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Silberglocken

Silberglocken

Titel: Silberglocken
Autoren: Debbie Macomber
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angerufen hat, wenn sie den Kopf so voll hat.”
    Carrie musste an sich halten, um sie nicht in den Arm zu nehmen und zu trösten. Für ihre dreizehn Jahre war sie rührend tapfer.
    “Hast du Lust, mit mir ins Kino zu gehen?” fragte Philip unvermittelt. “Es muss schon eine Ewigkeit her sein, seit wir beide uns zum letzten Mal zusammen einen Film angeschaut haben.”
    Mackenzies Miene hellte sich sichtlich auf. “Meinst du das im Ernst?”
    “Ja, natürlich. Du darfst dir den Film aussuchen.”
    “Können wir Doug und Dillon mitnehmen?”
    “Ich habe nichts dagegen.” Philip lächelte.
    “Und Carrie?”
    “Ich sollte nicht …”, begann Carrie, um ihm die unvermeidliche Peinlichkeit zu ersparen.
    Doug sprang in die Bresche. “Du hast doch gesagt, dass wir mit dem Plätzchenbacken fertig sind. Da kannst du doch mit ins Kino gehen.”
    “Sie sind natürlich auch sehr herzlich eingeladen”, sagte Philip und sah Carrie an. Er wirkte ehrlich. Offenbar war er der Überzeugung, dass ihm mit drei Anstandsbegleitern keine Gefahr drohte.
    “Störe ich Sie bestimmt nicht?”
    “Quatsch”, erklärte Mackenzie entschieden. “Mein Vater sagt nie etwas, wenn er es nicht so meint. Das stimmt doch, Dad, oder?”
    “Ja.” Das klang nicht mehr ganz so sicher, aber sein Lächeln war aufrichtig.
    Carrie war halb versucht, ihn allein mit den Kindern ziehen zu lassen, aber dann überlegte sie es sich doch anders. Doug hatte Recht. Ein Kinobesuch war nach all der Hektik jetzt genau das richtige Mittel zum Entspannen. Und was sollte schon passieren, wenn sie drei Kinder dabei hatten? In ihrer Naivität vergaß sie, dass Kinder sich im Kino gern von Erwachsenen distanzierten. Und ehe sie und Philip sich noch versahen, strebten Doug, Dillon und Mackenzie auch schon von ihnen weg und ließen sich einige Reihen vor ihnen nieder.
    “Aber ich dachte, wir wollten alle zusammensitzen”, rief Carrie mit einem Hauch Verzweiflung in der Stimme.
    Dillon drehte sich zu ihr um. “Wir sind doch keine Babys mehr”, teilte er ihr mit der ganzen Würde eines Sechsjährigen mit.
    Carrie ließ sich ein wenig unglücklich neben Philip in den Kinosessel sinken. Er schien so wenig glücklich wie sie über diese Entwicklung.
    “Popcorn?” fragte er schließlich und hielt ihr seinen überdimensionalen Topf hin.
    “Nein, danke.” Carrie sah auf ihre Uhr. Hoffentlich fing der Film bald an und erlöste sie aus dieser Lage. “Sie denken jetzt doch hoffentlich nicht, dass ich das alles arrangiert habe”, flüsterte sie kaum hörbar.
    “Was sollen Sie arrangiert haben?”
    “Dass wir beide allein hier sitzen.”
    Bei seiner Neigung, Vorwürfe auszuteilen, war genau das zu befürchten. Nicht dass sie es ihm übel genommen hätte. Schließlich hatte sie, wenn auch ohne es zu wollen, Mackenzie erst so richtig auf die Idee gebracht, die Kupplerin zu spielen. Als hätte sie sich nicht gleich denken können, dass das Mädchen sich ihre eigenen Kuppelversuche mit ihrer Mutter zum Vorbild nehmen würde.
    “Wie kommen Sie denn darauf?”
    “Vielleicht darf ich Sie an unsere letzte Unterhaltung erinnern”, erwiderte Carrie etwas pikiert. “Sie schienen zu befürchten, dass ich Sie verführen will.”
    Philip lachte laut heraus und besaß nicht einmal den Anstand, Reue zu zeigen. “Ich habe mich nicht um mich gesorgt, sondern schlicht darum, dass Mackenzie uns beiden das Leben zur Hölle macht. Ich entschuldige mich, wenn ich unhöflich war. Aber ich wollte uns nur vor den Launen und Eskapaden meiner dickköpfigen Tochter bewahren.”
    Ganz so hatte Carrie das Gespräch nicht in Erinnerung.
    “Ich würde es niemals meiner Tochter überlassen, eine Frau für mich zu suchen”, fügte Philip hinzu, als erklärte das alles. “Und jetzt entspannen Sie sich endlich und genießen Sie unseren kleinen Ausflug.” Er hielt ihr noch einmal seinen Popcorntopf hin, und diesmal bediente Carrie sich großzügig.
    Er lächelte, und dann ging langsam das Licht aus, und der Vorhang glitt zur Seite.
    Sie hatten sich für einen Zeichentrickfilm entschieden, und er war wirklich ausgesprochen lustig. Carrie ließ sich bald völlig in seinen Bann ziehen. Ihr fiel auf, dass Philip an denselben Stellen wie sie lachte, und wenn noch ein Rest Spannung zwischen ihnen bestanden hatte, dann war er im gemeinsamen Lachen bald verschwunden.
    Carrie fand, dass der Film viel zu schnell zu Ende war. Und das lag nicht nur daran, dass sie sich so gut amüsiert hatte, sondern sie
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