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Sieg des Herzens

Titel: Sieg des Herzens
Autoren: Heather Graham
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sein mochte, mit ein paar Frauen würden sie es schon noch aufnehmen.
    »Gefreiter Murphy, ich verstehe Ihre Besorgnis, aber ich muß einen Platz finden, an dem ich in Ruhe operieren kann.«
    »Colonel, wir könnten auch ganz gut ein paar Minuten Ruhe gebrauchen«, schaltete sich nun Corporal Henry Lyle in ihr Gespräch ein und trieb sein Pferd näher an die beiden heran. Dann sagte er zu dem jungen Gefreiten: »Liam, mein Junge, wir werden vorsichtig sein. Aber vergiß nicht, daß wir nun schon seit zwei Tagen unterwegs sind, um dieses Yankee-Depot zu finden, und letzte Nacht sind wir durchgeritten.«
    Lyle, ein grauhaariger Mann von unbestimmbarem Alter, aber zäh und zuverlässig wie ein Fels in der Brandung, blickte Julian über den Kopf des Jungen hinweg an. Sie waren alle völlig erschöpft, und der lang ersehnte Rastplatz lag zum Greifen nah.
    »Da ist noch mehr«, beharrte Liam.
    »Und das wäre?« wollte Julian wissen.
    »Dort wohnt eine Hexe, oder besser gesagt wohnte.«
    Henry Lyle und die anderen Männer brachen in schallendes Gelächter aus.
    »Liam, wenn da eine Hexe drin ist, dann verbrennen wir sie einfach«, sagte Thad, der zu dem jungen Mann geritten war und ihm nun jovial das Haar raufte. »Gütiger Gott!« fügte er dann hinzu. »Wenn es hier irgendwo eine Hexe gibt, dann bete ich zu Gott, daß sie ein Hühnchen oder ein Schwein herbeizaubern kann. Ich bin nämlich hungrig wie ein Wolf.«
    »Vergiß den Schweinebraten«, sagte sein Vetter Ben, als er an ihm vorbeiritt, um mit Julian aufzuschließen. »Wir können von Glück reden, wenn wir ein paar Wurzeln oder alte Konserven auftreiben. Was meinen Sie, Doc, Colonel, Sir?«
    Julian blickte zum Haus und dann wieder zu Liam, der rot angelaufen war wie ein Puter, ihn aber immer noch mit unbewegtem Gesichtsausdruck ansah. Julian schüttelte den Kopf über Liams Halsstarrigkeit und sagte: »Mein Junge, ich habe keine andere Wahl. Wenn es dort Hexen gibt, müssen wir uns irgendwie mit ihnen arrangieren. Paddy stirbt uns sonst. Seine Wunde blutet immer noch.«
    »Und wenn da Yankee-Sympathisanten drin sind, ist das auch egal«, warf Kyle Waverly ein. »Wir tragen ja keine echten Uniformen.« Vor dem Krieg war er ein junger Dorfschullehrer gewesen, aber nach zwei Jahren beständiger Scharmützel begann sein Haar bereits zu ergrauen und gab ihm den Anschein eines alternden Professors. Er sah Julian mit hochgezogener Augenbraue an und kratzte sich bedächtig am stoppeligen Kinn, bevor er fortfuhr: »Wenn es dort irgendwelche Yankees gibt, können wir einfach sagen, daß wir uns den Unionstruppen in St. Augustine anschließen wollen. Keiner kann uns das Gegenteil beweisen.«
    Damit hatte er recht. Als eine der wenigen verbliebenen Einheiten, die versuchen sollten, Florida zu halten, waren sie ursprünglich mit selbstgemachten Uniformen in den Landesfarben losgezogen. Aber die Zeit hatte ihrer Kleidung derart zugesetzt, daß man überhaupt nicht mehr erkennen konnte, daß die Fetzen, die sie noch am Leib trugen, einmal Uniformen darstellen sollten. In der Sommerhitze hatten sie meist ohnehin nur Baumwollhemden und ziemlich durchgesessene Reithosen an, und was das Schuhwerk betraf, waren sie froh, wenn sie nicht barfuß gehen mußten.
    »Wir besetzen das Haus. Ich rede, wenn es nötig sein sollte«, sagte Julian zu den Männern und trieb sein Pferd, den anderen voran, den halb überwucherten Reitpfad zum Haus entlang. Dort angekommen, saß er ab und zog seinen Colt, bevor er den mittlerweile bewußtlosen Paddy über die Kruppe des Pferdes auf seine Schultern hievte. Er machte Jim, den Henlys und den Andersons ein Zeichen, die Rückseite des Hauses zu umstellen, und bedeutete den anderen, ihm zu folgen. Vorsichtig ging er die Stufen zu der breiten Veranda hinauf. Eine Schaukel stand dort, und man konnte sich leicht vorstellen, daß sie auch schon einmal angenehmere Zeiten gesehen hatte, wenn beispielsweise das Mondlicht durch die Zweige der nahe stehenden Magnolien schien und die Tautropfen auf dem Moos darunter zum Glitzern brachte, während ein leichtes Lüftchen ging. Die Schaukel bewegte sich immer noch sacht im Wind, aber die Zweige der umstehenden Bäume und Büsche ragten bereits auf die Veranda, und zwischen den Säulen hatten Spinnen ihre Netze gewoben.
    Mit großen Schritten ging Julian auf die Eingangstür zu. Er wollte unbedingt so schnell wie möglich Paddys verletzten Oberschenkel behandeln. Überrascht stellte er fest, daß die große zweiteilige
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