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Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)

Titel: Sie kommen!: Ein Blog vom Ende der Welt (German Edition)
Autoren: Madeleine Roux
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Augenwinkel nehme ich wahr, dass die Masse der Untoten uns bemerkt hat und ein paar Gestalten sich herausschälen und in unsere Richtung schlurfen. Der Gestank, der sich jetzt rings um uns erhebt, ist niederschmetternd, die Untoten scheinen zu atmen wie lebende Wesen.
    »Es geht hier nicht um meine Mom . Es geht hier um dein Scheiß-Ego. Mach das nicht an meiner Mom fest, okay? Komm zurück ins Auto, wir können das lösen.«
    »Ja, lass uns gemütlich Kriegsrat halten oder vielleicht auf einen Helikopter warten, oder darauf, dass Jesus Christus vom Himmel herabsteigt und wir auf dem Rücken von Engeln hinübergetragen werden. Mein Plan kann klappen, Allison, also geh mir aus dem Weg.«
    Er schubst mich, und ich schubse zurück.
    »Ich hasse dich so sehr. Ich hätte dich im Wal-Mart lassen sollen. Ich hätte dich verrotten und sterben lassen sollen.«
    »Allison«, sagt er und senkt die Stimme »Allison, komm schon … Das meinst du nicht so.«
    Ich nehme die Axt und ziele damit auf den nächsten Stöhner, enthaupte ihn mit zwei weit ausgeholten Schwüngen. Es kommen mehr, und noch mehr hinter ihnen.
    Renny scheint sich nicht entscheiden zu können. Erst fährt sie außer Reichweite der Untoten und wendet dann, um im Kreis um uns herumzufahren. Sie brüllt immer noch, aber durch das schreckliche Jaulen der Untoten kann ich sie nicht verstehen.
    »Du willst unbedingt sterben, ja?«, schreie ich. Ich spüre die ersten Regentropfen auf meine Nase fallen.
    »Nein, will ich nicht, ich schwör’s!«
    »Schön, willst du ein Held sein? Das können wir arrangieren. Lass uns gehen. Du und ich, wir beide rennen einfach Kopf voran in die Menge rein und sehen, was passiert, ja? Mal gespannt, wir lange wir durchhalten. Dann wird man sich bestimmt an uns erinnern, richtig? Und all die Scheiße, die wir mal gebaut haben, wird vergessen sein … Und vielleicht schaffen es Ted und Renny dann, vielleicht aber auch nicht. Ist’n Versuch wert, oder?«
    »Komm schon, ich wollte nicht … Beruhige dich, okay? Es war dumm von mir … beruhige dich!«
    Ich gehe weiter und schwenke nach links in die Menge. Sie sind langsam. Wenn ich beständig in schneller Bewegung bleibe, kriegen sie mich nicht.
    Renny scheint sich entschieden zu haben und rollt auf der rechten Seite die Interstate hinauf. Es funktioniert. Stück für Stück riecht die Menge frisches Fleisch in Armesweite, und schon beginnt sich die Horde auf der rechten Seite auszudünnen. Julian humpelt hinter mir her und duckt sich jedes Mal, wenn ihm einer der Untoten zu nahe kommt und ich uns verteidigen muss. So viele krallende, widerliche Hände greifen nach mir, wollen mein Fleisch und mein Blut.
    »Das ist es doch, oder? War es das, was du wolltest? Eine große heroische Pose? Du Idiot! «
    »Allison, das ist jetzt wirklich nicht der Moment … Scheiße! Von links, links!«
    Sie sind verzweifelt, am Verhungern und ein bisschen schneller, als ich erwartet habe. In der Gruppe schwindet ihre Trägheit, so flink sind sie nie, wenn sie einzeln kommen. Sie zwingen uns, erst zu laufen, dann zu rennen, dann wieder zu laufen, als Erschöpfung einsetzt. Auf den Kohlfeldern zu beiden Seiten der Straße liegen die verwelkten, schwarzen Kohlköpfe in Reihen – es sieht aus wie ein Feld voller verfaulender Gehirne. Der Kies an der Straßenböschung knirscht unter unseren Schuhen. Julian rennt humpelnd, so schnell er kann, und ich brülle auf ihn ein, er solle sich ranhalten, solle hinter mir bleiben, außer Reichweite. Jetzt regnet es richtig. Es spritzt uns auf die Gesichter, während wir tiefer in die Menge rennen. Es gibt kein Zurück mehr, denn das wäre Selbstmord.
    Ich habe keine Ahnung, was wir tun sollen, falls wir tatsächlich die Barrikade erreichen, aber es bleibt mir keine Zeit zum Denken, nur Zeit zum Schwungholen, Zuhacken, Schwungholen, Zuhacken …
    »Das ist das scheiß letzte Mal , dass ich deinen blöden Arsch rette!«
    Ein Teil von mir – der waghalsige Teil im Delirium – weiß, dass er recht hatte. Wir hätten vielleicht warten, überlegen, nach einem Ausweg suchen sollen, aber in diesem Plan liegt eine gewisse Eleganz. Es ist die einfachste Lösung, wenn wir es tatsächlich lebend da durchschaffen. Auf einmal kann ich Collin hören, wie er mich mit ernsten Augen mustert und ausschimpft, den Kopf schüttelt, weil ich so gedankenlos gehandelt habe, so hastig, so übereilt. Es kümmert mich nicht. Ted und Renny werden es wahrscheinlich schaffen, aber wir … Ich habe
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