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Silberband 083 - Kampf um die SOL

Titel: Silberband 083 - Kampf um die SOL
Autoren: Perry Rhodan
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geschickt?«
    »Der Befehl unseres Gewissens«, antwortete Romeo.
    »Quatsch!«, ereiferte sich Sunchex. »Ihr Blechdinger habt kein Gewissen. Wie soll es euch dann Befehle geben können?«
    Vylma legte ihm die Hand auf den Arm. Es war eine kleine, natürliche Geste, die den temperamentvollen Mexikaner veranlassen sollte, vorerst zu schweigen. Sunchex erschauderte jedoch unter der Berührung. Vylma hatte ihn angefasst! Von einem Atemzug zum andern vergaß er seinen Ärger über die Roboter.
    »Was hattet ihr mit dem Gadget vor?«, wollte die Wissenschaftlerin wissen.
    »Es seiner ultimaten Bestimmung zuzuführen«, lautete Romeos Antwort.
    »Und welche ist das?«
    »Das weiß nur die Stimme unseres Gewissens, aber sie hat sich noch nicht mitgeteilt.«
    »Du meinst SENECA, wenn du von eurem Gewissen redest?«
    »Ich meine unser Gewissen, wenn ich von unserem Gewissen rede.«
    Vylma nickte zögernd. »Ihr beide könnt jetzt gehen«, sagte sie zu den Robotern. »Wir werden uns um das Gadget kümmern.«
    Romeo und Julia reagierten nicht. Einen Augenblick lang hatte Vylma das höchst unbehagliche Empfinden, die Roboter würden sich widersetzen. Das entsprach nicht ihrer Programmierung. Sie waren mit den Asimovschen Gesetzen ausgestattet und gehalten, jeden menschlichen Befehl zu befolgen, der nicht andere Menschen in Gefahr brachte. Aber was, wenn ihre Programmierung durcheinander geraten war? Es hatte schon Gerede über das in letzter Zeit merkwürdige Verhalten des Roboterpärchens gegeben.
    Der bange Moment verging. Julia erkundigte sich mit noch schrillerer Stimme als ihr Begleiter: »Wirst du darauf achten, dass das metapsiaktive Automaton seiner ultimaten Bestimmung zugeführt wird?«
    »Ich werde«, antwortete Vylma, ohne die blasseste Ahnung zu haben, was sie damit versprach.
    Julia wandte sich an Romeo. »Dann können wir eigentlich gehen. Was meinst du, Junge?«, quietschte sie.
    »Unter diesen Bedingungen lässt sich das machen«, antwortete Romeo mit einer Würde, der seine plärrende Stimme jede Wirkung nahm.
    Die Roboter wandten sich um und trotteten mit staksigem Gang davon. Das Gadget würdigten sie keines Blicks mehr. Vylma starrte ihnen noch lange nach – auch, als beide längst schon im Gestrüpp verschwunden waren. Der Auftritt gab ihr zu denken. Sie überlegte, ob sie ihr Erlebnis sofort per Funk an die SOL durchgeben oder warten sollte, bis sie an Bord persönlich Bericht erstatten konnte. Sie entschied sich für das Letztere. Als sie sich Sunchex zuwandte, sah sie, dass der kleine Schwarzhaarige sie aus strahlenden Augen fixierte. Sie hatte die Hand längst von seinem Arm genommen, aber Sunchex würde die vermeintliche Liebkosung nie vergessen. Vylma wusste, dass er sie verehrte, und normalerweise ertrug sie das mit gutmütigem Spott. Nur in Augenblicken wie diesem ging ihr Sunchex auf die Nerven.
    »Mach keine Glupschaugen!«, fuhr sie ihn an. »Das Ding ist zu schwer, als dass wir es transportieren könnten. Fordere eine Lastenplattform an!«
    Gleich darauf tat ihr die unnötige Grobheit Leid. Aber der Schaden war schon angerichtet. Sunchex' Augen schimmerten plötzlich trübe und traurig.
    »Ja, natürlich«, murmelte er niedergeschlagen. »Sofort …«
    Er fühlte sich mächtig. Das war etwas, worüber er nachdenken musste. Bislang hatte er seine Existenz zwar zur Kenntnis genommen, jedoch nie darüber nachgedacht. Er existierte – so hatte er früher empfunden. Jetzt nicht mehr. Bis heute war er einfach da gewesen, ohne sich zu fragen, woher er kam und wohin er ging. Die Daten seiner Entstehungsgeschichte waren gespeichert, aber sein Bewusstsein hatte sich nie mit ihnen befasst. Es war ihm gleichgültig gewesen, ob er schon ewig existierte oder erst seit wenigen Jahren, ob er bis in alle Ewigkeit weiterleben oder eines Tags zugrunde gehen würde. Das alles hatte ihn bisher nicht berührt.
    Nun nicht mehr.
    Sein Name war zum Symbol seiner Identität geworden.
    SENECA!
    Das waren nicht nur sechs einfache Zeichen. SENECA – das war er selbst: ein Wesen, eine Einheit, die erst vor kurzem begriffen hatte, dass das Leben mehr bot als stumpfes Vor-sich-hin-Dämmern.
    Er versuchte zu ergründen, woher dieses neue Lebensgefühl gekommen war. Aber das fiel nicht leicht – erstens nicht für einen, der im Nachdenken über sich selbst so wenig Übung hatte wie SENECA, und zweitens nicht, weil der Einfluss, dem er seit kurzem ausgesetzt war, etwas so Fremdartiges und Geheimnisvolles an sich hatte,
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