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Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Titel: Sieben Tage: Thriller (German Edition)
Autoren: Deon Meyer
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sie auf der ersten Seite auf, denn er wollte ganz von vorn beginnen, sich zuerst den Tatort ansehen, die Fotos, den Bericht der Spurensicherung, den Autopsiebericht …
    Dann klopfte jemand an seine Tür, leise und höflich.
    Griessel wurde aus seiner Konzentration gerissen. »Herein!«
    Der Spitzname von Brigadier Musad Manie bei der DPMO lautete »das Kamel«, weil einer der Valke-Ermittler über einen muslimischen Freund herausgefunden hatte, dass »Musad« auf Arabisch »wild gewordenes Kamel« bedeutet. Der lange, dünne Kolonel Zola Nyathi mit seinen langen, gemessenen Schritten und der beim Gehen leicht nach vorn geneigten Haltung wurde schon bald nach seiner Anstellung beim Dezernat für Gewaltverbrechen »die Kameelperd« getauft, afrikaans für »Giraffe«. Statt »Kameelperd« nannte man ihn jedoch schon bald auf Englisch »Giraffe«, denn das war erstens leichter auszusprechen, und zweitens drückte sich auch der Kolonel meist auf Englisch aus.
    Und nun betrat die Giraffe Griessels Büro. Sein kahler Schädel glänzte im Schein der Fluorlampen.
    »Nein, bitte Bennie, bleiben Sie sitzen …« Er kam zu Griessels Schreibtisch und legte mit seinen schlanken Fingern einen Autoschlüssel darauf.
    »Sie können den BMW nehmen.«
    »Danke, Sir.«
    »Bennie, Sie wissen, dass wir hier eine Familie sind.«
    »Ja, Sir.«
    »Sie wissen, dass wir bei Ermittlungen als ein großes Team zusammenarbeiten.«
    »Ja, Sir. Ich würde nur gerne zuerst die Akte durcharbeiten, bevor …«
    »Das verstehe ich, Bennie. Aber wenn Sie damit fertig sind, beziehen Sie bitte die Kollegen in Ihre Untersuchungen mit ein. Ich habe Vaughn schon angerufen, er steht auf Abruf bereit.«
    »Ist gut, Sir.«
    Nyathi tippte mit einem Finger auf die Akte und sagte leise und vertraulich: »Sie sind ein alter Hase, Bennie. Ihnen brauche ich nichts zu erzählen.« Der Kolonel zögerte, hob den Kopf und sah Griessel in die Augen. »Bitte reden Sie mit mir, Bennie. Oder mit dem Brigadier. Falls Sie irgendwo auf Ungereimtheiten stoßen, wenden Sie sich an uns.«
    Griessel wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Verstehen Sie, was ich meine, Bennie?«
    »Ja, Sir«, antwortete er, in der Hoffnung, dass er es schon irgendwann herausfinden würde.
    »Gut.«
    Nyathi drehte sich um und ging zur Tür. Kurz bevor er sie schloss, sagte er: »Viel Glück!«
    Griessel starrte die Tür an. Manie und Nyathi waren auch überrascht von der ganzen Sache, von Afrikas Bitte und seiner Einmischung. Sie spielten mit, aber unter Vorbehalt.
    Griessel schüttelte den Kopf. Politik. Nicht sein Lieblingsspiel.
    Doch er schätzte die Geste Nyathis. Das Problem war nur, dass ihn die »Wir-sind-eine-große-Familie-und-arbeiten-als-Team-zusammen«-Strategie der Valke noch nicht ganz überzeugte. Er war noch nicht einmal drei Wochen bei der Einheit und hatte erst vor kurzem gelernt, dass zum Beispiel JOC für Joint Operation Centre stand – Teamchefs und Ermittler der verschiedenen DPMO-Einheiten wurden für die Untersuchung in einem bestimmten Fall alle unter einem Einsatzleiter zusammengefasst. Zu viele Leute. Ein sicheres Rezept für Chaos. Griessel war daran gewöhnt, mit einem Partner zusammenzuarbeiten oder allein, vor allem im letzten Jahr, als er in Afrikas Behörde eingesetzt war.
    Er seufzte. Er wusste noch immer nicht, warum Afrika ihn zu den Valke versetzt hatte.
    Er zog die Unterlagen zu sich heran, holte die Farbfotos vom Tatort heraus und legte sie in drei Reihen vor sich hin.
    Hanneke Sloet lag auf den großen glänzenden Marmorfliesen neben einer Säule. Das schwarzrote Blut bildete einen scharfen Kontrast zu ihrem ärmellosen weißen Kleid und dem hellgrauen Steinboden. Sie lag auf dem Rücken, die rechte Hand auf die Bauchwunde gepresst. Bis zuletzt hatte sie versucht, die schwere Blutung zu stillen.
    Ihr nackter linker Arm war locker neben dem Körper ausgestreckt, die Handfläche nach oben.
    Ihr Hinterkopf lag in der Blutlache. Ihre dunklen Locken waren ihr ins Gesicht gefallen und bedeckten Augen und Nase, jedoch nicht den Mund. Volle Lippen, dunkelrot geschminkt, fast so wie ihr Blut. Sie trug keine Schuhe, und ihr Kleid war im Fall hochgerutscht bis weit über die Knie.
    Die Verletzung sah nach einer einzigen Wunde aus, rechts unterhalb ihres Herzens.
    Griessel wollte ein Gefühl für den Tatort entwickeln und studierte die Fotos eines nach dem anderen.
    Die Wohnung war neu und modern, die Wände und die Säule waren schneeweiß, die Fenster groß und ohne
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