Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 055 - Der Schwarm

Titel: Silberband 055 - Der Schwarm
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
dem Freund einen Becher Kaffee.
    »Nun, wie fühlst du dich?«
    »Wie eine aus dem Wasser gezogene Katze.«
    »Hm … Hast du überhaupt noch erfaßt, daß Korom-Khan die Todesstrafe nach Artikel 25 forderte?«
    »Allerdings. Es schlug mir auf den Magen.«
    »Aber, aber«, spöttelte der Lordadmiral. »Einem Despoten von deiner Art müßte es doch Befriedigung bereiten, zwei Saboteure hinrichten zu lassen, die nicht nur sein kostbares Leben, sondern auch das von achttausend treu ergebenen Sklaven bedrohten! Ferner hätte ein Diktator jetzt schon zu überlegen, wie er die Vertreter des Homo superior nach seiner Rückkehr zur Erde schleunigst ausrotten kann. Ein Psychofeldzug sollte vorbereitet werden! In jedem Normalmenschen müßte abgrundtiefer Haß gegen den Neumenschen entfacht werden. Das wäre doch überhaupt kein Problem. Warum tust du das nicht, mein Freund?«
    Rhodan stellte den Becher zur Seite. Seine Augen waren ohne Glanz.
    »Entweder du führst sofort eine andere Sprache, oder du bist in drei Sekunden aus meinen Privaträumen verschwunden.«
    Atlan schnallte seinen Waffengürtel ab.
    »Mit dem Mann kann man aber auch wirklich nicht vernünftig reden«, grinste er. »In Ordnung, Terraner, wann ist Waringer mit der Reparatur fertig?«
    Während der Gerichtsverhandlung war die Fahrt der MARCO POLO auf ein Zehntel der einfachen Lichtgeschwindigkeit gedrosselt worden. Rhodan hatte weitere unerwünschte Dilatationseffekte innerhalb des Einsteinschen Normalraumes vermeiden wollen.
    Vor einer knappen Stunde waren die Ergebnisse der durchgeführten Abstimmung bekanntgegeben worden.
    Die Problemstellung hatte gelautet: Soll die Besatzung das Schiff zur Galaxis Gruelfin zurückfliegen, um dort eine völlige Wiederherstellung der Pralitzschen Wandeltaster zu versuchen; oder soll augenblicklich die Weiterreise zur Heimatgalaxis angetreten werden?
    Das Resultat der Wahl hatte keine Zweifel aufkommen lassen. Kein Mitglied der Besatzung hatte darauf bestanden, NGC 4594 erneut aufzusuchen. Der Grund dafür war einleuchtend gewesen.
    Wenn der vom Waringerteam reparierte und neujustierte Wandeltaster überhaupt noch funktionierte, war es relativ gleichgültig, welche Distanz damit zurückgelegt wurde. Entweder er arbeitete einwandfrei, oder er versagte vollständig. So hatte man sich entschlossen, den Dakkarsprung bis zur Milchstraße zu riskieren. Niemand hatte gegen den Vorschlag der Schiffsführung protestiert.
    Rhodans Verantwortungsgefühl war noch mehr als bisher belastet worden. Er war sich darüber klar, welches Wagnis er auf sich nahm.
    Dazu warf sich für ihn die quälende Frage auf, ob jedermann an Bord der MARCO POLO die Sachlage so eindeutig erfaßt hatte, um seine Meinung wirklich individuell äußern zu können. Rhodan hatte das unbestimmte Gefühl, als hätten sich mindestens siebentausend Besatzungsmitglieder blindlings auf seinen Vorschlag eingestellt und daher ihre Ja-Stimme abgegeben.
    Atlan ahnte, was in dem Freund vorging. Er saß wiederum neben Rhodan im zweiten Kommandeursitz.
    Vor einer Minute hatte die MARCO POLO Fahrt aufgenommen. Das Dröhnen der normallichtschnellen Impulstriebwerke war für eine Unterhaltung hinderlich. Die Schutzanzüge waren erneut angelegt worden. Die Funksprechanlagen arbeiteten zuverlässig. Wenn Bildsendungen aus anderen Abteilungen ankamen, wurde der Ton automatisch auf die Helmlautsprecher übertragen.
    Im Maschinenhauptleitstand schaltete und beobachtete der Leitende Ingenieur mit gewohnter Präzision. Das Eintauchmanöver in den Dakkarraum stand dicht bevor. Achttausend Menschen wußten, welches Risiko sie auf sich nahmen. Die Milchstraße war immerhin noch vierundzwanzig Millionen Lichtjahre entfernt.
    Oberst Korom-Khan leitete das Manöver ein. Die Emotionauten Senco Ahrat und Mentro Kosum überwachten jeden Schaltvorgang. Korom-Khan arbeitete zuverlässig.
    Die Absprunggeschwindigkeit zum Dakkarraum war mit genau 2,35967 Prozent Unterlichtfahrt berechnet worden. Das entlastete den Wandeltaster, der als einziges Gerät seiner Art überhaupt noch funktionieren konnte.
    »Klar zum Halbspurmanöver«, ertönte Cavaldis Stimme. Sein Gesicht war auf den Interkombildschirmen zu sehen. Die Panoramagalerie zeigte dagegen die Schwärze des interkosmischen Leerraumes. Die Heimatgalaxis war noch weit entfernt. Sie war als Zielpunkt in die Dakkarpositronik eingespeist worden.
    »Wenn es diesmal nicht gelingt, dürften die Saboteure ihr Ziel erreicht haben«, erklärte Rhodan.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher