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Shutdown

Shutdown

Titel: Shutdown
Autoren: Hansjörg Anderegg
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den Kopf. »So einfach geht das nicht. Meine Anwälte müssen der Staatsanwaltschaft schon eine glaubwürdige Geschichte auftischen, sonst läuft die beim Don ins offene Messer.«
    »Ihnen wird schon etwas einfallen.«
    Sie wusste, dass dies nicht genügte. Eine Weile sah sie dem zarten blauen Dunst zu, wie er um die schöne Frau wallte, dann entschloss sie sich, etwas mehr von der Wahrheit preiszugeben. Sie erzählte ihr von der Computer- und Überwachungszentrale im Berg bei June Lake, ohne auf Einzelheiten einzugehen, wie sie die Daten beschafft hatte.
    »Machen Sie mit der Information, was Sie wollen«, schloss sie, »aber halten Sie mich raus.«
    Ich habe schon mehr als genug Ärger am Hals , fügte sie im Stillen hinzu. Tate war einverstanden. Sie warf einen Blick auf die Uhr und sagte:
    »Larry müsste jeden Augenblick eintreffen ...«
    »Wer ist Larry?«, unterbrach Jen erschrocken.
    »Larry Perkins, mein Anwalt. Er leitet das Team. Mit ihm werden wir die Strategie besprechen.«
    Jen sprang entsetzt auf. »Nein, auf keinen Fall!«, rief sie aus. »Ich – muss jetzt gehen.«
    »Larry beißt schon nicht«, lachte Tate.
    »Möglich – trotzdem – da müssen Sie allein durch. Ich habe nichts damit zu tun.«
    Es klang wie eine verzweifelte Bitte. Sie errötete auch noch dabei, dass Tate sofort beschwichtigte:
    »O. K., in Ordnung. Ich halte Sie raus. Keine Sorge.«
    Jen beeilte sich, zu verschwinden, bevor der zahme Larry auftauchte. Erst unter der Tür fiel ihr ein, was sie Wichtiges vergessen hatte.
    »Eines müssen Sie mir unbedingt versprechen«, sagte sie aufgeregt. »Der Staatsanwalt muss den Aktenordner mit den Protokollen bekommen. Die entlasten nämlich – einen guten Bekannten und seine Freunde.«
    »Einen guten Bekannten«, schmunzelte Tate. »Aber klar. Die Akten übergeben wir sowieso der Staatsanwaltschaft.«
    Halbwegs beruhigt wandte sie sich zum Gehen, da hielt sie Tate mit einer leichten Berührung zurück.
    »Danke, Jerry«, sagte sie mit einem warmen Lächeln und drückte ihr einen sanften Kuss auf die Wange.
    Jen stolperte in die Garage, jagte los im Cabrio, als stünde ganz Sausalito in Flammen. Haarscharf schrammte sie an der schwarzen Limousine vorbei auf die Hauptstraße. Die Wange stand unter Hochspannung, 10'000 Volt.
     
     
     
     
     
    San Francisco, Kalifornien
     
    Lieutenant Nathan Rosenblatt legte verwundert den Hörer auf.
    »So kenne ich Kate gar nicht«, sagte er.
    »War sie freundlich?«, brummte sein Partner Joe undeutlich, da er auf einem alten Donut kaute.
    »Emotional, begeistert geradezu, fast wie ein Mensch, der sich freut.«
    Joe schob die Zeitung beiseite und schnitt eine ernste Grimasse. »Das wäre allerdings höchst beunruhigend.«
    Nathan stand auf und gab seinem Partner ein Zeichen, ihm zu folgen.
    »Vergiss dein Notizbuch nicht. Sie will uns unverzüglich in ihrem Büro sehen.«
    Die Staatsanwältin empfing sie tatsächlich mit freundlichem Lächeln. Keine Verspanntheit, keine nervösen Blicke des gehetzten Wildes, kein Weltschmerz in ihrem faltenfreien Gesicht, saß sie lässig auf der Kante des Schreibtischs, als gäbe es nichts Schöneres, als in diesem Loch Ferien zu machen.
    »So meine Herren«, sagte sie. »Heute ist ein schöner Tag.«
    »Draußen regnet’s Bindfäden«, gab Nathan zu bedenken, doch die Sonne schien weiter auf ihr Gesicht.
    »Larry Perkins hat sich angekündigt. Er wird gleich da sein.«
    Während die über den Tischrand quellende Pobacke Nathan in ihren Bann zog, fragte Joe verwundert:
    »Wer ist Larry Perkins?«
    »Ein gefürchteter Anwaltskollege, der für einmal mit uns zusammenarbeiten will.«
    Mr. Perkins traf mit einer Entourage aus zwei weiteren Anwälten ein, gut aussehende, makellos gepflegte Männer im Alter, das genau auf die Staatsanwältin abgestimmt war.
    »Larry, ich möchte euch Lieutenant Rosenblatt und Sergeant Sheldon vorstellen. Ich habe sie gebeten, bei diesem Gespräch dabei zu sein, da es um neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem Blackout geht. Ist das in Ordnung für euch?«
    »Selbstverständlich, kein Problem.«
    Du hast sowieso keine Wahl , dachte Nathan mürrisch.
    »Gut, ausgezeichnet, dann lass uns zur Sache kommen.«
    Der Anwalt links neben Larry zog eine Akte aus seiner Mappe und schob sie ihm hin. Joe zückte seinen Notizblock.
    Larry begann: »Unsere Kanzlei vertritt die Interessen von Miss Carmen Tate. Sie hat sich vor Kurzem nach langjähriger Tätigkeit als Stabschefin von Donald Goodman und
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