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Shogun

Shogun

Titel: Shogun
Autoren: James Clavell
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der Nähe von Chatham in seiner Heimatgrafschaft Kent verlassen hatten. Des weiteren waren fast tausend Kanonenkugeln, viele Kartätschen und viele Dinge aus Metall gerettet worden. Das meiste davon war zwar verkrümmt und ausgeglüht; aber er hatte alles, was er brauchte, um ein Schiff zu bauen, mehr, als er sich jemals hätte träumen lassen.
    »Großartig, Naga-san! Großartig!« hatte er ihn beglückwünscht, nachdem er entdeckt hatte, wieviel gerettet worden war.
    Ja, hatte er frohlockt. Jetzt kann Die Dame doch noch ein Stück länger und etwas breiter werden, als ich gedacht hatte, und doch wird sie aussehen wie ein Windspiel und überhaupt die Sause aller Sausen sein.
    Ah, Rodrigues, hatte er ohne Groll gedacht, bin ich froh, daß du dies Jahr weit fort und in Sicherheit bist und daß es nächstes Jahr ein anderes Schiff geben wird, das ich kapern kann. Sollte Ferriera wieder Generalkapitän sein, wäre das ein Geschenk des Himmels!
    » Hipparuuuuu !« rief er abermals. Die Taue knarrten, aber das Wrack rührte sich nicht von der Stelle.
    Seit jenen frühen Morgenstunden mit Toranaga, da er Marikos Brief in Händen gehalten und kurz darauf entdeckt hatte, daß die Kanonen gerettet worden waren, hatte der Tag für ihn nicht mehr genug Stunden gehabt. Er hatte die ersten Entwürfe gezeichnet, Listen aufgestellt, wieder verworfen und neu aufgestellt, seine Pläne geändert und sich genau überlegt, wie viele Leute und welches Material er anfordern sollte, denn er wollte auf keinen Fall Fehler machen. Und nach der Tagesarbeit hatte er bis tief in die Nacht noch über dem Wörterbuch gesessen, um die neuen Wörter zu lernen, die er brauchen würde, um den Handwerkern seine Anweisungen zu geben und um herauszufinden, was sie bereits konnten. Oft war er verzweifelt und in Versuchung gewesen, den Priester zu bitten, ihm zu helfen, aber er wußte, daß er von ihm keine Hilfe mehr erwarten durfte, die Feindschaft zwischen ihnen jetzt unerbittlich war.
    Karma, hatte er sich gesagt, ohne daß es schmerzte, und den Priester wegen seines unseligen Fanatismus bedauert.
    » Hipparuuuuu !«
    Wieder stemmten sich die Samurai gegen den Widerstand des Sandes und der See, dann erhob sich ein monotoner Gesang, und sie zogen alle gemeinsam. Das Wrack bewegte sich ein wenig, sie verdoppelten ihre Anstrengungen, dann gab es einen Ruck, das Wrack war frei, und sie alle purzelten in den Sand. Sie rappelten sich wieder hoch, lachten, gratulierten sich und legten sich erneut in die Taue. Aber das Wrack saß abermals fest.
    »Ich werde es auftreiben müssen, dann verrichtet die Tide die Arbeit für uns und hebt es hoch«, sagte er laut auf englisch.
    »Dozo?« fragte Naga, der selbstverständlich nichts verstand.
    »Ah, gomen nasai, Naga-san.«
    Mittels Zeichen und Zeichnungen im Sand erklärte er, daß sie ein Floß an den Spanten befestigen müßten. Wie oft er dabei verfluchte, nicht genug Wörter zu kennen! Dann würde die nächste Flut das Wrack flottmachen, und sie könnten es an Land und auf den Strand hinaufziehen, und bei der nächsten Flut wäre es dann ein leichtes, es höher hinaufzuziehen, weil sie bis dahin Rollen darunterlegen konnten.
    »Ah so desu!« sagte Naga beeindruckt. Als er es den anderen erklärt hatte, waren auch diese voll Bewunderung, und Blackthornes eigene Samurai stapften mit stolzgeschwellter Brust einher.
    Blackthorne bemerkte das, und so zeigte er mit dem Finger auf einen: »Wo bleiben Eure Manieren?«
    »Wie bitte? Oh, tut mir leid, Euer Gnaden. Bitte, verzeiht mir, daß ich Euch beleidigt habe!«
    »Heute noch einmal, morgen nicht mehr. Schwimmt zum Schiff hinaus, und macht die Trossen los!«
    Der Ronin -Samurai verzagte und rollte mit den Augen. »Tut mir leid, Euer Gnaden, aber ich kann nicht schwimmen.«
    Jetzt herrschte Grabesstille am Strand, und Blackthorne wußte, daß alle darauf warteten, was jetzt geschehen würde. Er war wütend auf sich, denn Befehl war Befehl, und ohne es zu wollen, hatte er ein Todesurteil ausgesprochen, das diesmal freilich ungerechtfertigt war. Er überlegte einen Moment. »Toranaga-sama befehlen, alle Männer schwimmen. Neh? Alle meine Vasallen schwimmen binnen dreißig Tagen. Besser schwimmen in dreißig Tagen! Ihr, ins Wasser … erste Unterrichtsstunde jetzt.«
    Furchtsam watete der Samurai ins Wasser hinaus. Er wußte, daß er ein toter Mann war. Blackthorne folgte ihm, und als der Kopf des Mannes unterging, riß er ihn nicht allzu freundlich hoch und zwang ihn
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