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Shimmer

Shimmer

Titel: Shimmer
Autoren: Hilary Norman
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war.
    Und jetzt auch noch ein Kidnapper.
    Der Entführer eines Polizistenbabys.
    »Damit ich das richtig verstehe«, sagte Jewel, »du hast es wegen des Geldes getan?«
    Cal sah den Unglauben und noch etwas anderes, Finsteres, das ihm den Magen umdrehte.
    »Nicht wegen des Geldes«, sagte er. »Das hier ist Rache.«
    Inzwischen waren sie unter Deck, und Cal wünschte, er hätte sich wenigstens setzen können, doch Jewel stand auch noch und musste sich sogar ein wenig bücken, denn sie war genauso groß wie er. Zwar war sie vermutlich nicht so stark, doch tief in ihrer Seele schlummerte eine Bösartigkeit, an die er nie heranreichen würde.
    Nicht dass er es je versucht hätte.
    »Wo ist das Baby?«, fragte Roxanne.
    »Wenn ich es dir sage«, antwortete Cal, »musst du mir versprechen ...«
    Sie schlug ihm mit dem Handrücken ins Gesicht, und der Silberring an ihrer rechten Hand riss eine Wunde in seine Nase.
    »Was hast du mit dem gottverdammten Baby gemacht?«
    »Was glaubst du denn, was ich gemacht habe?«
    Er stand noch immer, kauerte nicht in der Ecke, und das war neu und wenigstens etwas, worauf er stolz sein konnte.
    »Du hast ein Baby umgebracht?«
    Nun waren nicht nur Messer in ihrem Blick, sondern Dolche.
    »Du hast ihr Baby umgebracht?«
    Sie war doch nicht so groß wie er – sie war größer .
    Cal wusste, was jetzt kam.
    »Leg dich hin«, befahl seine Mutter.
    »Nein«, widersprach er.
    »Los!«, sagte sie.
    Sie stieß ihn mit beiden Händen so hart, dass er mit dem Kopf voran zu Boden stürzte und die Baby ins Schaukeln geriet.
    »Mach schon!« , befahl Jewel, die Weiße Hexe.
    Und Cal hatte geglaubt, genau das habe er von ihr gewollt: dass sie ihn bestrafte, ihm die Haut abzog, ihm das Fleisch verbrannte ...
    Jetzt wusste er es besser.
    Und das Messer steckte noch immer unter seinem T-Shirt.
    »Leg dich hin, du hirnverbrannter Schwachkopf!«, schrie seine Mutter ihn an.
    »Nein, du wirst dich hinlegen«, sagte Cal der Hasser.
    Und er zog das Messer hervor und rammte es ihr zwischen den Rippen hindurch ins Herz.

89
     
    Martinez war bereits im Büro gewesen und hatte ein wenig mit Photoshop gezaubert, um Coopers Foto in eine Version zu verwandeln, die Mildreds Silberengel ähnlicher sah. Wollten sie ihre Menschenjagd zu einem erfolgreichen Abschluss bringen, brauchten sie vor allem verwertbare Beweise und eine echte Spur, was den möglichen Aufenthaltsort des Hurensohnes betraf. Zu diesem Zweck saßen Martinez und Sam nun in seinem Chevy und fuhren zum Hot-Hot-Hot und der Menagerie. Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass Cooper den Mann, mit dem Mildred ihn gesehen hatte, in einem der beiden Clubs aufgegabelt hatte. Vielleicht war ihr Killer ja Stammgast dort; vielleicht kannte ihn jemand, und vielleicht – nur vielleicht – führte diese einfache, grundlegende Polizeimethode sie ja auf seine Spur.
    Im ersten Club war man sehr hilfreich, doch niemand erkannte Jerome auch nur ansatzweise.
    In der Menagerie war man zurückhaltender, aber nicht unfreundlich. Doch die meisten Leute waren entweder zugedröhnt, zu betrunken oder einfach zu müde, um ihr Gehirn anzustrengen. Und der Barkeeper hatte gestern Nacht keinen Dienst gehabt.
    Anschließend dauerte es eine Weile, bis sie den Geschäftsführer weit genug bearbeitet hatten, dass er ihnen die Adresse des anderen Barmannes gab.
    »Aber Sie werden ihn da nicht finden«, sagte der Geschäftsführer. »Er ist in Urlaub. Er hat mir gesagt, er wolle sich zu Hause zwei Stunden aufs Ohr hauen und dann zum Flughafen fahren.«
    »Wo ist er hin?«, fragte Martinez.
    Sam war bereits auf dem Weg zur Tür. Er wusste, wann er in eine Sackgasse geraten war, und wollte keine Zeit mehr verschwenden.
    Überall patrouillierten Streifenwagen auf der Suche nach Cooper. Sie hielten nach jedem jungen, dünnen Mann Ausschau, ob silbern oder nicht, zu Fuß, im Auto, im Bus oder auf einem Tandem. Alle waren darauf fixiert, Joshua Becket schnell und vor allem gesund zu finden.
    »Was jetzt?«, fragte Martinez und trat zu Sam auf den Bürgersteig.
    Die ersten Regentropfen klatschten auf den Asphalt und das Wagendach.
    Sam hatte das Gefühl, als würde sein Hirn im Sterben liegen, doch er zwang es, noch einmal den Betrieb aufzunehmen.
    Es waren schon genug Cops unterwegs, die ziellos suchten.
    Sie brauchten eine Richtung.
    »Zurück zum Satin.« Das war der Nachtclub, in dem Adanis Freund gearbeitet hatte. »Vielleicht war unser Mann dort Stammgast.«
    »Dann lass uns auch Lopéz
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