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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber
Autoren: Heinrich Kraus
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am lautesten war; aber auch die Trompeten und Posaunen machten viel Lärm, und wenn sie eine Pause hatten, pfiff die Piccoloflöte dazwischen und gluckste die Klarinette, so daß nie Ruhe herrschte. Diese stellte sich erst ein, als das Stück zu Ende war.

Kapitel 14
    Darf ich mal telefonieren?“
    „Mit wem?“ fragte der Wirt.
    „Mit meiner Tante.“
    „Warum?“
    „Weil ich ihr vom Feuerwerk erzählen will.“
    „Kommt sie her?“
    „Ganz bestimmt.“
    „Dann sag ihr, daß ich noch ein freies Zimmer habe!“
    Ich nickte.
    „Wenn du’s ausrichtest, darfst du umsonst telefonieren.“
    Ich versprach es ihm, und er ließ mich in den Flur, wo sich der Apparat und ein Fernsprechbuch befanden. Ich wußte, daß Onkel Edilein kein Telefon besitzt, aber sein Mieter, der Kriminalinspektor S. Vark , dessen Filius ich damals verdroschen hatte.
    „Kennst du dich aus?“ fragte der Wirt.
    „Ja“, sagte ich und stellte den Plastikbehälter auf den Boden neben mich.
    „Vergiß das Zimmer nicht!“
    „Auf keinen Fall.“
    Dann tappte e rzurück in die Wirtschaft, und ich suchte im Buch die Nummer dieses Kriminalinspektors, wählte sie und wartete, bis er sich meldete. Ich verriet nicht, daß ich es war, sondern nannte einen anderen Namen, damit er in der Zwischenzeit keine Tricks veranlassen konnte. Ich verlangte Frau Brummer, weil meine Patin so mit Familiennamen heißt. Es paßte ihm anscheinend gar nicht, die Treppe hinaufzusteigen, aber dann murmelte er doch, er werde sie rufen. Ich wies ihn darauf hin, daß es pressiere, was er nicht zu glauben schien, denn es dauerte lange, bis sie sich meldete. Als ich ihr sagte, wer mit ihr sprach, wurde sie verrückt vor Freude.
    „Lebst du wirklich noch, mein liebes Sigilein !“
    „Ja“, scherzte ich, „denn ein Geist telefoniert nicht, sondern erscheint um Mitternacht im weißen Gewand.“
    „Und die Bankräuber?“
    „Die befinden sich in einem Versteck, das ihr nicht finden könnt.“
    „Bist du abgehauen?“

    „Nein. Sie haben mich geschickt.“
    „Aber du kehrst doch nicht zu ihnen zurück?“
    „Doch. Sie haben nämlich Strups in ihrer Gewalt.“
    „Nein!“ schrie sie. „Nein!“
    „Warum regst du dich auf?“
    „Weil ein Tier nicht so wichtig ist wie ein Mensch!“
    „Für mich schon“, sagte ich, „denn Strups ist der einzige, der mich gern hat und nicht immer herummeckert wegen meines dreckigen Halses und meiner schwarzen Finger.“
    „Wir meckern auch nicht mehr. Ich verspreche dir’s!“
    Dann kam der Wirt in den Flur und fragte, ob ich schon die Zimmerangelegenheit geklärt habe. Daher fragte ich Patin Bertalein, ob er eines reservieren solle für sie, worum sie sogar bat. Sie war auch mit dem Preis einverstanden,
    und es war ihr gleichgültig, ob das Wasser fließend war oder nicht, worauf der Wirt mir freundlich zuzwinkerte und in die Schankstube zurückkehrte, da dort die Gäste nach Bier schrien. Ich wartete, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte, damit er nicht hörte, weshalb ich in Wirklichkeit telefonierte und eventuell meinen Plan durcheinanderbrachte.
    ,,Sigi !“ wimmerte meine Patin. „Du darfst nicht zu ihnen zurückgehen!“
    „Ich mach’s trotzdem!“ sagte ich. „Und wenn du mir eine Szene spielst, leg ich auf!“
    Da fing sie ganz jämmerlich an zu weinen, so daß sie kein Wort mehr herauskriegte. Onkel Edilein nahm den Hörer, hüstelte verlegen und sagte dann in einem ruhigen Ton, ich werde schon alles richtig machen. Die Tatsache, daß ein so berühmter Detektiv wie er ein solches Vertrauen in mich setzte, erzeugte in mir Stolz und Freude.
    „Du befindest dich also jetzt im Gasthaus Zum Krokodil in Hinterkrottelbach ?“ fragte er.
    „Jawohl“, antwortete ich.
    „Sollen wir dorthinkommen ?“
    „Sofort.“
    „Was müssen wir dann tun?“
    „Die Nacht über warten und den Himmel betrachten.“
    „Warum?“
    „Weil ich ein Feuerwerk mache.“
    „Wozu?“
    „Um euch zu zeigen, wo ich mich befinde, und euch damit Bescheid zu geben, daß die Gangster gefangen sind und ihr sie abholen könnt mit der Polizei.“
    „Ist das nicht zu gefährlich?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Und wenn etwas schiefgeht?“
    Ich legte schnell auf, denn ich merkte, daß er mich in ein langes Gespräch zu verwickeln versuchte, um Kriminalinspektor S. Vark die Möglichkeit zu geben, zu einem anderen Apparat zu rennen und die hiesige Gendarmerie anzurufen, die mich dann schnappen würde. Der Wirt behandelte mich mit größter
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