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Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)

Titel: Showtime (Tim: Teil 3) (German Edition)
Autoren: Tobias Jäger
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Frage war, aber ich musste es versuchen.
    »In einem kleinen Kasten, zusammen mit seiner Badehose.«
    »Darf ich sie sehen?«
    »Ich schätze schon.« Billy stand auf. »Hier entlang.«
    Ich folgte Billy in die Diele, wo ein wunderschöner Mahagoni-Kasten mit einer Glasfront hing. Darin befanden sich eine schwarze Badehose und eine olympische Goldmedaille aus dem Jahre 2008.
    »Würdest du mir die Geschichte der Badehose erzählen?«
    »Ich war ein gerade mal 14-jähriger Junge aus Fargo, der von einem Star fasziniert war. Ich mochte das Turmspringen und war auch recht gut darin. Tim war mein großes Idol. Ich sammelte alles, was mit ihm zu tun hatte. Zeitungsartikel, Nachrichten im Internet, Fernsehberichte und Fotos.«
    Er schwieg einen Moment und lächelte.
    »Als ich hörte, dass er ausgerechnet nach North Dakota kommen würde, konnte ich es nicht glauben. In der Zeitung las ich, dass er eine One-Man-Show plante und dabei Turnen und Zirkus-Stunts vorführen wollte. Dass er nicht Springen würde, spielte für mich keine Rolle. Ich hatte die Möglichkeit, meinen großen Helden zu sehen. Ich überredete meine Eltern, mit mir zu dieser Show zu fahren, die er einfach ›Tim‹ genannt hatte. Es war unglaublich. Er turnte, sprang auf dem Trampolin und flog regelrecht am Trapez durch die Gegend. Am Ende des Show küsste er sogar Charlie vor allen Leuten auf der Bühne. Dann verkündete er, dass er in ein paar Minuten für Autogramme zur Verfügung stehen würde. Meine Eltern und ich stellten uns also an der Schlange an, die darauf wartete, Tim‘s Hand zu schütteln. Wir standen insgesamt 2 Stunden lang dort. Ich ließ jeden vor uns, damit meine Eltern und ich die letzten in der Schlange waren. Ich weiß, dass es riskant war, denn Tim konnte jederzeit einfach sagen, dass er keine Lust mehr hat und nach Hause geht. Aber das passierte nicht.«
    Ich sah ein Funkeln in Billy‘s Augen und er holte ein paar Mal tief Luft, um die Tränen weg zu blinzeln. Das schien für ihn ein sehr emotionaler Augenblick gewesen zu sein und ich war ihm dankbar dafür, dass er ihn jetzt mit mir teilte.
    »Als wir vor ihm standen, bekam ich kein Wort heraus. Mein Dad erzählte ihm aber, dass ich auch Turmspringer war und dass Tim mein Held war. Irgendwann bekam ich dann doch ein ›hallo‹ heraus und sagte, dass ich es kaum erwarten konnte, ihn bei einem Wettkampf zu sehen. Als Antwort lud er mich und meine Eltern zum Abendessen ein. Mein Herz setzte einen Moment aus. Und als er mir anbot, anschließend noch zusammen zu springen, war ich kurz davor, in Ohnmacht zu fallen. Ich dachte, ich sterbe. Meinen Eltern war es peinlich und sie versuchten, Tim‘s Angebot höflich abzulehnen. Aber dann mischte sich Charlie ein und überredete sie, mich gehen zu lassen.«
    Billy sah mich an und fing dann an laut zu lachen.
    »Tim schnappte mich dann einfach und stellte mir die Gang vor. Aus dem Augenwinkel konnte ich gerade noch sehen, wie verblüfft meine Eltern waren. Anschließend gingen wir nach draußen und ich fuhr mit Tim und Charlie in ihrem Auto zum Abendessen. Ich weiß noch, wie Charlie mich auf den Vordersitz schob und sich selbst auf die Rückbank setzte. Beim Abendessen waren eine Menge Leute dabei. Die Gang, Eltern, ich weiß nicht, wer noch alles. Vielleicht warst du auch da?«
    »Nein, ich war nicht dabei«, sagte ich.
    »Anschließend fuhren wir jedenfalls in die Schwimmhalle der UND . Ich hatte natürlich keine Badehose dabei. Wer rechnet schon damit, dass man die Gelegenheit bekommt, mit Tim springen zu dürfen. Also hat mir Tim eine von seinen geliehen.«
    »Ist es die Badehose, die in dem Kasten ist?«
    »Ja, genau die. Jedenfalls kletterten wir auf den Sprungturm und Tim schien in seiner eigenen Welt zu versinken. Er nahm mich irgendwie mit in diese Welt. Er fragte mich viele technische Sachen zu meinen Sprüngen, stellte mir Fragen über mein Training, meine Eltern, mein Team in der High School und meinen Coach. Tim war für mich ein Star und er stellte mir — einem kleinen Jungen, der ihn anhimmelte — Fragen zu meinem Training. Eigentlich hätte ich es sein müssen, der ihm Fragen stellt, oder?«
    Ich nickte nur und lächelte.
    »Dann forderte er mich auf, meinen besten Sprung zu zeigen. Ich hielt die Luft an und sprang. Meine Beine waren wie Pudding und mein Herz raste. Ich dachte, ich würde sterben. Als ich auftauchte, stellte ich fest, dass ich noch lebte. Also ging ich wieder nach oben und wir unterhielten uns ein bisschen
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