Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieben in einem Auto

Sieben in einem Auto

Titel: Sieben in einem Auto
Autoren: Werner Schrader
Vom Netzwerk:
mitnehmen kannst du ihn auch nicht, wenn er grün ist. Er ist viel zu groß und paßt nicht ins Auto. Der Kofferraum ist so voll, daß nicht mal ein Strumpf mehr hineingeht. Und vorne sitzen wir, da können wir den Go-cart auch nicht unterbringen.“
    „Aufm Dach ist Platz“, rief Jan, „wie bei Hennigs, da paßt er rauf.“
    „Wir haben leider keinen Dachgepäckträger wie die Hennigs“, sagte Herr Heger. „Und ohne geht’s nicht, weil er dann runterfällt.“
    „Anbinden!“ rief Jan. „Dann geht es.“
    Sie gingen in den Keller hinunter und standen vor dem ehemals roten Go-cart.
    „Donnerwetter!“ staunte Herr Heger. „Der ist aber sehr grün geworden!“
    „Schön, nicht?“ fragte Jan.
    „Na ja! Und die Reifen hast du auch gleich mit angemalt?“
    „Ja, da war was raufgekleckst, und so sieht das besser aus.“
    „Aber den Sitz hättest du doch so lassen können?“
    „Nee, der war doch auch rot, hätten die Kühe doch gesehen und sich geärgert!“
    Herr Heger trat vorsichtig über die vielen Kleckse auf dem Boden hinweg und blickte in die Dose mit der grünen Wandtafelfarbe, mit der er die Tischtennisplatte neu hatte streichen wollen. Sie war leer.
    „Hast aber sehr viel Farbe verbraucht, was?“
    „Nö, nur die eine Dose.“
    „Aha! Sag mal, wie hast du denn den Deckel abgekriegt?“
    „Och, das war leicht. So mitten Schraubenzieher, wie du das immer machst.“
    Herr Heger sah seinem Jungen ins Gesicht.
    „Ist dir denn die Dose nicht umgekippt dabei?“
    „Nur ein bißchen. Hab ich aber gleich wieder hingestellt und die rausgelaufene Farbe vermalt. Da, siehst du? Kann man gar nicht mehr sehen!“
    Herr Heger sah, daß man doch noch was sehen konnte, sagte aber nichts, sondern öffnete die Dose mit Terpentin und begann den kleinen Maler zu säubern.
    „Ich glaube nicht, daß die Farbe auf deinem Go-cart morgen schon trocken ist“, sagte er dabei.
    „Macht nichts, aufm Dach trocknet sie ja auch noch. Bäh! Riecht aber nicht gut, dein Tappitin! Kann man wohl nicht trinken, was?“
    „Um Gottes willen, nein! Ein Schluck, und du bist tot! So, nun komm, das Abendbrot steht schon auf dem Tisch. Und anschließend mußt du gleich zu Bett, damit du morgen früh auch aufwachst, wenn wir losfahren wollen.“
    „Brauch ich gar nicht“, sagte Jan, „Mama weckt mich.“ Als Herr Heger mit Jan die Kellertreppe hinaufstieg, zwängten sich Christine und Sascha an ihnen vorbei, die nach ihrer ergebnislosen Suche von ihrer Mutter erfahren hatten, wo ihr kleiner Bruder gesteckt und was er getrieben hatte.
    ‘ „Nicht anfassen!“ rief der ihnen entgegen. „Ist noch naß und backt!“
    „Hat er ihn tatsächlich grün angemalt?“ fragte Sascha. „Geh nur runter und schau dir’s an“, antwortete Herr Heger. „Aber laß die Finger davon! Sonst klebst du dran fest!“
    Der Abend wurde doch länger, als es geplant war. Statt schon um acht, konnte Herr Heger erst um elf Uhr das Licht löschen und ins Bett kriechen. Das Baden der Kinder, das allerletzte Nachprüfen, ob auch nichts Wichtiges vergessen worden war, hatte sehr viel Zeit gekostet.
    „Mir reichen sieben Stunden Schlaf“, beruhigte er seine Frau. „Mach dir keine Sorgen. Wie ein junger Gott werde ich mich hinter das Steuer setzen.“
    „Hoffentlich“, antwortete Frau Heger. „Solltest du dich aber doch noch müde fühlen, fahren wir eben später.“ Geweckt wurden sie schon um fünf!
    Wie es seine Gewohnheit war, hatte sich Stefan in seinem Kinderbett aufgesetzt und sein Morgenlied angestimmt, ein Lied eigener Komposition nach einer Melodie, die nur aus drei Tönen bestand: einem hohen, einem noch höheren und einem allerhöchsten. Der Text war auch schlicht: lalala und bäbäbä mit einem hin und wieder eingestreuten oder besser gesagt eingeschleuderten Mama und Papa. Der Sänger legte nämlich Wert darauf, deutlich zu machen, wen er mit seinem Ständchen erfreuen wollte.
    Die Freude seiner Eltern über diesen fröhlichen Gesang war jedoch gering. Frau Heger drehte sich zu ihrem Mann um und murmelte: „Kann der Bengel einen denn nicht einmal ausschlafen lassen! Ich bin noch wie zerschlagen von der Packerei gestern. Bist du wach, Wolf? Steck ihm doch mal seinen Schnuller in den Mund, vielleicht schläft er noch mal ein.“
    „Ich schlafe noch“, murmelte Herr Heger. „Stell das Hafenkonzert ab und weck mich um zehn.“
    Der kleine Stefan hörte seine Eltern sprechen und unterbrach seinen erfrischenden Gesang für mehrere Sekunden,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher