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Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit

Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit

Titel: Silberband 103 - Facetten der Ewigkeit
Autoren: Perry Rhodan
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Meinungsfreiheit des Einzelnen zu erhalten. Ein Vergleich zwischen den Vorgängen in der Öffentlichkeit, die einem entelechisch denkenden und im Kollektiv handelnden Volk chaotisch erscheinen mussten, mit der gesteuerten Disziplin einer Regierungssitzung sollte den Loowern zeigen, dass die terranische Ordnung das Schwergewicht auf die Bewahrung der Individualität legte.
    Doch Hergo-Zovran war nicht beeindruckt.
    »Wenn es eine Waage gäbe, um die Meinung der Öffentlichkeit gegen die der Regierung abzuwägen, würde sie in Richtung der Massen ausschlagen?«, äußerte er sich Tifflor gegenüber.
    »Die Regierung vertritt die Meinung des Volkes«, erwiderte der Erste Terraner. »Wenn ich Ihnen Verständnis für die Wünsche der Loower versichere, dann spricht aus mir das Volk.«
    Hergo-Zovran schien sich damit zufriedenzugeben. Zumindest widersprach er nicht. Allerdings blieb fraglich, ob er entelechisch zustimmte.
    Den Loowern wurden Forschungsstätten, technische Großanlagen und Verteidigungseinrichtungen vorgeführt. Nur die Nervenzentrale des Sonnensystems, Imperium-Alpha, stand nicht auf dem Programm. Hergo-Zovran und seinen Begleitern wurden nicht nur technische und wissenschaftliche Abläufe erklärt, sie erhielten ebenso einen umfassenden Einblick in die Verteilung der Verantwortung und die Rangabstufungen.
    »Die Turmbesatzung trägt mehr Verantwortung als das gemeine Volk, der Türmer ist weiser als seine Besatzung, und über allen steht der Quellmeister«, stellte Hergo-Zovran fest. »Trifft das ungefähr auch auf die terranische Hierarchie zu?«
    »Ein sehr guter Vergleich«, bestätigte Tifflor. Er verkniff sich die Bemerkung, dass die Menschen sogar weit mehr Rangabstufungen kannten.
    »Mit wem würden Sie sich als Erster Terraner gleichstellen, Julian? Mit einem Türmer oder einem Quellmeister?«
    »Ich würde mich keinem der beiden unterordnen«, antwortete Tifflor. Wie sein Gegenüber das auffasste, blieb ihm jedoch verborgen, denn der Loower antwortete nicht darauf.
    Schließlich führte das Programm in verschiedene Bildungseinrichtungen. Die Xenowissenschaftler waren der Meinung, dass sie den Loowern die Mentalität der Menschen am besten begreiflich machen könnten, indem sie ihren Weg von klein auf zeigten.
    Bei der Konfrontation der Fünf- bis Achtjährigen mit den Loowern offenbarten etliche Kinder Anzeichen der Furcht. Jennifer Thyron widmete sich einem kleinen Mädchen, das heftig schluchzte.
    »Fürchtest du dich vor den Blues?«, fragte sie.
    »Nein.«
    »Vor Halutern?«
    »Unsinn.«
    »Aber warum fürchtest du dich vor den Loowern?«
    »Weil sie böse Teufel sind. Sie haben Hörner und Flügel wie gefallene Engel.« Dann brach ein wahrer Schwall aus dem Mädchen hervor, und Jennifer kam dahinter, dass die Kleine nur umgesetzt hatte, was sie von ihren Eltern hörte.
    Es gab mehrere solcher Beispiele, die erkennen ließen, dass in vielen Familien Polemik gegen die Loower betrieben wurde.
    »Erziehen die Terraner ihre Kinder zum Hass gegen alles Fremde?«, fragte Hergo-Zovran verständnislos. »Oder reflektieren die Kinder nur den Hass der reifen Terraner? Warum erziehen die Terraner ihre Kinder überhaupt? Ich will mich keineswegs in terranische Belange einmischen, aber wenn Sie von der Freiheit des Individuums sprechen, wo bleibt die Freiheit der Kinder? Junge Loower lernen von selbst, und sie finden allein den Weg zur Entelechie.«
    Aus allen Teilen der Welt trafen inzwischen Meldungen über Demonstrationen gegen die Loower ein. Viele Menschen - unter ihnen der Großteil derer, die von Gäa zurückgewandert waren - bezeichneten das Unternehmen Pilgervater bereits als Fehlschlag. Die Erde erschien ihnen zunehmend als unsicherer Ort. Sie befürchteten, dass nach dem Konzil der Sieben neuerlich eine kosmische Großmacht nach dem Solsystem griff, kaum dass sich die Menschheit von den Schrecken des letzten Jahrhunderts erholte.
    Als Hergo-Zovran schließlich seinen Entschluss bekannt gab, zum Mars zurückzukehren, schien die Kluft zwischen Terranern und Loowern unüberwindlich geworden zu sein.
    »Sie behaupten, der Sprecher Ihres Volkes zu sein, Julian«, sagte Hergo-Zovran. »Doch aus Ihrem Mund klingt es ganz anders als aus dem Mund des Volkes. Was soll ich davon halten, wenn Sie mir Bereitschaft zur Zusammenarbeit versichern, mir gleichzeitig aber von der Mehrheit der Terraner Feindschaft entgegenschlägt?«
    »Der Mann auf der Straße kennt die Zusammenhänge nicht, er weiß es nicht
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