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Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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Das Glas schien unbenutzt. Der Mann musste an Herzstillstand verstorben sein, entschied Dr. Brookham und hielt diese Diagnose, die letztlich auf jeden Todesfall zutraf, im Protokoll fest.
    Seltsam erschien ihm der Umstand, dass auf den nackten Zehen des Mannes ein blühender Zweig lag, doch er konnte sich damit nicht länger aufhalten. Weitere unangenehme Aufgaben warteten auf ihn an diesem unfreundlich kalten Morgen.
     
    Baker Street 221b, London
    Pünktlich um acht Uhr brachten Mrs. Hudson und ihre Nichte das Frühstück in Sherlock Holmes' Wohnung im ersten Stockwerk, mit einem soeben eingetroffenen Brief. Holmes riss ungeduldig das an ihn adressierte Kuvert auf und brummte befriedigt, als er einen Scheck darin fand. Die Summe, die ihm Joseph Bruce Ismay übermittelt hatte, war beträchtlich.
    Anschließend zündete er seine schwarze Tonpfeife an und blies dichte Rauchschwaden in den Wohnraum. Nunmehr erst öffnete er das Paket mit den Zeitungsausschnitten der Pall Mall Gazette , die mit dem Abdruck von Morgan Robertsons Roman Hoffnungslos – oder das Wrack der Titan begonnen hatte. Evans und Conolly wiesen darauf hin, dass der amerikanische Autor den Text bereits im Jahr 1898, also vierzehn Jahre vor dem Untergang der Titanic, veröffentlicht hatte.
    Je tiefer Holmes in die Lektüre eintauchte, desto faszinierter war er. Die Parallelen waren frappierend. Beide Schiffe sanken etwa an der gleichen Stelle, nachdem sie mit Eisbergen kollidiert waren. Sowohl die Titan als auch die Titanic galten als unsinkbar und hatten aus diesem Grund nicht genügend Rettungsboote an Bord. Die Schiffe waren gleich groß und bestanden aus demselben Material, aus Stahl. Und beide Schiffe sanken im Monat April.
    Holmes bewunderte auch das literarische Talent des Mannes, der eine menschlich berührende, spannende Geschichte entworfen und sie eindrucksvoll zu Papier gebracht hatte.
    Als der gigantische Dampfer Titan mit voller Kraft gegen den Eisberg fuhr, hielt der Held, der von seinen Gegenspielern mit einer starken Droge geschwächt worden war, die kleine Tochter seiner Geliebten in den Händen. Myra war schlafwandelnd auf dem Schiff unterwegs gewesen, auf der Suche nach Sicherheit vor der unbewusst gefühlten nahenden Gefahr, von der sonst keiner wusste.
    Holmes las in den Zeitungsausschnitten.
    Rowland erwachte allmählich aus seiner Betäubung und stammelte die Worte: »Myras Tochter. Sie schläft.«
    Er zog das nur in ein Nachthemd gekleidete Mädchen zu sich heran und hüllte den kalten, kleinen Körper in seinen Mantel. Das Kind schrie erschrocken auf, als es erwachte.
    Da rief der Beobachtungsposten: »Eis. Eis voraus. Direkt vor dem Bug.«
    Der Offizier rannte mittschiffs, der Kapitän betätigte den Fernschreiber zum Maschinenraum.
    Innerhalb von fünf Sekunden begann sich der Bug der Titan zu heben und vor ihnen, zu beiden Seiten, tauchte aus dem Nebel ein Eisfeld auf, das, von der Meeresoberfläche ansteigend, allmählich eine Höhe von hundert Fuß erreichte.
    Die Musik im Theatersaal verstummte. In der babylonischen Wirrnis von Rufen und Schreien und dem ohrenbetäubenden Knirschen, das Stahl erzeugt, der auf Eis entlangschrammt, hörte Rowland die verzweifelte Stimme einer Frau, die nach ihrer Tochter schrie.
    75.000 Tonnen Masse, die mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Fuß in der Sekunde durch den Nebel glitten, waren gegen den Eisberg gekracht. Wäre das Schiff gegen eine senkrechte Wand geprallt, hätten Stahlplatten und -streben dem plötzlichen Druck nachgegeben, indem sie sich verformten, und die Energie des Zusammenstoßes aufgefangen. Die Passagiere wären kräftig durcheinandergewirbelt worden, der Bug des Schiffes wäre eingedrückt worden, wobei das eine oder andere Mitglied der Besatzung ums Leben gekommen wäre. Die Titan hätte die Reise aus eigener Kraft, mit reduzierter Geschwindigkeit, fortsetzen können, wäre mit Versicherungsgeld repariert worden und hätte mit ihrer Unverwüstlichkeit werben können.
    So lief die Titan jedoch auf den ebenen Teil des Eisbergs auf, in den sie wie ein Eisbrecher hineinschnitt. Ihr enormes Gewicht, das auf der Steuerbordseite lastete, hievte das riesige Schiff weit aus dem Meer heraus, immer höher, bis die Schiffsschrauben am Heck halb frei lagen. Dann wurde es von der Strömung unter dem Bug erfasst, gedreht und stürzte schließlich auf die Backbordseite.
    In der senkrechten Lage brachen die Bolzen von zwölf Öfen und drei Dreifach-Maschinen. Gigantische Massen
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