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Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Silbernes Mondlicht, das dich streichelt

Titel: Silbernes Mondlicht, das dich streichelt
Autoren: Linda Lael Miller
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vergißt.«
    Zorn und Erleichterung stiegen in
Neely auf. Zorn, weil jemand sich zwischen sie und Aidan gestellt hatte,
Erleichterung, weil er sich an sie erinnern wollte.
    Sie richtete sich auf. »Sind Sie
deshalb hergekommen? Um mir zu sagen, daß es zwischen mir und Aidan vorbei ist?
Das akzeptiere ich nicht. Valerian — ich glaube es nicht eher, bis ich es von
ihm persönlich höre.«
    Er kam ihr sehr unglücklich vor,
obwohl das vielleicht nur Schau war. Valerian hatte Aidan geliebt, liebte ihn
vermutlich immer noch, und es war sehr unwahrscheinlich, daß Neelys Interessen
ihm am Herzen lagen. Oder die irgendeines anderen Menschen.
    »Wie auch immer«, entgegnete er
ruhig, »es muß enden. Kein Sterblicher darf das Wissen um die geheiligten Dinge
mit sich herumtragen. Es ist gefährlich.«
    »Geheiligt?« schnappte Neely
ärgerlich. »Was für ein unpassendes Wort in Verbindung mit Kreaturen, die Blut
trinken, um sich am Leben zu erhalten!«
    Valerians schöne Züge verdüsterten
sich. »Ich werde nicht mit einem Sterblichen über die Wortbedeutungslehre
diskutieren!« brüllte er wütend.
    »Kein Problem«, versicherte Neely
ihm hastig.
    Der Vampir brauchte einige Sekunden,
um sich zusammenzunehmen, dann verkündete er pompös: »All jenen zuliebe, die
in der Nacht wandeln und sich von Blut ernähren, muß dieser Unsinn ein für
allemal ein Ende finden.« Er brach ab, rieb sich das Kinn und musterte Neely
sinnend. »Es wäre mein gutes Recht, mich an Ihrem Blut zu laben. Aber ich habe
beschlossen, daß mein letzter Tribut an Aidan sein wird, Sie zu verschonen.«
    Neely atmete tief aus, merkte erst
jetzt, daß sie den Atem angehalten hatte. Im nächsten Augenblick stand Valerian
dicht bei ihr, obwohl sie keine Bewegung an ihm wahrgenommen hatte.
    Er hob eine Hand und legte sie auf
ihre Stirn, wie ein Priester, der seinen Segen austeilt.
    »Keine Vampire«, wisperte er. »Es
gibt keine Vampire, und es hat nie welche gegeben. Du wirst vergessen, und
jeder Sterbliche, der von deiner Liebe zu Aidan weiß, wird ebenfalls vergessen
...«
    Neely wehrte sich, so lange sie
konnte, gegen die Barriere, die er in ihren Gedanken errichtete, aber Valerian
war um soviel stärker als sie, und bald breitete sich tiefste Finsternis in
ihrem Bewußtsein aus.
    Am darauffolgenden Dienstag erschien Neely pünktlich in
Dr. Fredricks' Praxis, setzte sich in den Sessel und wartete.
    »Ich glaube, letzte Woche sprachen
wir über Vampire«, sagte die Psychologin freundlich.
    Neely lachte. »Über Vampire? Soll
das ein Scherz sein?« Die Ärztin runzelte die Stirn. »Ein Scherz?«
    Neely dachte an die letzte Sitzung
zurück und erinnerte sich nur, Dr. Fredricks von Senator Hargrove und ihren
Problemen mit dem Drogenkartell erzählt zu haben. »Ich ... ich habe von
Vampiren gesprochen?« fragte sie zögernd und spürte, wie sie erblaßte.
    Dr. Fredricks lächelte beruhigend,
öffnete die Akte auf ihrem Schreibtisch und las Neely die verrückte Geschichte
vor, die diese ihr in der Woche zuvor angeblich erzählt hatte.
    Neely schüttelte den Kopf und
wiederholte, was sie der Ärztin bereits über Senator Hargrove und seine
kriminellen Aktivitäten erzählt zu haben glaubte.
    Die Psychologin hörte in
respektvollem Schweigen zu, dann sagte sie freundlich: »Sie scheinen im letzten
Jahr unter sehr starkem psychischem Streß gestanden zu haben, Neely. Ist es da
ein Wunder, wenn Ihr Unterbewußtsein sich eine Reihe von Vampiren ausgedacht
hat, um Sie von Ihren wirklichen Problemen abzulenken?«
    Das klang vernünftig, aber Neely
konnte sich noch immer nicht entsinnen, etwas von Vampiren gesagt zu haben.
»Nun ja, das wird es wohl gewesen sein«, erwiderte sie verwirrt.
    »Es ist nichts Ungewöhnliches«,
sagte die Ärztin, »daß das menschliche Gehirn persönliche Mythen erzeugt, um
mit irgendwelchen Belastungen des Unterbewußtseins fertig zu werden. Im
allgemeinen spielen diese kleinen Dramen sich in unseren Träumen ab, aber manchmal
fühlen wir uns auch versucht, zu beeindruckenderen Mitteln zu greifen.«
    Nach allem, was sie aus der
Karteikarte vorgelesen hat, dachte Neely voller Unbehagen, muß die Besetzung
meines Stückes mindestens tausend Schauspieler beinhaltet haben. Sie hatte
sogar Namen erwähnt, wenn man der Psychologin glauben durfte — Maeve,
Valerian, Tobias.
    Am ganzen Körper zitternd, ließ sie
sich in ihren Sessel zurücksinken. »Könnte ich ein Glas Wasser haben, bitte?«
    Nach einer Woche Fahrt nach Westen, in
deren
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