Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben Stunden im April

Sieben Stunden im April

Titel: Sieben Stunden im April
Autoren: Susanne Preusker
Vom Netzwerk:
Die Wahrheit schmerzt und löst Bestürzungaus. Das zeichnet die Wahrheit aus. Sie ist selten schön, aber immer notwendig.
    Das Ende:
    Herr L. kommt vorbei, um abzuklären, welche Möglichkeit es gibt, dass K. Frau M., eine Bekannte, durch deren zahlreiche Briefe sich K. in letzter Zeit belästigt gefühlt hatte, über deren Handy kontaktieren kann. Ich vereinbare mit L., dass er Frau M. ausrichten möge, sie soll mich gegen 15 Uhr im Büro anrufen, ich werde K. dann zum Gespräch, sprich: Telefonat mit ihr, holen. K. telefoniert dann mit ihr circa fünfzehn Minuten, das Gespräch verläuft erwartungsgemäß schwierig, aber nicht ohne Erfolg. K. teilt ihr mit, er wünsche keinen weiteren Kontakt, benimmt sich ansonsten unauffällig. Frau M. wirkt wie immer konfus, weitschweifig, scheint K.s. Anliegen, sie möge ihn nicht weiter behelligen, aber zu begreifen und sich auch daran halten zu wollen. Gegen 17.10 Uhr – ich erinnere mich an die Uhrzeit, weil ich um 17.30 Uhr einen privaten Termin hatte – kommt K. in mein Büro und sagt, er möchte mit mir sprechen, ob ich morgen oder am Donnerstag da sei. Ich sage ihm, im Moment hätte ich keine Zeit und an den nächsten beiden Tagen sei ich voraussichtlich sehr beschäftigt, ich würde aber versuchen, einen Gesprächstermin einzurichten, ansonsten stünden sein Coach, der Bedienstete O. sowie mein Vertreter zur Verfügung. K. steht in der Tür, diese ist angelehnt und er macht keine Anstalten, mein Büro zu verlassen. Ich bitte ihn erneut, nun energischer, mit Hinweis darauf, ich müsse nun wirklich gehen, mein Büro zu verlassen. K. wirkt immer noch unauffällig.
    Ich stehe auf, gehe auf ihn zu, um ihn nun wirklich zum Gehen zu bewegen. Daraufhin erfolgt sofort der Angriff. Es ist 17.15 Uhr, das weiß ich, weil ich im Gehen auf meine Armbanduhr geschaut habe. K. hält mich fest und hält mir ein Messer an den H als: »Sie geben mir jetzt Ihren Schlüssel!« Absurd, dass er mich siezt, dann wieder duzt.
    Es kommt zu einem Kampf, während dessen ich versuche, das Messer abzuwehren und gleichzeitig die Herausgabe meines Schlüsselbundes, der mit Kette und Schlüsseltasche an meinem Gürtel befestigt ist, zu verhindern. Ich habe das Messer die ganze Zeit an meinem Hals, K. hat mich im Schwitzkasten und kündigt an, mit der geballten Faust in mein Gesicht zu schlagen. Der Satz »Jetzt reicht´s mir aber! Schlüssel her, sonst schlage ich zu. Gleich schlage ich zu!« fällt. K. ist sehr zornig. Mehrfach fällt der Satz: »Schlüssel her und keinen Mucks!« Ich blute an drei Stellen, an denen er mich mit dem Messer verletzt hat: linke Wange, rechte Daumenbeuge, linker Unterarm. Es kann aber auch sein, dass ich angesichts der Misshandlungen und Angriffe mit dem Messer auch an anderen Stellen geblutet habe.
    Nach vielleicht mehrminütigem Kampf hat K. meinen Schlüsselbund im Besitz und fragt, mit welchem Schlüssel die Tür abzuschließen sei. Ich zittere und kann mich nicht erinnern, welches der passende Schlüssel ist. Ich habe Todesangst. K. ist aufgebracht, wütend, nervös. Mir ist bewusst, dass ich keine Möglichkeit habe, der Situation zu entkommen. K. findet den richtigen Schlüssel und verschließt die Tür.
    Er fesselt mir die Hände vor meinem Körper mit mitgebrachtem Klebeband. Er fängt an, ein oder zwei kleinere Schränke vor die Bürotür zu schieben und sie aufeinanderzutürmen. Irgendwann wird die Türklinke von außen bewegt. K. weist mich an, den Bediensteten zu sagen, sie sollen von der Tür wegbleiben. Irgend­jemand versucht von außen, die Tür aufzuschließen. K. zeigt mir eine Flasche Sekundenkleber, die er mitgebracht hat. Er sagt: »Wenn Sie schreien, klebe ich Ihren Mund mit Sekundenkleber zu. Wissen Sie, was dann passiert?« Ich antworte nicht. Er wird lauter: »Wissen Sie, was dann passiert? Antworten Sie!« Ich sage: »Ja.« Z u dem Zeitpunkt sitze ich mit gefesselten Händen auf meinem Arbeitstisch, direkt neben der Tür. Messer und Flasche mit dem Kleber liegen in seiner Reichweite.
    K. sagt sehr selbstzufrieden, er hätte das Messer schon lange in seinem Haftraum versteckt. Den Sekundenkleber habe er über den Versandhandel bezogen. Zur Herkunft einer weiteren Kleberflasche, die er mir später noch zeigen wird, sagt er die ganze Zeit nichts.
    K. verbarrikadiert die Tür weiter. Ich erinnere mich, dass ein Anruf aus dem Stationszimmer kam. K. weist mich an, diesen entgegenzunehmen. Ich weiß nur noch, dass es der Bedienstete R. war. Ich weiß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher