Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Signum - Die verratenen Adler

Signum - Die verratenen Adler

Titel: Signum - Die verratenen Adler
Autoren: Michael Roemling
Vom Netzwerk:
Eitelkeit auskam. Augustus wies mit dem Kopf zu der Seite des Säulenumgangs, auf dem die Sonne stand. »Gehen wir doch rein«, sagte er wieder an Quintus gewandt. »Ichhabe da ein Tröpfchen aus Hispanien, so was hast du noch nicht getrunken.«
    Caius war völlig überrumpelt von der ungezwungenen Natürlichkeit ihres Gastgebers, dem sie nun in den Schatten folgten. Sie durchquerten eine Vorhalle und betraten einen großen Raum, an dessen drei geschlossenen Seiten ein umlaufendes Podium aus Marmor verlief, das rechts und links jeweils über drei Stufen betreten werden konnte.
    Oberhalb des Podiums waren die Wände mit perspektivischen Landschaftskulissen dekoriert, unterbrochen von aufgemalten Säulen und dunkelroten Bildfeldern mit feingliedrigen Gestalten aus der griechischen Mythologie. Außer vier Faltsesseln mit Messingbeschlägen und dunkelroter Bespannung war der Raum leer.
    Augustus wies seinen Gästen zwei Sessel zu und nahm zwischen ihnen Platz. Augenblicklich erschien ein Sklave in der Tür. »Dann bring uns mal den hispanischen Zaubertrank«, befahl der Princeps gut gelaunt. »Den nehmen wir ausnahmsweise mal unverdünnt.«
    Der Sklave verschwand. Hinter der Wand war ein zweimaliges Händeklatschen zu hören, und sofort erschienen zwei weitere Sklaven, die einen kleinen dreibeinigen Tisch hereintrugen, auf dem eine Karaffe und vier sehr schlanke Becher aus Glas standen. Während einer der beiden fast lautlos den strohgelben Wein eingoss, reichte der andere zuerst dem Hausherrn, dann den Gästen die Becher. Anschließend entfernten sich beide wieder.
    Â»Diesen Wein trinken wir mal lieber langsam«, sagte Augustus und lehnte sich behaglich zurück. »Er hat es in sich, aber ich bringe es nicht über mich, ihn mit Wasser zu verpanschen. Das ist, als würde man in eine Linie arabischer Rennpferde auf einmal Esel einkreuzen. Und wir wollen unseren Verstand ja nicht unfruchtbar machen.« Er hob den Becher mit einer lässigen Geste ein Stück an. Der Wein schien gut gekühlt zu sein, denn das dünne Glas war schon beschlagen.
    Sie nippten an den Bechern. Der Wein war stark und dennoch sehr fruchtig. Fast sofort spürte Caius, wie er sich im Kopf bemerkbar machte. Seine Anspannung lockerte sich.
    Nach einem kurzen genießerischen Schweigen ergriff Augustus wieder das Wort. »Eigentlich gehört es sich nicht, dass man anfängt, bevor alle da sind. Aber Appius Aemilius Rullianus wird sich etwas verspäten. Wie ihr wisst, hat er sich auf eine wichtige Aufgabe vorzubereiten.« Wieder streifte die Lippen des Princeps der Hauch eines ironischen Lächelns. Obwohl Caius keine Ahnung hatte, wovon die Rede war, fühlte er sich geschmeichelt, dass Augustus ihn ganz selbstverständlich als Eingeweihten in den politischen Gedankenaustausch einbezog. Aber von welcher Aufgabe war die Rede?
    Als könne er Gedanken lesen, fuhr der Princeps jetzt geschäftsmäßig fort: »Und wenn ihr es noch nicht wisst: Ich habe Rullianus zum Legaten der XIX. Legion ernannt.«
    Â»Das ist mir neu«, sagte Quintus. Caius bewunderte seinen Vater dafür, mit welcher Gelassenheit er seine Unwissenheit einräumte. Anscheinend war es tatsächlich besser, sich vor dem Princeps nicht zu verstellen.
    Â»Ich habe es auch erst vor ein paar Tagen entschieden«, sagte Augustus nachsichtig. »Und es wird nicht die einzige personelle Veränderung bei der Rheinarmee sein. Ich will offen mit dir sprechen. Varus ist jetzt seit zwei Jahren Statthalter in Germanien. Der Aufbau der Provinzverwaltung macht Fortschritte. Ich frage mich allerdings: Ginge es vielleicht schneller?«
    Â»Wäre es denn gesund, wenn es schneller ginge?«, gab Quintus zurück. Er schien sofort im Thema zu sein.
    Â»Eigentlich nicht. Aber haben wir die Zeit zu warten? Unsere ganze Nordgrenze ist ein einziges Risiko. Tiberius ist mit zwölf Legionen in Pannonien und bekommt die Lage nicht unter Kontrolle. Unsere Verluste sind enorm.«
    Caius war irritiert. In der Öffentlichkeit war kaum die Rede von drohenden Gefahren, schon gar nicht von Verlusten. Es gab Gerüchte. Aber diese gingen in den pompösen Inszenierungen der Siegesfeiern unter. Wenn man es genau bedachte, dann wusste eigentlich niemand so richtig, was im Norden passierte.
    Â»Und dann die Markomannen«, sprach Augustus weiter. »Wie lange die stillhalten, wissen die unsterblichen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher