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Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Sherlock Holmes und das Phantom der Oper

Titel: Sherlock Holmes und das Phantom der Oper
Autoren: Nicholas Meyer
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verpflichtet gefühlt, darauf hinzuweisen, daß viele Amateurdetektive glauben, einen unechten Watson Text durch Hinweise auf amerikanische Ausdrucksweisen nachweisen zu können, mit der Schlußfolgerung, daß es sich um Fälschungen aus der neuen Welt handeln müsse. Es muß hier wiederholt werden, daß solche ›Amerikanismen‹ nicht als Beweis für etwas derartiges herangezogen werden können, denn Holmes und Watson haben beide eine beträchtliche Zeit in den Vereinigten Staaten verbracht. Watson war als Mediziner in San Francisco tätig (nach William Baring-Gould); Holmes verbrachte einen großen Teil seines Lebens in Amerika, sowohl in jungen Jahren als auch in fortgeschrittenem Alter. Tatsache ist, daß ihn das Ende des vorliegenden Manuskripts auf dem Weg nach Chicago sieht, wegen eines Falles, für den während eines großen Teils von zwei Jahren verdeckte Ermittlungen erforderlich sein sollten. Er liebte das amerikanische Englisch, und bereits 1914 hatte er Watson gesagt, nach zwei Jahren in Amerika »scheint der Born meines (englischen) Englisch auf Dauer kontaminiert zu sein« (›Seine Abschiedsvorstellung‹). Gelegentliche amerikanische Ausdrücke würzen alle Fallgeschichten Watsons, und jedem Neuling muß geraten werden, ihnen nicht allzuviel Bedeutung beizumessen.
    Dann ist da noch der Titel des Buches zu berücksichtigen. Ich glaube nicht, daß ich zu viel verrate, wenn ich darauf hinweise, daß der Gesangsmeister, um den es sich hier handelt, nicht ›Wilson, der berüchtigte Gesangsmeister‹ ist, dessen Tod das East End von London von einem Krebsgeschwür befreit hat (›Der Schwarze Peter‹), sondern eine ganz andere Person. Im Titel des Buches und in den Kapitelüberschriften sehe ich Watsons Feingefühl am Werk, obwohl aus dem Text hervorgeht, daß Holmes selbst mehr als einmal von einem Gesangsmeister redet und Watson möglicherweise so zu dem Titel inspiriert hat.
    Um es zusammenzufassen: Ich sehe endlose Debatten bezüglich der Fragen der Authentizität auf uns zukommen, will aber selbst keine eigene Meinung anbieten, sondern nur auf eins hinweisen: Holmes in Paris erscheint mir ebenso wahrscheinlich wie Holmes in Tibet, und das – wie Watson in seinem Text enthüllt – wurde schon 1912 durch aufmerksame Leser angezweifelt! Wir können nur hoffen, daß – falls das Manuskript authentisch ist  – den Gelehrten und der Allgemeinheit in den nächsten Jahren auf irgendeine Weise die ganze Geschichte der sogenannten ›fehlenden Jahre‹ enthüllt wird, die auch unter der Bezeichnung ›die große Lücke‹ bekannt sind. (Mich für meinen Teil reizt ungemein der Hinweis, den Holmes Watson am Ende dieses Werkes betreffs seines nächsten Ziels gibt.)
    Ich habe die üblichen erklärenden Anmerkungen hinzugefügt und Watsons gelegentlich unsichere Rechtschreibung korrigiert. Mitunter waren einzelne Wörter oder Ausdrücke seines Gekritzels nicht entzifferbar. In diesen Fällen habe ich mein Bestes getan, um das zu ergänzen, was ich für passend hielt. Ich habe diese Interpolationen nicht in Klammern gesetzt, um den Gang der Erzählung nicht zu stören. Wenn es deswegen gelegentlich zu einem stilistischen ›Kratzen‹ kommt, liegt der Fehler bei mir, nicht bei Watson.
    Eine letzte Anmerkung sei mir noch gestattet: Holmes’ Erzählung dreht sich zum größten Teil um die klassische Musik, ein Gebiet, mit dem ich nur oberflächlich vertraut bin. Daher bin ich in meinen Anmerkungen nicht immer in der Lage, gelehrte Bemerkungen zu Holmes’ Aussagen und Urteilen auf diesem Gebiet abzugeben; ich hoffe, daß mir die Leser das nachsehen werden.
    Mehr gibt es nicht zu berichten. Ich bitte noch einmal alle Leser eindringlich, den Leuten an der Yale-Universität zu schreiben und sie zu drängen, ihre Angelegenheiten ein wenig mehr in Ordnung zu bringen.

    NICHOLAS MEYER

    London, 1993

EINLEITUNG

    Die tote Königin

    »Das ist in der Tat eine überaus rätselhafte Angelegenheit, Watson. Was halten Sie davon?«
    Ich gestehe, daß ich schon mehr als einmal ähnliche Worte gehört hatte. Und doch konnte ich, genau wie in der Vergangenheit, nicht umhin, meine Hilflosigkeit einzugestehen.
    »Die Königin ist eindeutig tot«, begann ich. Sherlock Holmes zog ein riesiges Vergrößerungsglas hervor und spähte hindurch, um den Leichnam zu betrachten.
    »Brillant, Watson. Sie haben Ihre Fähigkeit, das Offensichtliche festzustellen, noch nicht verloren. Die Königin ist ganz eindeutig tot. Die Frage ist
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