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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens
Autoren: Heather Graham
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die Stimme, so daß nur der General und Rhiannon ihn noch verstehen konnten. »Da ich nur getan habe, was man von einem Gentleman erwarten kann, und hier auf Wunsch der Dame erschienen bin - was mich zu Ihrem Gefangenen macht, Herr General -, bitte ich Sie um einen Gefallen, als Offizier und Gentleman. Rhiannon ist doch in Ihrem medizinischen Corps beschäftigt«, fuhr er freundlich fort, »bitte seien Sie so gut und haben ein Auge auf sie. Sie neigt dazu, von ihrem geliebten, aber leider verschiedenen Ehemann Richard zu träumen, um sich dann dem Nächstbesten an den Hals zu werfen ...«
    Weiter kam er nicht, denn Rhiannon hatte einen raschen Schritt auf ihn zu getan und ihm eine so schallende Ohrfeige verpaßt, daß es richtig weh tat. Sich die Wange haltend, verneigte er sich tief vor ihr, drehte sich dann um und ging auf das Pferd zu, das die Yankees für ihn bereithielten. Das Tier war wohlgenährt und hervorragend in Form. Schnell saß er auf, da er die Gelegenheit gekommen sah, auf die er gewartet hatte: eine Lücke in den Linien der Yankees. Er drückte sich mit dem Oberkörper flach an den Hals des Tieres und gab ihm die Sporen. Das Pferd reagierte augenblicklich und preschte auf die Lücke zu.
    »Haltet ihn!« befahl Magee. »Wir machen uns ja zum Gespött der Leute, wenn wir nicht einmal einen unbewaffneten Arzt gefangennehmen können! Los, Männer!«
    Zwei Reitern gelang es, die Lücke zu schließen. Es machte keinen Unterschied. Julian brauchte nur sein Pferd herumzureißen und auf direktem Weg zurück und dann nach links zu reiten, um ihnen zu entkommen. Aber als er sein Pferd gewendet hatte, verstellte sie ihm den Weg und sah ihn herausfordernd an. Groß, aufrecht und unbeweglich wie eine Statue stand sie da.
    Aber es war kein wirkliches Risiko für Rhiannon, da sie ganz genau wußte, daß er anhalten würde.
    Er nahm die Zügel kurz, und sofort waren die Soldaten bei ihm, um ihn vom Pferd zu reißen. Einer der Männer hieb mit seinem Gewehrkolben auf ihn ein. Ein harter Schlag traf Julian am Hinterkopf, so daß er glaubte, der Schädel würde ihm zerspringen. Er flehte zu Gott, daß der Mann ihm nicht wirklich den Schädel gespalten hatte. Sein Kopf dröhnte, und ihm begannen die Sinne zu schwinden. Im Fallen sah er noch Rhiannons wunderschöne grüne Augen auf sich gerichtet, und er streckte eine Hand nach ihr aus. Entsetzt schrie sie auf, konnte sich ihm aber nicht schnell genug entziehen, und so riß er sie mit sich zu Boden, während die Welt um ihn herum immer mehr verschwamm. Egal! Mit letzter Kraft gelang ihm ein Lächeln und er raunte ihr zu: »Ich schwöre dir, mein geliebtes Weib, das wird dir noch leid tun.«
    »Er ist ohnmächtig, Ma'am. Wenn ich Ihnen die Hand reichen darf ...«, bot ihr einer der jungen Reiter an.
    Rhiannon sah zu dem Mann hoch und nickte. Dann blickte sie noch einmal zu Julian, der mit geschlossenen Augen neben ihr lag. Die schwarze Locke über seiner Stirn hätte sie ihm am liebsten zurückgestrichen. Statt dessen flüsterte sie ihm zärtlich zu: »Du wirst nie erfahren, mir niemals glauben, daß ich das alles nur getan habe, weil ... weil ich dich liebe!« Dabei wußte sie genau, daß weder er noch sonst irgend jemand sie würde verstehen können. Dann ließ sie sich von dem Soldaten aufhelfen.
    Plötzlich hörten sie Kanonenfeuer, das in unmittelbarer Nähe zu sein schien. »Hebt den Gefangenen hoch und bringt ihn ins Feldlazarett!« befahl Magee. »Der Tag hat begonnen, meine Herren, und ich darf Sie daran erinnern, daß hier und heute das Schicksal einer Nation entschieden werden könnte!«
    Das Schicksal einer Nation! Was würde mit den vielen Menschen hier geschehen, überlegte Rhiannon. Ob es ihr wohl gelungen war, Julians Schicksal eine andere Wendung zu geben? Sie hatte alles riskiert, um den Ausgang ihres Traumes zu verändern, hatte Julian überlistet und verraten.
    Aber auch er hatte ihr eine Falle gestellt. Und jetzt waren sie noch heilloser in einem undurchdringlichen Netz verstrickt als zuvor.
    Schicksal! War das etwa alles vorherbestimmt gewesen, von diesem ersten Abend an, da er durch die Wildnis zu ihrem abgelegenen Haus geritten und in ihr Leben getreten war?

1
    Paddy MacDougall hatte es übel erwischt.
    Auf einem mageren, grauen Klepper ritt Julian McKenzie mit seinem tapferen alten Freund vor sich im Sattel und hielt ihn mit einem Arm fest. Er sprach Paddy Mut zu, obwohl ihm selbst das Herz schwer war. Wenn es ihm nicht bald gelingen würde, den
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