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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber
Autoren: Heinrich Kraus
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Leute, daß der Saal wackelte. Ich schwitzte ein wenig vor Verlegenheit und weil ich noch nie soviel Geld besessen hatte. Die Blasmusik spielte ganz laut und falsch, als ich zu meinem Platz zurückging, wo mich Mama und Patin Bertalein abküssen wollten; aber ich hatte vor all den Leuten keine Lust dazu und setzte mich steif, stumm und ohne ein Miene zu verziehen hin, um darauf zu warten, daß mit dem Programm begonnen wurde.
    Zuerst schlurften einige ältere Männer auf die Bühne, die sich im Halbkreis aufstellten, wobei sie sehr schnauften, damit Luft in die Lungen gelangte. Eine Weile gab der Dirigent verschiedene Töne von sich, die die anderen nachsummten. Dann hob er die Arme, und als er sie fallen ließ, fingen die Männer ganz laut an zu plärren, so daß die Adern an ihrer Stirn und die Hälse anschwollen. Dieses war der Männerchor „Fidele Gesellen“, der mit aller Kraft einige Lieder brüllte. Die Wirtin kam zu mir her und fragte, ob sie dem jungen Herrn was servieren dürfe, womit sie mich meinte. Ich bestellte eine große Portion Eis, während die Tenöre schrille Schreie ausstießen und die Bässe wie Ochsen brummten, so daß es eine Menge Mißtöne gab. Dennoch klatschten die Leute, vielleicht auch, weil der Radau endlich vorüber war und die Männer mit Gekeuche von der Bühne stiegen, um eine Menge Bier zu konsumieren.
    Da entdeckte ich Toni. Ich fragte meine Eltern, ob ich zu ihm gehen dürfe, was sie erlaubten. Er hatte seine Schwester dabei, die langes blondes Haar und ein hübsches Gesichtchen besaß, mit mir lächelte und mich ebenfalls wegen der Überwältigung meiner Gangster lobte. Ich rief der Wirtin zu, sie solle drei große Eis bringen, und dann begannen wir zu schlecken.
    Auf der Bühne zeigten nun die dörflichen Turner, was sie konnten. Es war nicht viel; und einer, der mit einem dicken Hintern, einem Schmerbauch und einem schwarzen Bart ausgestattet war, purzelte vom Reck, worauf eine
    Beule an seiner Stirn entstand; ein anderer, der dünn, glatzköpfig und ein Lehrer war, rutschte beim Bodenturnen aus, so daß er sich in die falsche Richtung überschlug und von der Bühne herab in die Blaskapelle stürzte.
    Dann sagte der Bürgermeister, das kulturelle Programm sei vorüber, und man solle sich an den Weiher begeben, um die Attraktion des Abends zu genießen. Alle Leute verließen den Saal, auch wir, und Tonis Schwester, die Agathe hieß und mir immer besser gefiel, schritt neben mir her. Dabei kitzelten ihre Haare meinen Arm, wodurch ein seltsames Gefühl in mir entstand, so daß mein Herz schneller schlug und Hitze in meinen Kopf stieg. Vielleicht war ich verliebt, doch ich wagte nichts zu sagen. So ist es oft, daß ein Mann Mut gegenüber drei Gangstern entwickelt und einem Mädchen gegenüber nur Verlegenheit, obwohl es schwach ist und vielleicht darauf wartet, daß man etwas Liebes sagt.
    „Nachher spendiere ich Rostwürste“, sagte ich.
    „ Wieviele ?“ fragte Toni.
    „Soviel wir verschlingen können.“
    „Danke, Sigi!“ flüsterte Agathe mit zarter Stimme. „Du bist nicht nur ein Draufgänger, sondern auch ein Kavalier!“
    Ich wurde rot; doch glücklicherweise umgab uns dunkle Nacht, und dann begann das richtige Feuerwerk. Viele Raketen wurden abgeschossen, so daß der Himmel voller bunter Lichter war, die ihrerseits wieder explodierten und ein prächtiges Gefunkel verursachten. Die Leute waren verwundert und so entzückt, daß sie „oh“ und „ah“ riefen, die Blasmusik spielte im Dunkeln, die Würste rösteten und verbreiteten einen feinen Duft, und im Wasser, in dessen Mitte die Schilfinsel lag, spiegelte sich die ganze Herrlichkeit... und plötzlich küßte mich Agathchen auf die rechte Wange...

Hallo! Ich heiße Sigi Wulle , bin zwölf Jahre alt, werde in der Schule der „Rote Sigi” genannt, meine Haare sind wie Feuer..., da fällt mir ein, das wißt Ihr ja alles schon.

    Was Ihr noch nicht wissen könnt: der Heinrich Kraus hat noch mehr Geschichten von mir und mit mir und um mich herum aufgeschrieben. Die nächsten Bücher werden heißen „Sigi Wulle auf dem Kriegspfad” und dann etwas später „Sigi Wulle und der Einbrecher”.

    Und Heinrich Kraus schreibt noch immer mehr auf. Das kann eine schöne Bescherung geben. Euer Buchhändler wird Euch sagen, wann die Bücher erscheinen.

    Bis zum nächsten Buch grüße ich Euch als

    Euer

    Sigi Wulle
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