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Sigi Wulle und die Bankräuber

Sigi Wulle und die Bankräuber

Titel: Sigi Wulle und die Bankräuber
Autoren: Heinrich Kraus
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Freundlichkeit, da ich ihm ein Geschäft vermittelt hatte. Als ich noch einige Flaschen Bier und ein Glas Rollmöpse kaufte, eine Leibspeise von mir, strahlte er sehr.
    „Wann werden sie anreisen?“ fragte er.
    „In spätestens einer Stunde“, entgegnete ich.
    „Zwei auf jeden Fall“, sagte ich. „Aber vielleicht bringen sie noch ein paar Bekannte mit.“

Kapitel 15
    Zu allererst mußte ich den Plastikbehälter herrichten. Er stellte den wichtigsten Teil meiner Expeditionsausrüstung dar. Ich warf so lange Steine hinein, bis er nicht mehr auf dem Wasser schwamm, sondern untertauchte. Der Verschluß mußte aber so sorgfältig zugedreht werden, daß kein Tropfen hindurchsickern konnte, der meine Raketen oder die Streichhölzer naßmachte. Ich experimentierte lange, und selbst dann hatte ich keineswegs die Gewißheit, daß es klappen würde. Wenn sie schlauer als ich wären, hätte ich nichts zu lachen. Sie würden mich halbtotschlagen oder sonst weiß Gott was mit mir machen. Doch ohne Wagnis wird kein Ziel erreicht, und wenn der Kolumbus zum Beispiel nicht ins Blaue geschwommen wäre, wüßte man heute noch nicht, wo sich Amerika befindet, und Alexander hat Indien entdeckt und sogar mitten in der Wüste, als er fast verdurstete, einen Helm voll Wasser in den Sand geleert, um seinen Soldaten zu zeigen, daß man etwas riskieren muß, und der Napoleon ist bis nach Rußland getrampt, wo er allerdings eins draufgekriegt hat. Es kann halt nicht immer klappen.
    Dann legte ich den Plastikbehälter unter die Ruderbank und holte die Rollmöpse heraus, um einige zu verspeisen; sie schmeckten vorzüglich, schon deshalb, weil ich mittags Pralinen gegessen hatte, und nach zuviel Süßem verlangt man nach Saurem. Sie waren saftig und bestens gewürzt, so daß es eine Wonne war, sie zwischen die Zähne zu schieben. Plötzlich mußte ich aber das Glas wegstellen und mich auf den Boden des Kahns werfen, da einige Polizeiautos über die Landstraße rasten, nur einige Meter von mir entfernt.

    Mein Herz klopfte unter den Rippen, denn ich befürchtete, von den Polypen gesehen zu werden, die meinen herrlichen Plan kaputtgemacht hätten. Bestimmt hockten auch Patin Berta und Onkel Edilein in den Wagen.
    Doch sie bemerkten mich nicht, und nach einer Weile hätte ich weitere Rollmöpse verschlingen können; aber mein Appetit war durch die Aufregung vergangen. Ich stellte die restlichen Rollmöpse ans Ufer, denn die Gangster sollten nichts zu essen kriegen; dann setzte ich mich auf die Ruderbank und blickte über den See zur Schilfinsel hinüber, wo sie heißhungrig auf mich warteten und sich ausmalten, was ich für sie mitbringen würde, was jedoch kein Leckerbissen, sondern eine Enttäuschung war.
    Dämmerung kroch aus dem Wasser, als die Sonne hinter den Hügeln versunken war, und Nebelschleier wehten im leichten Abendwind. Vögel sangen in allen Zweigen ihre Melodien, und Grillen zirpten unermüdlich.
    Ich dachte über meinen Plan und meine Chancen nach und hoffte, daß der Toni mich nicht verraten würde. Ein wenig traurig schaute ich über die Wellen zur Insel hinüber, bis diese im Nebel und in der Dämmerung verschwunden war. Ich erinnerte mich der Gemeinheit der Gangster, deren Schicksal sich in der kommenden Nacht entscheiden mußte, wenn ich richtig kalkuliert hatte. Ich begann zu zittern, vielleicht wegen der Kälte, vielleicht aber auch, weil ich ein wenig Angst hatte, und ein bißchen darf sich auch ein Junge fürchten.
    Als es dunkel geworden war, so daß man nur noch einige Meter weit sehen konnte, stieß ich vom Ufer ab und ruderte langsam auf die Insel zu. Mir fiel ein, daß ich den Mund ausspülen mußte, da sie sonst vielleicht die Rollmöpse rochen. Ich tat es so gründlich wie zu Hause, wenn ich die Friedenspfeife geraucht hatte. Meine Mutter verlangt nämlich bisweilen, daß ich sie anhauche, um an meinem Atem festzustellen, ob er nach Tabak stinkt, was nach einer guten Spülung nicht möglich ist.
    Nachdem ich die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, schob ich eine Pause ein. Zweifel plagten mich, und ich wußte nicht mehr, ob ich richtig handelte. Wenn es mißlingt, so dachte ich, werden mir alle die Schuld geben, da ich die Chance hatte abzuhauen. Doch dann fiel mir wieder mein Strups ein, was für ein lieber Kerl er ist und daß er schnurrt, wenn ich ihn streichele oder ihm etwas zu fressen gebe; ich meine, daß der Mensch für seine Tiere die Verantwortung trägt, weil er meist Verstand besitzt und sie
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