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Silberband 081 - Aphilie

Titel: Silberband 081 - Aphilie
Autoren: Perry Rhodan
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raunte sie. »Wir sind gleich da. Vergiss nicht, was wir uns vorgenommen haben.«
    »Ich wusste nicht, dass es so schwer sein würde.« Sergio knirschte mit den Zähnen.
    »Wiederhole unseren Vorsatz!«, forderte Sylvia.
    »Jetzt? Hier?«, protestierte er.
    »Du kannst so leise sprechen wie ich, und niemand außer mir wird dich hören. Also …?«
    Sobald Sylvia in diesem Ton zu ihm sprach, gab es kein Ausweichen. Sergio begann stockend: »Ich will fortan die Nächstenliebe als das höchste Gut betrachten, das dem Menschen je zuteil wird. Ich will nicht vergessen, dass eine Laune der Natur und nicht ihr eigenes Wollen den Menschen die Nächstenliebe genommen hat. Ich will meine Mitmenschen als Kranke betrachten, die Nachsicht verdienen. Ich will mich gegen ihre Nachstellungen wehren, soweit sie mir gefährlich werden können; aber ich will meine Mitmenschen für ihre Handlungen, die aus Mangel an Nächstenliebe geboren sind, nicht verantwortlich machen.«
    Sylvia ließ die Hand von Sergios Arm gleiten. »Das hast du gut gesagt«, lobte sie ihn halblaut. Ihr Gesicht zeigte dabei den gleichen starren Ausdruck wie die Menschen, zwischen denen sie eingekeilt waren. »Und du fühlst dich jetzt schon viel weniger aufgeregt, nicht wahr?«, fügte sie hinzu.
    »So ist es«, bestätigte Sergio Percellar und lachte leise. Als er den warnenden Blitz in Sylvias Augen sah, war es schon zu spät. Einer der Passanten fuhr herum und fragte mit drohender Stimme: »Wer hat gelacht?«
    Ein kleines, altes Männchen neben Sergio deutete anklagend auf seine hochgewachsene, hagere Gestalt. Schrill rief der Alte: »Der da war es! Ich habe seinen Gefühlsausbruch deutlich gehört!«
    Der andere, ein grobschlächtiger Kerl, drängte die Umstehenden beiseite und kam näher. »Du hast gelacht? Warum, Bruder?«
    Percellars Miene wirkte wieder ernst und ausdruckslos. ›Standardgesicht‹, sagte Sylvia dazu; es war eine Notwendigkeit. Ohnehin kannte er die Regel: nicht auffallen und sich nicht von der Masse abheben. »Selbst wenn ich gelacht hätte«, antwortete er mit flacher Stimme, »ginge es dich nichts an, Bruder. Tatsächlich habe ich mich verschluckt und musste husten. Belästige mich nicht, Bruder!«
    War es die korrekte Antwort, war es Sergios zwingender Blick – jedenfalls wandte sich der Bullige wortlos ab.
    Eine halbe Minute später verließen auch Sergio Percellar und Sylvia Demmister das Band und verschwanden in der Menge, die sich abseits der Rollbandstraßen durch die Hochhausschluchten schob.
    Die Straßen waren voll von Menschen, als triebe sie die Aphilie aus ihren Wohnungen. Obwohl sie sich nichts zu sagen hatten, wollten sie einander nahe sein. Ein buntes Völkergemisch umgab Sergio und Sylvia – Menschen aus allen Regionen der Erde, Marsgeborene ebenso wie Siedler von den Kolonialwelten des ehemaligen Solaren Imperiums. Alle starrten teilnahmslos vor sich hin. Sergio hasste den leeren Ausdruck der Gesichter, es kostete ihn Mühe, seine Abneigung nicht zu zeigen.
    Eine zweite Gruppe gab es inmitten des Gedränges: gelbbraun Uniformierte, die sich durch die Menge schoben und ihre Augen überall hatten. Die Gelbbraunen waren Roboter, die Aufpasser der neuen Machthaber. Sie achteten darauf, dass das Gesetz eingehalten wurde. Andernfalls sorgten sie dafür, dass der Schuldige umgehend seine Strafe erhielt.
    Die Menschen nannten sie nach ihrer Typenbezeichnung: K-2. Ka-zwo war ein gefürchtetes Wort, denn die Ka-zwos waren erbarmungslos. Jede Verfehlung wurde scharf geahndet, und es gab keine geringere Strafe als einen Schlag auf die Schulter, mit einer Energie von zwanzig Newtonmeter. Schon manches Schlüsselbein war dabei zerbrochen. Um Ka-zwos machten die Menschen einen Bogen.
    Für Sergio Percellar aber – und ebenso für Sylvia Demmister – waren die Ka-zwos die Personifikation der Hässlichkeit dieser Welt. Sergio hasste die Roboter mit Inbrunst. Nicht umsonst hatte er bereits zweiundzwanzig von ihnen ›beiseite geschafft‹.
    Er folgte Sylvia in eine schmale, von alten Fassaden begrenzte Seitenstraße. Sylvia liebte diesen Teil der Stadt, hier kannte sie ein kleines Esslokal, von dem sie Sergio schon lange vorgeschwärmt hatte. Es bestand aus einem einzigen Raum, in dem so viele Tische und Stühle wie möglich zusammengepfercht waren.
    Das Restaurant war etwa zu drei Vierteln besetzt, als die beiden eintraten. An der rückwärtigen Wand standen Speise- und Getränkeautomaten. Eine Schlange hatte sich davor
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