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Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen

Titel: Sie und Er Botschaften aus parallelen Universen
Autoren: Jürgen von der Lippe
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kamen noch einige Zeitgenossen von der Sorte angerast, die ihre Heckklappe mit dem Aufkleber »Lieber tot als langsam« verzieren. Wie auf der Ach-terbahn im freien Fall, frage ich mich in solchen Momenten immer, ob ich wohl lebend wieder aus dem Wagen herauskomme, und vor allem: ob mein Schminktäschchen 126
    ausreicht, um die Unfallfolgen zu kaschieren für den Fall, dass der Chefarzt der Unfall-klinik ausgesprochen gutaussehend ist. (Ich möchte wetten, dass sich heterosexuelle Männer darüber noch nie Gedanken gemacht haben, obwohl es mittlerweile auch viele Chefärztinnen gibt.)
    Man kann sich im Verkehr nicht mehr die kleinsten Momente der Unaufmerksamkeit leisten, und damit komme ich zum Thema Beifahrer. Völlig unproblematisch sind fast alle Frauen, die – auch wenn sie einen zu-quatschen – ein sicheres Gespür dafür haben, wann sie die Klappe halten müssen.
    Risiken bergen nur solche Frauen, die mit Vehemenz Aufmerksamkeit absorbieren,
    wie z. B. meine Mutter, der ich vier Total-schäden auf einen Schlag zu verdanken ha-be. Wir befanden uns auf dem Rückweg von der Kirmes, als sie ihre Zigarette oben aus meinem 2 CV warf, obwohl vor ihr ein
    Kingsize-Aschenbecher am Armaturenbrett hing. Die brennende Kippe landete auf dem aufgerollten Verdeck und konnte sich lange nicht entscheiden, ob sie raus oder rein fallen sollte. Ich hab mich dann einmal zu oft umgedreht, um das Ergebnis zu erfahren, und dabei drei parkende Fahrzeuge und mein eigenes geschreddert. Außer uns selbst blieb nur die 5-Liter-Flasche Martini Rosso, die wir beim Ringewerfen gewonnen hatten, unversehrt. Sie hat uns nach der Alkohol-kontrolle noch gute Dienste geleistet. Die meisten Männer hingegen sind als Beifahrer die Pest. Sie wollen Einfluss nehmen auf Fahrstil und Geschwindigkeit und entblöden 127
    sich auch nicht, ins Steuer zu greifen, zu hupen oder unverhofft den Scheibenwischer zu betätigen. Das ist unerträglich. Eine liebe Bekannte hat in einer solchen Situation mal komplett durchgedreht: Sie zog während der Fahrt den Schlüssel ab und warf ihn aus dem Fenster. Kurze Zeit später den Mann aus ihrem Leben. Ich rege mich inzwischen kaum noch auf und diskutiere auch nicht mehr, sondern halte sofort an mit der knappen Aufforderung: Rücksitz oder raus! Gern genommen werden auch Beifahrer mit Son-derwünschen. Mein Mann zum Beispiel, ein herzensguter Auto-Neurotiker, ohne jegliche Ambition, jemals den Führerschein zu machen, hasst besonders Autobahnen und nutzt jede Gelegenheit, mich dazu zu bewegen, über Landstraßen das Ziel anzusteuern. Nun kann er – wen wundert’s – auch keine Stra-
    ßenkarte lesen, ist also im Bedarfsfall keine Hilfe. Und obwohl ich mit ihm nur zuzeiten die Autobahn benutze, in denen eigentlich kaum Verkehr herrscht, flippt er trotzdem regelmäßig aus, wenn er weit entfernt am Horizont ein anderes Fahrzeug erkennt.
    »Stau!«, schreit er sofort hysterisch, »Lass uns schnell abfahren!« Manchmal glaube ich, er hat mir nie wirklich verziehen, dass ich ihn mal an einer Raststätte ausgesetzt habe, d. h. er war pinkeln und ich habe mich auf dem Parkplatz versteckt. Wer ahnt denn, dass mein schüchterner Gatte die erste beste Frau anhaut und die ihn tatsächlich mitnimmt. Erst 200 km später habe ich ihn wieder einfangen können. Seitdem nehme ich das Auto und er die Bundesbahn, wenn 128
    wir in Urlaub fahren. Da ich in der Regel um Stunden schneller am Ziel bin als er, habe ich das Ferienhaus meistens schon komplett bezugsfertig gemacht, eingekauft und gekocht und bin bereits in bester Ferien-laune, wenn er anruft und mitteilt, an welchem Bahnhof ich ihn denn diesmal ein-sammeln darf. Das hört sich vielleicht merkwürdig an, aber wir fahren lieber ge-trennt und leben zusammen als umgekehrt.

ER Autofahren
    Ich bin keiner, der die Augen vor unbeque-men Wahrheiten verschließt. Und so sage ich hell und klar: Natürlich gibt es Frauen, die sehr gut Auto fahren und sogar einpar-ken können.
    Allerdings muss auch die Frage erlaubt sein: Was ist mit diesen Frauen schiefgelaufen?
    Denn zu den wissenschaftlich erwiesenen Unterschieden zwischen Mann und Frau ge-hört nun mal die Tatsache, dass Frauen ein schlechteres räumliches Vorstellungsvermö-
    gen haben. Meistens, sollte man hinzufügen, das ist ganz wichtig. Denn im Einzelfall, wie zum Beispiel bei meiner Frau und mir, ist es durchaus umgekehrt. Aus einer Spen-dierlaune heraus hat mich die Natur mit einer ganzen Reihe als typisch weiblich gel-tende
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