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Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen

Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen

Titel: Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen
Autoren: Baerbel Muschiol
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und aufrichtig und seine Körperhaltung angespannt. Meinem Stolz und meinem Unterbewusstsein hat es genau wie mir selbst die Sprache verschlagen. Was soll ich darauf antworten? Es passiert wirklich nicht oft, und doch hat er es jetzt gerade mit seiner Ansprache geschafft: Ich bin sprachlos.
    „ Also, Mia, gehörst du zu mir? Oder allen anderen anwesenden Männern in dieser Bar? Dann höre ich jetzt auf, meine Zeit mit dir zu verschwenden.“
    Seine Zeit verschwenden? Arschloch!
    Auch wenn mir gerade tausende Buchstaben im Kopf herumirren, es will mir einfach nicht gelingen, einen vernünftigen Satz daraus zu bilden ...
    Also kratze ich meine noch funktionierenden Gehirnzellen zusammen und forme mit größter Anstrengung mit meinen Lippen ein einziges Wort. „Bleib.“
    Seine markanten Gesichtszüge entspannen sich etwas, er beugt sich zu mir, drückt mir einen festen keuschen Kuss auf die Lippen. „Gut.“
    Mit seinem typischen Lausbubengrinsen setzt er sich wieder an dir Bar, völlig entspannt und selbstsicher. Als hätte er nicht gerade mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt.
     

    Sein Ausbruch hat bewirkt, dass ich nach weiteren sechzig Minuten Feierabend hatte.
    Auf dem Weg zu seinem Auto und auch während der Fahrt haben wir nicht allzu viel geredet. Ohne dass wir es besprochen haben, fährt er mich zu sich, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Himmel, habe ich mit dem gestrigen Sex in eine feste Beziehung eingewilligt, ohne es zu wissen? Welcher Mann denkt denn in der heutigen Zeit noch so altmodisch?
    Heutzutage ist Sex nicht mehr bindend, er kann auch einfach nur Spaß machen und befriedigen. Nicht, dass ich mich beschweren würde, immerhin ist Andy mein persönlicher Mister Perfekt, doch ging das alles irgendwie ziemlich schnell. Immer wieder spüre ich seinen prüfenden Blick auf meinem Gesicht. Wenn man es genau nimmt, ist er mir fremd, wir wissen nichts über den anderen. Ich kenne von seiner Wohnung nur sein Schlafzimmer, ich habe noch nicht einmal seinen Bauchnabel gesehen, aber seinen Schwanz schon in mir gespürt.
    Es ist, als würden wir es verkehrt herum beginnen. Unser erstes Date ist also nicht da, um zu testen, ob wir zusammenkommen, sondern um herauszufinden, ob wir zusammenbleiben. Immer mal etwas Neues.
     

    Was auch immer das mit uns wird, ob es hält oder zerbricht, mein Herz hat sich schon längst für ihn entschieden ...
     

     

5. Kapitel
      Ein Mann der Tat und der Worte ...
    Mit einem Hotdog in der Hand und einer kalten Coke versuche ich mehr oder weniger konzentriert, Andys Erklärungen zu dem Eishockeyspiel, das wir gerade ansehen, zu folgen.
    In der Regel wird in Reihen bzw. Blöcken gespielt – das bedeutet, dass Stürmer und Verteidiger möglichst immer mit den gleichen Partnern spielen. Eine optimal besetzte Mannschaft hat vier Verteidigungsreihen und vier Sturmreihen. Dies ergibt dann: ein Torhüter + zehn Verteidiger + zwölf Stürmer + zwei Ersatztorhüter = fünfundzwanzig Spieler. Im jeweiligen Spiel/Turnier darf die Anzahl der gemeldeten Spieler jedoch nur zweiundzwanzig betragen. Ein Team muss einen Kapitän und zwei Assistenten bestimmen. Zur Erkennung tragen sie ein „C“ (Captain) bzw. „A“ (Assistant) auf der Brust. Der Kapitän darf bei Unklarheiten oder Fehlentscheidungen seitens des Schiedsrichters als Einziger diesen nach der Regelauslegung fragen. Das Auswechseln von Feldspielern ist nicht nur während der Spielunterbrechungen möglich, sondern kann auch „fliegend“ erfolgen. In der Regel wechseln die Teams einmal pro Minute.
    Das Spiel an sich lässt mich ziemlich kalt, genau genommen ist mir auch scheißkalt. Das Einzige, was mich hier hält, ist die Tatsche, dass Andy dieses Spiel liebt. Wenn ich mich wirklich dafür entscheide, bei ihm zu bleiben, dann gehört dieses Spiel automatisch mit dazu. Vielleicht wäre mein Interesse etwas größer, wenn er gerade spielen würde, doch so könnte ich mir einiges vorstellen, das mir mehr Spaß bereiten würde. Endlich werden auf der Tafel die letzten verbleibenden sechzig Sekunden angezeigt, wenn dieser Schiedsrichter nicht dauern pfeifen und somit die Zeit stoppen würde, lägen wir schon längst knutschend auf der Couch.
     
     

    Während sich Andy vollkommen mit dem Spielverlauf beschäftigt, hin und wieder derb flucht und nicht annähernd mit den Spielern und dem Schiri zufrieden ist, schicke ich meine Gedanken auf Reisen. Nächste Woche ist mein neunundzwanzigster Geburtstag, mein
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