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Sherlock Holmes und das Druidengrab

Sherlock Holmes und das Druidengrab

Titel: Sherlock Holmes und das Druidengrab
Autoren: Alisha Bionda
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sodass ich endlich mein Taschentuch hervorzog, um es mir vor Mund und Nase zu halten. Am Ende der Halle standen ein halbes Dutzend Käfige. 
    „Die gehörten mal zu einem Zirkus“, flüsterte mein Begleiter. „Der hat Pleite gemacht, und seitdem stehen die hier. Unser Glück, wir konnten die gut gebrauchen.“
    Ich wollte gerade fragen, wozu, da sah ich es. Im Inneren der Käfige hockten Kinder. Auf den ersten Blick zählte ich zwanzig, bekleidet mit zerrissenen Lumpen, die wirren Haare vor Schmutz steif, und sie alle waren mit Kratzern und Wunden übersät. Die meisten der Kleinen lagen zusammengerollt auf den Böden ihrer Käfige, doch manche starrten die Bettler und mich aus blutunterlaufenen Augen stumm an.
    „Was soll das?“, verlangte ich empört zu wissen. „Auf der Stelle werdet ihr diese armen Kreaturen freilassen!“
    Ripple schüttelte den Kopf. „Ist keine so gute Idee, Sir.“
    „Ich muss darauf bestehen!“
    Zur Antwort zog Ripple ein kleines Messer aus der Jackentasche hervor und senkte die scharf aussehende Klinge in die Kuppe seines linken Daumens. Er nahm ein nicht mehr ganz sauberes Taschentuch und ließ Blut aus der Wunde darauf tropfen. Einige der Kinder drängten sich näher an die Gitterstäbe, ohne sie jedoch zu berühren. Ich runzelte die Stirn. Was ging da vor sich? Die Kinder schnüffelten wie ein Rudel Jagdhunde, das eine Witterung aufnahm. Ripple hielt das blutige Tuch in einen der Käfige. Das Resultat war schockierend. Knurrend und fauchend stürzten sich die Kinder darauf und balgten sich darum. Ohne Rücksicht traten und kratzten sie einander, bis endlich das stärkste Kind das Tuch erbeutete und sich damit unter den verlangenden Blicken der anderen in eine Ecke zurückzog, wo es begann, daran zu saugen. 
    Ripple zog mich am Ellbogen beiseite, weg von den Käfigen und ich ließ es mir gefallen, dankbar für jeden Meter, der zwischen mir und diesen monströsen Kindern lag. 
    „Das setzt einem ganz schön zu, Mr Watson. Geht mir auch nicht anders. Sie wollen bestimmt wissen, wer die sind?“
    Ich nickte stumm.
    „Das sind einige von den Verschwundenen. Seit Stunden tauchen die überall in der Stadt wieder auf. Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen, aber die Kinder sind die einzigen, die wir fangen konnten. Die anderen sind zu schnell und zu stark für uns. Hat uns schon drei gestandene Männer gekostet, die Gören einzufangen. Die Kleine da etwa ...“, er wies auf ein etwa fünfjähriges Mädchen, das uns aus großen Augen schon die ganze Zeit über beobachtete. „ … hat glatt versucht, ihrer eigenen Ma die Halsschlagader aufzubeißen.“ Ripple nickte bekräftigend. „Sie hören richtig, Sir. Sind wild auf Blut, die kleinen Biester.“ 
    „Wenn Sie sagen, es hätte Sie drei Mann gekostet, dann meinen Sie …?“
    „Ganz recht, Mr Watson. Die haben sie umgebracht. Sind nicht die einzigen. Diese … diese Dinger sind allesamt hübsch zu ihren Familien zurückgegangen und was da passiert ist, können Sie sich denken. Ich möchte wetten, dass heute Nacht einige Freier eine nette Überraschung erleben werden.“
    Ich nickte. Eine Wette, bei der ich nicht dagegenhalten wollte. „Die Polizei?“
    „Tut so, als wären das alles Einzelfälle. Arme, die übereinander herfallen.“ 
    „Außerdem haben die was Besseres zu tun“, meldete sich eine Frau zu Wort. Ein hübsches Ding, bis auf einen langen, roten Kratzer, der sich quer über ihre rechte Wange zog. Sie bemerkte meinen Blick. „Das war meine Kleine, Sie haben sie eben gesehen. Vor zwei Tagen habe ich ihr noch Zöpfe geflochten und sie Milch holen geschickt. Sie kam nicht wieder und dann heute Mittag, als ich in den Keller bin, fällt sie über mich her. Wenn die Nachbarn nicht gekommen wären ...“
    Ripple legte der weinenden Frau die Hand auf die Schulter und drückte sie sacht. Es brauchte nicht Holmes' Beobachtungsgabe, um zu sehen, dass er etwas für sie empfand.
    „Die Polizei kümmert sich lieber um diese ermordete Sängerin. Machen einen Wind darum, als wäre in dieser Stadt noch nie jemand gestorben.“
    Ich entschied, dass ich in diesem Augenblick nichts mehr für diese Bedauernswerten tun konnte. Ich musste so schnell wie möglich zurück in die Baker Street und Holmes von dieser Wende der Ereignisse berichten.

    Bei meiner Rückkehr stellte ich fest, dass Holmes bereits zu Hause war. Er sah angeschlagen aus. Sein Gesicht war bleich, fast grau, er saß in seinem Lieblingssessel und hatte ein
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