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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte
Autoren: Gibson Rachel
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der noch nicht mal seinen kanadischen Akzent abgelegt hatte. Das Letzte, was sie wollte oder brauchte, war, das Interesse von Männern wie ihm zu wecken. Sie ließ den Blick über ihren schwarzen Blazer, ihre schwarze Hose und die graue Bluse gleiten. Ihrer Meinung nach war sie gut angezogen. »Das ist J. Crew.«
    Caroline kniff die blauen Augen zusammen, und Jane wusste, was jetzt kommen würde. J. Crew war eben nicht Donna Karan. »Genau. Aus dem Katalog?«
    »Natürlich.«
    »Und schwarz.«
    »Du weißt doch, dass ich nicht farbenblind bin.«
    »Nein, farbenblind bist du nicht. Du siehst nur nicht, wenn Farben nicht harmonieren.«
    »Stimmt.« Deswegen mochte sie Schwarz. Schwarz kleidete sie. Mit Schwarz konnte sie keinen Mode-Fauxpas begehen.
    »Du hast so eine süße Figur, Jane. Die solltest du herzeigen. Komm mit mir zu Nordy, und wir suchen ein paar hübsche Sachen für dich aus.«
    »Ausgeschlossen. Als ich mich das letzte Mal darauf eingelassen habe, sah ich hinterher aus wie Greg Brady. Nur nicht so groovy.«
    »Das war in der sechsten Klasse, und da mussten wir zu Goodwill gehen. Jetzt sind wir älter und haben mehr Geld. Du zumindest.«
    Ja, und so sollte es auch bleiben. Sie hatte Pläne für ihren Sparstrumpf. Sie würde sich ein Haus kaufen, keine Designerklamotten. »Mir gefällt mein Kleidungsstil«, sagte sie, als hätten sie dieses Gespräch nicht schon tausendmal geführt.
    Caroline verdrehte die Augen und wechselte das Thema. »Ich habe einen Typen kennen gelernt.«
    Natürlich. Seit sie beide im letzten Frühjahr dreißig geworden waren, tickte Carolines biologische Uhr, und sie konnte an nichts anderes mehr denken als daran, dass ihre Eierstöcke verschrumpelten. Es war Zeit zu heiraten, und da sie Jane von dem Spaß nicht ausschließen wollte, hatte sie beschlossen, es wäre an der Zeit, dass sie beide heirateten. Doch bei der Umsetzung des Plans gab es ein Problem. Jane war zu der Einsicht gelangt, dass sie nur Männer anzog, die ihr das Herz brachen und sie schlecht behandelten. Und da der gemeine Mistkerl so ziemlich der einzige Typ war, der sie schwach machte, überlegte sie, sich eine Katze anzuschaffen und zu Hause zu bleiben. Aber da saß sie in der Falle. Wenn sie zu Hause blieb, erhielt sie kein neues Material für ihre Singlefrau -Kolumne.
    »Er hat einen Freund.«
    »Der letzte ›Freund‹, den du mir angedreht hast, fuhr einen Serienmörder-Van mit einer Couch im Laderaum.«
    »Ich weiß, und er war nicht sehr erfreut, als er in deiner Times -Kolumne über sich las.«
    »Pech für ihn. Er war einer von den Typen, die wegen dieser Kolumne annehmen, ich wäre völlig verzweifelt und scharf auf jeden Typen.«
    »Dieser ist anders.«
    »Nein.«
    »Vielleicht gefällt er dir ja.«
    »Das ist ja das Problem. Wenn er mir gefällt, behandelt er mich wie ein Stück Dreck und lässt mich dann fallen.«
    »Jane, du gibst doch einem Mann nicht einmal die Chance, dich fallen zu lassen. Du bist immer mit einem Fuß draußen und wartest auf einen Vorwand.«
    Caroline hatte gut reden. Sie servierte Typen ab, weil sie ihr zu perfekt waren. »Du hast seit Vinny keinen Freund mehr gehabt«, bemerkte Caroline.
    »Ja, und du weißt selbst, was daraus geworden ist.« Er hatte sich Geld von ihr geliehen, um anderen Frauen Geschenke zu machen. Vor allem billige Dessous. Jane hasste billige Dessous.
    »Sieh es doch mal von der anderen Seite. Nachdem du ihn loshattest, warst du so betrübt, dass du dein Badezimmer renoviert hast.«
    Es war eine der traurigen Tatsachen in Janes Leben, dass sie, wenn sie unter Depressionen und gebrochenem Herzen litt, wie eine Besessene putzte.
    Nach dem Mittagessen setzte Jane Caroline bei Nordstrom ab und fuhr dann zur Seattle Times . Weil sie eine monatliche Kolumne schrieb, hatte sie kein eigenes Büro in der Redaktion. Im Grunde betrat sie das Gebäude nur äußerst selten.
    Sie traf sich mit dem Sportredakteur Kirk Thornton, und er musste ihr nicht erst erklären, dass er keineswegs erfreut war, sie als Vertretung für Chris zu sehen. Er empfing sie mit einer solchen Kälte, dass er ein Glas an seiner Stirn hätte kühlen können. Er stellte sie den anderen drei Sportreportern vor, und deren Begrüßung fiel auch nicht wärmer aus als Kirks. Abgesehen von Jeff Noonan.
    Obwohl Jane sich nur selten im Seattle-Times -Gebäude sehen ließ, hatte sie schon von Jeff Noonan gehört. Die gesamte weibliche Belegschaft konnte ein Lied von ihm singen; er war die wandelnde Klage
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