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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Freund hart auf den Fersen. Und wir waren von der Erscheinung so gelähmt, daß sie schon an uns vorbei war, ehe wir recht zu Besinnung kamen.Dann schössen Holmes und ich gleichzeitig. Das Tier gab ein scheußliches Geheul von sich. Also mußte einer von uns es getroffen haben. Es ließ jedoch nicht von der Verfolgung ab. In einiger
    Entfernung sahen wir auf dem Pfad Sir Henry, wie er zurückblickte, das Gesicht weiß im Mondenschein, die Hände vor Schreck erhoben. Hilflos starrte er das gräßliche Ungeheuer an, das hinter ihm her war.
    Aber das Schmerzensgeheul des Hundes hatte bewirkt, daß alle unsere Angst auf einmal wie weggeblasen war. Wenn er verwundbar war, dann war er auch sterblich. Wenn wir ihn verwunden konnten, dann
    konnten wir ihn auch töten. Niemals habe ich einen Menschen so rennen sehen wie Holmes an diesem Abend. Auch ich bin ein guter Läufer, aber er rannte mir davon, wie ich wiederum dem kleinen Polizisten davonrannte. Vor uns hörten wir, als wir den Pfad hinaufeilten, die gellenden Hilfeschreie Sir Henrys und das Knurren und Bellen des Hundes.
    Ich kam noch gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie das Tier sein Opfer ansprang, es zu Boden warf und im gleichen Augenblick nach seinem Hals schnappte. Aber in der nächsten Sekunde hatte Holmes die fünf Kammern seines Revolvers leergeschossen und dem Tier fünf Kugeln in die Flanken gejagt. Mit einem letzten Aufheulen schnappte und biß es bösartig um sich, rollte auf den Rücken, ruderte mit allen vier Pfoten heftig und wild durch die Luft und fiel dann kraftlos auf die Seite. Ich bückte mich schweratmend und drückte meine Pistole an den schrecklichen, schimmernden Kopf, aber es war unnötig abzudrücken.
    Der Riesenhund war tot.
    Sir Henry lag ohnmächtig an der Stelle, wo er hingefallen war. Wir rissen seinen Kragen auf, und Holmes flüsterte ein Dankgebet, als er an seinem Hals keine Spur einer Wunde entdecken konnte. Unsere Hilfe war gerade noch rechtzeitig gekommen. Schon bewegten sich die Augenlider unseres Freundes, und er machte einen schwachen Versuch, sich aufzurichten. Lestrade schob dem Baronet seine Brandyflasche zwischen die Zähne. Zwei erschreckte Augen sahen uns an.
    »Mein Gott«, flüsterte er, »was war das? Was um Himmels willen war das?«
    »Was immer es war, es ist tot«, sagte Holmes. »Wir haben das Familiengespenst ein für allemal zur Strecke gebracht.«
    Allein von seiner Größe und Stärke her war das Tier, das da ausgestreckt vor uns lag, schrecklich anzusehen. Es war kein reiner Bluthund, aber auch keine reine Dogge, sondern schien eine Kreuzung von beidem zu sein, mager, wild und von der Größe einer Löwin. Sogar jetzt noch, wo es still und tot vor uns lag, tropfte eine bläuliche Flamme aus seinem gewaltigen Kiefer, und die kleinen, tiefliegenden, grausamen Augen waren von Feuer umringt. Ich legte meine Hand auf die glühende Schnauze, und als ich sie wieder hochhielt, schimmerten und leuchteten meine Finger in der Dunkelheit.
    »Phosphor!« sagte ich.
    »Ja, ein raffiniert zubereitetes Phosphorpräparat«, sagte Holmes und schnüffelte an dem toten Tier. »Es ist geruchlos und behindert also den Geruchssinn des Tieres nicht. Wir müssen Sie sehr um
    Entschuldigung bitten, Sir Henry, daß wir Sie einem solchen Schrecken ausgesetzt haben. Ich war zwar auf einen Hund gefaßt, aber doch nicht auf eine solche Bestie. Und der Nebel ließ uns wenig Zeit, ihn gebührend zu empfangen.«
    »Sie haben mir das Leben gerettet.«
    »Nachdem ich es zunächst in Gefahr gebracht habe. Sind Sie jetzt stark genug, daß Sie aufstehen können?«
    »Geben Sie mir noch einen Schluck von dem Brandy, und ich bin zu allem bereit. So! Wenn Sie mir jetzt aufhelfen wollen! Was gedenken Sie jetzt zu tun?«
    »Sie hierzulassen. Sie sind nicht imstande, in dieser Nacht noch mehr Abenteuer zu bestehen. Wenn Sie warten wollen, wird einer von uns Sie zum Schloß zurückbringen.«
    Er konnte sich noch kaum auf den Beinen halten und schwankte bedenklich, auch war er immer noch leichenblaß und zitterte an allen Gliedern. Wir halfen ihm hin zu einem Felsen, dort saß er dann zitternd, das Gesicht in den Händen vergraben.
    »Wir müssen Sie jetzt hier zurücklassen«, sagte Holmes. »Der Rest unserer Arbeit muß noch getan werden, und jeder Augenblick ist kostbar. Jetzt haben wir unsere Beweise und suchen nur noch unseren Mann.«»Ich wette tausend zu eins, daß wir ihn nicht im Hause finden«, fuhr er fort, als wir den Pfad zurückeilten.
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