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Shotgun Lovesongs

Shotgun Lovesongs

Titel: Shotgun Lovesongs
Autoren: Nickolas Butler
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Eau Claire in der Verwaltung arbeitete, erzählte es Eddy Moffitt eines Abends im VFW. Sie hatte ihren Kopf geschüttelt und auf eine irgendwie nette Art vor sich hingelächelt und Eddy war zu ihr hinübergegangen, hatte ihr einen Drink spendiert und sie gefragt, warum sie sich so freue.
    »Weißt du, die könnten mich feuern, weil ich geplauderthabe«, sagte Rhonda, »aber so ’ne Sache wie die, das sollten die Leute einfach wissen. Ich hab vorher noch nie von so einer guten Tat gehört. Verdammt, ich könnte meinen Job verlieren, aber ehrlich gesagt wäre es mir das wert.«
    Und dann erzählte sie Eddy, dass Ronny nicht versichert gewesen war. Dass die Rechnungen sich auf eine Summe von weit über hunderttausend Dollar belaufen hatten.
    »Und eines Tages dann«, erzählte sie, »kriegen wir Post aus New York City. Einen Umschlag von irgendeiner Plattenfirma, der an Ronny adressiert ist. Und da ist dann doch tatsächlich ein verdammter Scheck über hundertdreiundzwanzigtausend Dollar drin.«
    Sie trank ihr Bier in schnellen Zügen, ihre Augen waren feucht.
    »Das war einfach wahnsinnig süß«, sagte sie. »Ich kann das unmöglich für mich behalten.«
    Eddy erzählte uns die Geschichte eines Abends während eines Highschool-Footballspiels (wir gegen Osseo). Keiner von uns hatte Kinder, die schon alt genug gewesen wären, um auf die Highschool zu gehen, aber wenn man in einer so kleinen Stadt wie Little Wing, Wisconsin, wohnt, dann geht man auch so zu den Football- und Basketballspielen der Highschool. Schließlich kann man auf diese Weise etwas unternehmen – preisgünstige Unterhaltung für die ganze Familie. Wir standen alle unter dem Tribünenaufbau. Einige von uns teilten sich einen Beutel Red-Man-Kautabak, andere reichten eine Tüte mit Sonnenblumenkernen herum, und wir hörten Eddy zu, während die Menge über unseren Köpfen ihr jeweiliges Team anfeuerte. Von den hölzernen Sitzreihen regnete es Aluminiumdosen und zusammengeknüllte Hotdogverpackungen auf uns herab und hier und da auch etwas Rost, den die trampelndenFüße in ihren schweren Schuhen aus dem klapprigen Metallgerüst lösten. Wir verschränkten unsere Arme, spuckten auf den Boden und versuchten uns vorzustellen, wie ein Scheck über hunderttausend Dollar überhaupt aussehen mochte.
    Lee war ohnehin schon unser Held gewesen, aber diese Geschichte vertiefte unsere Liebe zu ihm noch, ließ die Legende um seine Person noch größer werden. Wir gingen am nächsten Tag alle hin und kauften zehn weitere Exemplare seiner Plattenalben, jeder einzelne von uns, obwohl wir sie zu Hause längst doppelt hatten. Und es war kostbares Geld, das wir da ausgaben, denn viele von uns hielten sich nur so gerade eben über Wasser. Wir hätten diese Summe sparen oder Lebensmittel davon kaufen können. Dennoch. Wir schickten die Alben an Verwandte oder entfernte Freunde, schenkten sie Bibliotheken oder Pflegeheimen.
    Ronny bekam nie eine Rechnung zu Gesicht; Lees Anwälte kümmerten sich um den ganzen organisatorischen Kram. Für Ronny würde auf immer und ewig gesorgt sein. Er selbst schien nicht zu wissen, dass er einen Gönner hatte, oder vielleicht wusste er es ja doch, ich habe keine Ahnung. Ich weiß nur, dass Lee nie darüber sprach und Ronny auch nicht. Aber eigentlich war das ja auch nur richtig und gut so. Ronny hatte in seiner Wohnung zahllose Poster von Lee hängen, und das schon lange vor dem Unfall und der Operation. Die meisten waren vom Sonnenlicht bereits ein wenig ausgeblichen und von den Küchendämpfen ganz fettig geworden. Sie hatten diese schäbigen Wände geschmückt, lange bevor Lee berühmt geworden war. Ronny hatte ihn von uns immer schon am meisten geliebt.
    ...
    Die Einladungskarten zu Kips Hochzeit wogen ganz schwer vor lauter Papier und Schleifen und Glitzerzeug. Wir trugen sie sehr vorsichtig, fast andächtig von unseren Briefkästen und Autos in unsere Häuser, als enthielten sie unbezahlbare, erlesene Neuigkeiten. Die Frau, die er heiraten würde, kannten wir nur flüchtig. Felicia war aus Chicago und arbeitete jetzt als Beraterin von zu Hause aus, in dem Anwesen, das sie gemeinsam ein wenig außerhalb der Stadt bewohnten. Wen genau oder worüber sie beriet, war uns nicht ganz klar, aber Eddy behauptete, es habe irgendetwas mit Arzneimitteln zu tun. Sie hatte Kip ein paar Mal ins VFW begleitet. Bei solchen Gelegenheiten sah sie immer wunderschön aus, und ihre Frisur, ihr Make-up und ihre Maniküre waren jedes Mal perfekt. Am
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