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Showman

Showman

Titel: Showman
Autoren: Jason Dark
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Süden.
    Er steckte voller Wärme, aber er brachte auch den Gestank der Großstadt London mit. Daß der Fluß nicht weit entfernt war, hörte ich.
    Hin und wieder drang das Rauschen an meine Ohren, vergleichbar mit dem fernen Klatschen einer unsichtbaren Zuschauermenge, als wollte mir dieser Beifall spenden.
    Das Theater stand in einer einsamen Gegend. Menschen gab es schon in der Nähe, aber sie gehörten zu den Personen, die sich um die Dinge anderer besser nicht kümmerten. Wenn mir jemand begegnete, war er nicht unbedingt darauf aus, ein Gespräch zu führen. In dieser einsamen Ecke ging jeder seinen eigenen Weg und versuchte nicht, den Nachbarn zu stören.
    Der Wagen parkte gut geschützt. Hinter einem alten Schuppen, dessen Dach undicht war. Immer wenn der Wind über eine bestimmte Stelle strich, bewegte sich schabend und klappernd eine Dachschindel. Für mich hörte sich das Geräusch unheimlich an.
    Ich näherte mich dem Theater von der Rückseite. Es verdiente seinen Namen nicht, denn es war einfach ein leerstehender Bau, in dem es eine primitive Bühne gab, die allerdings groß genug war, um auch die technische Anlage der Band aufnehmen zu können.
    Wenn die Gruppe spielte, würde sicherlich ein großes Gedränge herrschen.
    Ich trug die Kanister in beiden Händen.
    Obwohl sie nur klein waren, zerrte das Gewicht an meinen Armen. Ich hatte den Eindruck, sie würden länger und länger werden. Aufgeben wollte ich trotz dieser Widrigkeiten nicht. Ich hatte mir vorgenommen, den Bau abzufackeln, und das würde ich tun.
    An diesem Abend hatte die Gruppe keine Probe. Das wußte ich, denn ich hatte mich zuvor erkundigt. Wahrscheinlich hockten sie jetzt in irgendeiner ihrer verfluchten und miesen Kneipen zusammen, wo sie soffen und mit den Groupies herumhurten, denn das war ihre Art der Freizeitbeschäftigung. Bei LIVED war alles exzessiv. Von der Musik bis zu ihrem Benehmen, das sie den Rhythmen und auch ihren eigenen Texten immer wieder anpaßten.
    Der Bau lag nicht im Licht. Die nächsten Laternen standen einfach zu weit weg. Sie beleuchteten auch nur eine Straße, die zu einem Industriegelände führte.
    Ich bewegte mich weiter. Der Boden unter mir war dunkel. Manchmal glänzte er wie ein öliger Teich. Ich konzentrierte mich auf das alte Theater, dessen Rückseite ich sah. Kein Licht, nicht mal ein Schimmer, drang durch irgendein Fenster oder eine Lücke in der Mauer.
    Es sah sehr gut aus.
    An einer bestimmten Stelle legte ich eine Rast ein. Aber nicht nur, um mich auszuruhen, ich wollte auch herausfinden, ob sich irgendwelche Aufpasser in der Nähe aufhielten.
    Das war nicht der Fall.
    Kein Schatten, der sich bewegte. Keine Tritte. Hin und wieder hörte ich das Geräusch eines weiter entfernt fahrenden Wagens, das war auch alles.
    Es sah günstig für mich aus. Ich massierte noch einmal meine Schultern, bevor ich die Kanister wieder anhob und mich aufmachte, um den Rest des Wegs zurückzulegen.
    Auf meinem Rücken spürte ich einen kalten Schauder, obwohl ich wußte, daß ich in einen leeren Bau kommen würde. Irgend etwas konnte immer schiefgehen. Das Schicksal mischte die Karten und setzte entsprechende Zeichen.
    An der Rückseite des Baus wuchs Unkraut, das jetzt, in der Dunkelheit, meine Beine wie geheimnisvolle Schattengebilde umschmeichelte. Wer den Bau früher mal in die Höhe gezogen und wozu er gedient hatte, wußte ich nicht. Auf dem Land wäre er eine Scheune gewesen, hier hatte er sicherlich als Lager gedient.
    An der Rückseite der schmutzigen Mauern stellte ich die beiden Kanister noch einmal ab. Wenn ich sie danach wieder anhob, dann würde ich hineingehen. Es gab Fenster, das wußte ich. Im Dunkeln konnte ich jetzt allerdings nicht hineinschauen.
    Oder waren die Fenster etwa von innen mit einer dunklen Farbe angestrichen worden?
    Ich ließ die Kanister noch stehen und kümmerte mich um die Tür an der Rückseite.
    Sie war ziemlich breit. Wer immer irgendwelche Dinge zu transportieren hatte, nahm diese Tür, die nicht verschlossen war. Es gab zwar ein altes Vorhängeschloß, das aber diente mehr zur Dekoration. Ich konnte es aufziehen. Ein erster Erfolg.
    Mein Lächeln wirkte trotzdem gequält, als ich wieder zurück zu den beiden Kanistern ging. Ich fühlte mich plötzlich besser, denn eine große Hürde hatte ich überwunden.
    Die Gegenstände kamen mir auch nicht so schwer vor wie noch vor Minuten. Trotz meiner inneren Spannung fühlte ich mich regelrecht beschwingt, und das Lächeln war bei
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