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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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weiter durch das ganze Chinese Bassin und schließlich in Richtung Stadtzentrum. Unbeirrt fuhr Zofia durch die verlassenen Straßen. Wieder ertönte ihr Piepser. Sie protestierte mit lauter Stimme.
    »Ich tue, was ich kann! Ich habe keine Flügel, und die Geschwindigkeit ist begrenzt!«
    Sie hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als ein gewaltiger Blitz grelles Licht in den Nebel entsandte. Fast gleichzeitig ertönte ein Donnerschlag von solcher Heftigkeit, dass die Fensterscheiben der Häuserfassaden vibrierten. Zofia riss die Augen auf, ihr Fuß drückte noch etwas fester auf das Gaspedal, und die Nadel stieg leicht. Sie verlangsamte das Tempo, um die Market Street zu überqueren – man konnte nicht einmal mehr die Farben der Ampeln erkennen –, und bog in die Kearney Street ein. Acht Blocks trennten Zofia noch von ihrem Ziel, neun, wenn sie die Fahrtrichtung der Straßen beachtete, was sie zweifellos tun würde.
    Plötzlich ging ein sintflutartiger Regen los, große Tropfen, die mit ohrenbetörendem Lärm auf die Windschutzscheibe prasselten und gegen die die Scheibenwischer gar nicht ankamen. Nur die Spitze mit der obersten Etage des majestätischen Pyramidenturms des Transamerica Building tauchte aus der dichten schwarzen Wolke hervor, die sich über die Stadt gelegt hatte.
    *
    In seinen Sitz der ersten Klasse gelümmelt sah Lukas aus dem Fenster und betrachtete dieses diabolische Schauspiel von göttlicher Schönheit. Die Boeing 767 kreiste über der Bucht von San Francisco und wartete auf Landeerlaubnis. Ungeduldig klopfte Lukas auf den Piepser an seinem Gürtel. Das Lämpchen Nr. 7 hörte nicht auf zu blinken. Die Stewardess trat näher und forderte ihn auf, das Gerät auszuschalten und die Rückenlehne hochzustellen: Die Maschine sei im Landeanflug.
    »Mein Gott, hören Sie endlich auf, Kreise zu ziehen, Fräulein, und landen Sie diese verdammte Maschine, ich hab’s eilig!«
    Die Stimme des Flugkapitäns knisterte in den Lautsprechern: Die Wetterbedingungen am Boden seien relativ schwierig, aber die geringen Treibstoffvorräte in den Tanks würde ihn zur Landung zwingen. Er forderte die Crew auf, Platz zu nehmen, und rief den Chefsteward ins Cockpit. Die angestrengte Miene der Stewardess der ersten Klasse war einen Oscar wert: Keine Schauspielerin der Welt hätte dieses Charlie-Brown-Lächeln hingekriegt, das sie an ihren Mundwinkeln aufhängte. Die alte Dame, die neben Lukas saß und ihre Angst nicht mehr zügeln konnte, klammerte sich an seinen Unterarm. Lukas war belustigt über die Feuchtigkeit ihrer Hand und das leichte Zittern. Die Kabine wurde von immer heftigeren Stößen erschüttert. Das Metall schien ebenso zu leiden wie die Passagiere. Durch das Fenster konnte man die Tragflächen in der höchsten von den Boeing-Ingenieuren vorgesehenen Amplitude schwingen sehen.
    »Warum wurde der Chefsteward ins Cockpit gerufen?«, fragte die alte Dame, den Tränen nahe.
    »Um ein Zuckerstück in den Kaffee des Piloten zu tauchen!«, erwiderte Lukas strahlend. »Haben Sie Angst?«
    »Angst ist gar kein Wort! Ich werde um unser Leben beten!«
    »Ah, hören Sie mir sofort damit auf! Behalten Sie diese Angst, Sie Glückliche, sie ist gut für die Gesundheit. Das Adrenalin reinigt alles und bringt unser Herz in Schwung. Sie sind dabei, zwei Jahre des Lebens zu gewinnen! Vierundzwanzig Monate Gratis-Abonnement, das ist doch schon mal was, auch wenn, nach Ihrer Miene zu urteilen, das Programm nicht sonderlich lustig sein dürfte!«
    Der Mund zu trocken, um sprechen zu können, wischte sich die alte Dame mit dem Handrücken die Schweißtropfen von der Stirn. Ihr Herz hatte zu rasen begonnen, sie atmete schwer, und tausende kleiner funkelnder Sterne tanzten vor ihren Augen. Lukas tätschelte belustigt ihr Knie.
    »Wenn Sie ganz fest die Augen schließen und sich stark konzentrieren, dann müssten Sie den Großen Bären sehen.«
    Er brach in lautes Gelächter aus. Seine Nachbarin hatte das Bewusstsein verloren, und ihr Kopf fiel auf die Armlehne. Trotz der heftigen Erschütterungen erhob sich die Stewardess. Sich mehr schlecht als recht an die Gepäckablage klammernd kämpfte sie sich zu der Bewusstlosen vor. Aus ihrer Rocktasche zog sie ein kleines Fläschchen, öffnete es und hielt es der ohnmächtigen alten Dame unter die Nase. Lukas betrachtete sie noch belustigter.
    »Sie müssen zugeben, dass unsere Oma allen Grund hat, die Haltung zu verlieren. Ihr Pilot übertreibt ein bisschen. Es geht ja hier zu wie in
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