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Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)
Autoren: J. J. Preyer
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tauchte er in die rote Flüssigkeit und stellte das Gefäß an das Fenster zum Park. Auf bunten Bleiglasscheiben wurde der Baum Jesse dargestellt, die Blutlinie des Hauses David, angefangen von Adam, über König David und dessen Sohn Salomon, über den Heiligen Josef und Jesus Christus, bis herauf zu den verstorbenen Eltern des Schlossherren.
    »Für den Herrn«, bemerkte David King, und füllte sein Glas und die Becher der Gäste bis zum Rand mit Rotwein. »Und das für uns. Auf unsere Zukunft!«
    »Ich bedanke mich in meinem Namen und im Namen meiner Kameraden für die Auszeichnung, Sir. Geben Sie einen Befehl, wir führen ihn aus!«, rief der blonde Junge mit den starken Brillengläsern.
    »Wir treffen uns in einem Jahr wieder. Hier, in meinem Schloss. Bis dahin macht ihr euch unentbehrlich im Umkreis eurer Väter. Versucht in euren zivilen Berufen voranzukommen. Weit voran. Ich beobachtete euch lange im Krieg in Afrika und ich sah, dass ihr den Kameraden im Kopf und im Körper etwas voraus habt. Aber ich wählte euch auch wegen eures privaten Hintergrundes aus. Ihr könnt und werdet das Land verändern, verbessern.«
    »Sagen Sie, was wir tun sollen, King David!«, rief der Blonde.
    »Ihr könnt euch auf mich verlassen. Und ich mich auf euch, das weiß ich. Ich werde, sobald mein Kopf einigermaßen in Ordnung ist, wieder im Ministerium tätig sein. Ich trainiere täglich. Die Fortschritte sind zufriedenstellend.«
    Dann sagte er noch: »Und vergesst nicht das Symbol über dem Ausgang dieser Halle, die Schweigerose. Sie soll euch daran erinnern, dass nichts von dem, was hier gesprochen wird, nach außen dringen darf.«
    »Wir werden schweigen, King David!«, riefen die Männer.
    Draußen hatte es zu schneien begonnen. Der Schnee schluckte die ohnehin spärlichen Geräusche in der Landschaft Wiltshires.
     
    Zwölf Jahre danach
    9. Jänner 1915, 19:34 Uhr
    Tallis Street 11, London
    Das Wasser in der Wanne war noch etwas zu heiß, also ließ der schlanke, fast hagere Mann noch kaltes Wasser nachfließen. Der Dunst legte sich auf die Kacheln des Badezimmers der gemieteten Wohnung in der Tallis Street, unweit der Londoner Fleet Street. Der Journalist Stanley R. Evans – das R. stand für Richard – hatte die schäbige Unterkunft in dem Backsteingebäude aus dem vorigen Jahrhundert bezogen, weil es von hier nicht weit zu seinem Arbeitsplatz war, dem Verlagsgebäude der Pall Mall Gazette . Ein besseres Quartier in dieser Gegend hatte sich der junge Lokalreporter mit seinem bescheidenen Gehalt damals nicht leisten können.
    Doch das war anders geworden, seitdem ihm dieser amerikanische Schriftsteller sein Buch zugeschickt hatte: Hoffnungslos – oder das Wrack der Titan . Bevor Evans den Text von Morgan Robertson zu lesen begonnen hatte, hatte er gemeint, er handle vom Untergang der Titanic, die am 15. April 1912 auf ihrer Fahrt von England nach New York vor Halifax gesunken war.
    Dann jedoch entdeckte der junge Journalist, dass Robertsons Novelle bereits vierzehn Jahre vor dem Unglück, im Jahr 1898, erschienen war. Das im Buch beschriebene Schiff Titan sank wie die Titanic im Nordatlantik nach der Kollision mit einem Eisberg. Der Lokalreporter erkannte die Chance, das Thema Untergang der Titanic neu zu beleben, und wandte sich an seinen erfahreneren Kollegen Conolly, der sofort einen Abdruck des Romans in Fortsetzungen in die Wege leitete.
    Robertson, der Autor des Buches, lebte in den Vereinigten Staaten von Amerika, und er bewilligte für ein relativ bescheidenes Honorar den Nachdruck in der Gazette . Zudem versprach er weiteres sensationelles Material, den Untergang der Titanic betreffend.
    Das war der Schneeball, der die Lawine auslöste. Von da an – es war Anfang Mai 1914 – überschlugen sich die Ereignisse.
    Stanley Evans hatte seither keinen Augenblick der Ruhe gehabt, nicht einmal über Weihnachten. Der junge Journalist fühlte sich ausgelaugt. Er fand seit Tagen keinen Frieden mehr, konnte nicht schlafen. Seine Hände zitterten so stark, dass es ihm schwerfiel, auf seiner Remington zu schreiben oder sich eine Zigarette anzuzünden. Er würde sich, wenn das Ärgste vorüber war, mehr Zeit für sich selbst nehmen, in Ruhe essen, spazieren gehen.
    Das Badewasser hatte nun die richtige Temperatur und Stanley Evans ließ sich in die mit den Jahren rau gewordene Wanne gleiten. Seine Haut gab vor dem Untertauchen verstärkt den Geruch von Zigarettenrauch ab.
    Evans atmete durch. Die größte Hektik, die seine
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