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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad
Autoren: Agatha Christie
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Können Sie sich irgendeinen Grund vorstellen!«
    »Nur den etwas unangenehmen, dass Ihre Leiche vielleicht schwerer zu identifizieren gewesen wäre.«
    »Aber wenn sie schon eine Leiche aus mir machen wollten, warum haben sie mich nicht gleich umgebracht?«
    »Das ist eine sehr interessante Frage, Victoria. Es ist die Frage, deren Beantwortung mir am wichtigsten wäre.«
    »Und Sie haben keine Ahnung?«
    »Ich habe keinen Anhaltspunkt«, erklärte Dakin mit einem leichten Lächeln.
    »Apropos Anhaltspunkt«, sagte Victoria, »erinnern Sie sich, dass ich sagte, dass an Sir Rupert Crofton Lee an jenem Morgen im Tio irgendetwas nicht stimmte?«
    »Ja.«
    »Sie kannten ihn nicht persönlich?«
    »Nein, ich war ihm nie vorher begegnet.«
    »Das dachte ich mir, weil es nämlich nicht Sir Rupert Crofton Lee war, wissen Sie?« Und sie stürzte sich erneut in eine lebhafte Schilderung der Ereignisse, beginnend mit dem Furunkel auf Sir Ruperts Nacken.
    »Also so wurde es gemacht«, sagte Dakin. »Ich konnte nicht verstehen, warum Carmichael in jener Nacht so wenig auf der Hut war, das er umgebracht werden konnte. Er kam heil zu Crofton Lee – und Crofton Lee erstach ihn, aber es gelang Carmichael irgendwie zu fliehen und in Ihr Zimmer zu stürzen, ehe er zusammenbrach. Und er klammerte sich an den Schal – wörtlich, wie an das liebe Leben.«
    »Glauben Sie, dass die mich entführt haben, weil sie wussten, dass ich Ihnen das berichten würde? Aber es wusste niemand außer Edward.«
    »Ich glaube, die hatten das Gefühl, dass Sie von der Bildfläche verschwinden müssten. Sie hatten zu viel von den Vorgängen beim ›Ölzweig‹ kapiert.«
    »Dr. Rathbone hat mich gewarnt«, sagte Victoria. »Es war mehr eine Drohung als eine Warnung. Ich glaube, er ahnte, dass ich nicht das war, wofür ich mich ausgab.«
    »Rathbone ist kein Dummkopf«, bemerkte Dakin trocken.
    »Ich bin froh, dass ich nicht dorthin zurückgehen muss. Ich würde mich zu Tode ängstigen. Aber, wenn ich nicht in den ›Ölzweig‹ gehe, wie kann ich Edward erreichen?«
    Dakin lächelte. »Wenn Mohammed nicht zum Berg kommt, kommt der Berg zu Mohammed. Schreiben Sie ihm jetzt ein Briefchen. Sagen Sie ihm nur, dass Sie im Tio sind, und bitten Sie ihn, Ihre Sachen zu holen und ins Tio zu bringen. Ich muss heute Vormittag zu Dr. Rathbone gehen, um wegen einem seiner Klubabende mit ihm zu sprechen. Es wird mir ein Leichtes sein, seiner Sekretärin den Brief zuzustecken, sodass keine Gefahr besteht, dass der von Ihrer Feindin Catherine abgefangen wird. Und Sie – gehen Sie ins Tio zurück und bleiben Sie dort – und, Victoria …«
    »Ja?«
    »Wenn Sie in eine Klemme geraten – in irgendeine Klemme –, helfen Sie sich, so gut Sie können, selbst. Sie werden nach Möglichkeit überwacht werden, aber Ihre Gegner sind sehr mächtig, und leider wissen Sie zu viel. Sowie Ihr Gepäck im Tio ist, haben Sie Ihre Verpflichtung mir gegenüber erfüllt, verstanden?«

22
     
    I hr blondes Haar sorgfältig frisiert, die Nase gepudert und die Lippen frisch geschminkt, saß Victoria auf dem Balkon des Hotels Tio und wartete wieder einmal als moderne Julia auf ihren Romeo. Und in der angemessenen Zeit erschien Romeo wirklich auf dem Rasen und blickte hierhin und dorthin.
    »Edward«, rief Victoria.
    Edward blickte empor. »Oh, da bist du ja, Victoria.«
    »Komm herauf.«
    »Gut.«
    Einen Augenblick später betrat er den Balkon.
    »Hier ist es ruhiger«, sagte Victoria. »Später gehen wir hinunter und lassen uns von Markus Drinks geben.«
    Edward starrte sie verblüfft an. »Sag, Victoria, hast du nicht etwas mit deinem Haar gemacht?«
    Victoria entrang sich ein Stoßzeufzer. »Wenn mir noch irgendjemand von Haaren spricht, drehe ich ihm allen Ernstes den Hals um.«
    »Ich glaube, es hat mir besser gefallen, wie es vorher war«, erklärte Edward.
    »Sag das Catherine.«
    »Catherine? Was hat die damit zu schaffen?«
    »Alles«, rief Victoria. »Du hast mir geraten, mich mit ihr anzufreunden, und du weißt scheinbar nicht, welche Folgen das für mich hatte!«
    »Wo warst du denn diese ganze Zeit, Victoria? Ich habe schon angefangen, mir Sorgen zu machen.«
    »So, wirklich? Wo dachtest du denn, dass ich sei?«
    »Nun, Catherine überbrachte mir deine Botschaft. Sie sagte mir, dass du plötzlich nach Mossul fahren musstest, in einer sehr wichtigen, viel versprechenden Sache, und dass ich bald von dir hören würde.«
    »Und das hast du geglaubt?«, fragte Victoria in fast
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