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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition)
Autoren: Lauren Beukes
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Zigarette an das eine Ende halten? Ich könnte eine brauchen.» Er versucht, Rachel gegenüber keine Schuldgefühle zu haben. Weil er ihre Tochter in die Gefahr fährt.
    «Hast du denn welche?», fragt sie bereitwillig.
    «Sieh mal im Handschuhfach nach.»
    Sie macht die Klappe auf, und aus der Vertiefung fällt ihr ein Haufen Zeug auf den Schoß. Diverse Stifte, Gewürztütchen von Al’s Beef, ein zerdrückter Pappbecher. Sie zerknüllt das leere Päckchen Marlboro Lights.
    «Nichts. Sorry.»
    «Shit.»
    «Weißt du, dass die Light-Zigaretten genauso krebserregend sind wie die anderen?»
    «Ich hab nie gedacht, dass ich ausgerechnet an Krebs sterben könnte.»
    «Wo ist deine Waffe?»
    «Unter dem Sitz.»
    «Woher weißt du, dass du nicht über irgendeinen Huckel fährst und dir den Knöchel wegschießt?»
    «Ich habe sie unter normalen Umständen nicht dabei.»
    «Ich würde sagen, das sind jetzt besondere Umstände.»
    «Hast du Angst?»
    «Total. Ich fürchte mich wahnsinnig, Dan. Aber jetzt geht es um alles. Mein ganzes Leben. Ich hab keine andere Wahl.»
    «Und das soll jetzt also der freie Wille sein?»
    «Ich muss einfach noch einmal dorthin zurück, anders geht es nicht. Wenn es die Polizei nicht macht.»
    «Ich denke, du wirst noch draufkommen, dass du
wir
sagen solltest, Kleine. Du ziehst mich schließlich in die Sache mit rein.»
    «Hineinziehen ist aber ein starkes Wort dafür.»
    «Genau wie ‹Selbstjustiz›.»
    «Wirst du meinen Robin Hood spielen? Du siehst in gelben Strumpfhosen bestimmt sehr gut aus.»
    «Beherrsch dich. Ich bin definitiv Batman. Wodurch du selber zu Robin wirst.»
    «Mir hat aber der Joker immer besser gefallen.»
    «Das liegt daran, dass du dich mit ihm identifizierst. Ihr habt nämlich alle beide richtig schlimme Frisuren.»
    «Dan?», sagt sie und schaut aus dem Fenster auf die Dämmerung, die über die Brachflächen und vernagelten Häuser und Klapperkästen kriecht. Ihr Gesicht spiegelt sich in der Windschutzscheibe durch die Flamme, als sie das Feuerzeug wieder anmacht.
    «Ja, Kleine?», sagt er zärtlich.
    «Du bist Robin.»
     
    Kirby dirigiert ihn eine Gasse hinunter, die sogar für diese Gegend reichlich verwahrlost aussieht, und plötzlich überkommt Dan eine große Sympathie für Detective Amato.
    «Halt hier an», sagt sie. Er stellt den Motor ab und lässt das Auto am Straßenrand hinter einem alten Holzzaun ausrollen, der sich wie ein Betrunkener nach vorn neigt.
    «Das da?», fragt Dan und betrachtet die aufgegebenen Reihenhäuser mit den vernagelten Fenstern und dschungelartig wucherndem Unkraut, zwischen dem wie bunte Blüten der Müll herumliegt. Hier war eindeutig seit sehr langer Zeit niemand mehr, und es scheint erst recht unmöglich, dass sich hier jemand ein geheimes Nostalgie-Refugium geschaffen hätte. Dan versucht, sich seine Zweifel nicht anmerken zu lassen.
    «Komm schon.» Kirby macht die Beifahrertür auf und steigt aus dem Wagen.
    «Warte mal eine Sekunde.» Er beugt sich neben der Fahrertür herunter und tut so, als würde er sich den Schnürsenkel binden, während er unter dem Sitz nach dem Revolver tastet. Ein Dan Wesson. Der Name hat ihn damals amüsiert. Beatriz hat die Waffe gehasst. Genau wie die Vorstellung, dass sie den Revolver tatsächlich einmal brauchen könnten.
    Als er sich aufrichtet, blendet ihn das Licht der untergehenden Sonne, das sich in der Rückscheibe spiegelt. «Warum können wir das nicht um elf Uhr vormittags machen, wenn es hell ist?»
    «Jetzt komm schon.» Kirby sucht sich einen Weg durch das Unkraut zu der Holztreppe, die hinten am Haus hinaufführt. Er hält die Waffe dicht an der Hüfte, sodass ein zufälliger Beobachter sie nicht sehen kann. Er hätte überhaupt nichts gegen irgendeinen Beobachter. Die lastende Stille macht ihn nervös.
    Sie lässt seine Jacke von ihren Schultern rutschen und legt sie über den Stacheldraht, mit dem das untere Ende der Treppe blockiert ist.
    «Lass mich mal.» Er drückt mit dem Absatz die Jacke und damit die rasiermesserscharfe Spirale herunter und streckt die Hand aus, um ihr auf die andere Seite zu helfen. Dann folgt er ihr, und sobald der Druck seines Fußes nachlässt, schnellt der Stacheldraht wie eine Sprungfeder zurück und reißt den Jackenstoff noch weiter auf.
    «Egal. Die ist aus dem Schlussverkauf. Ich habe einfach die erste genommen, die mir gepasst hat.» Er stellt fest, dass er ziemlich laut redet. Er hätte sich nie für einen Sprücheklopfer gehalten. Aber er
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