan wurde
bewusst, wie rau und flach da sein Atem ging. Er starrte auf die Lichtreflexe
der Glaswand – die einzigen Zeichen ihres Vorhandenseins – und holte tief Luft,
ganz auf die eine und einzige Regel konzentriert, an die er sich noch erinnern
konnte: »Gehe geradewegs und ohne Zögern durch ein zerbrochenes Fenster, und du
wirst dich nicht schneiden.« Er versammelte sich denn und …
    »Was tust du,
Jonathan?«, flüsterte Richard, mit einem Blick auf die Frau. »Wir müssen
verschwinden, um Hilfe zu holen.«
    »Vertraue
mir!«, sagte Jonathan durch unbewegte Lippen, holte noch einmal tief Luft und
rannte los – eine Sekunde vor dem Aufprall schloss er die Augen.
    Mit einem
gewaltigen Knall barst die Wand rings um ihn. Die Glassplitter regneten herab
und klirrten, spritzten ihm ins Gesicht, auf Wehr und Panzer. Aber er spürte
keinen Schmerz, als er vornüberfiel, und als er die Augen öffnete, all die
Scherben um sich sah, sprang er hoch und dankte Gott für die Rüstung, die ihn
vor mehr als Schwerthieben schützte.
    Da stieß
Richard einen Kampfruf aus, kam herbeigestürzt. Die Frau, blass wie Bein und
Knochen, rührte sich nicht, und der Hexer starrte sie leeren Blicks an … So
griff Jonathan nach seinem Schwert.
    Und der
Zauberer ließ den Lebensstein fallen und fing an zu brabbeln. Da kamen die
Ritter schon über ihn, und sie ließen die Klingen sausen – die gingen ihm durch
die Robe, tief ins Fleisch. Blut sprang ihm aus den Armen, doch nicht bevor er
den letzten Bann gesprochen hatte …
    Das Tor flog
auf, heraus trat eine gewappnete Gestalt, die mit knirschenden Gelenken auf sie
zu kam. Da blieb Jonathan bei der Frau stehen: Richard hatte Recht, sie wussten
ja wirklich nicht, was ihrer in der Burg harrte, und mussten ihren Orden
alarmieren. Und da der Hexer zurückwich, bückte Jonathan sich nach dem
Lebensstein, hob ihn auf – was auch geschähe, den bekäme der Schuft nicht
wieder … Schnell schob er den Stein in die Tasche und fasste die Frau
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