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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Mortimer, haben mir versichert, daß er keinen dauernden Schaden davontragen wird. Eine lange Reise wird nicht nur die zerrütteten Nerven unseres Freundes in Ordnung bringen, sondern auch seine verletzten Gefühle.
    Seine Liebe zu der Dame war ernst und tief, und für ihn war der traurigste Teil dieser ganzen schwarzen Angelegenheit, daß er sich von ihr betrogen fühlte.
    Es bleibt jetzt nur noch die Rolle zu klären, die sie sonst gespielt hat. Ich habe keinen Zweifel daran, daß Stapleton großen Einfluß auf sie hatte, der vielleicht auf Liebe, vielleicht auf Furcht oder möglicherweise auf beidem beruhte, denn diese Emotionen schließen sich keineswegs aus. Jedenfalls war sein Einfluß, um das mindeste zu sagen, sehr groß. Sie fügte sich seinem Willen, als seine Schwester zu gelten. An die Grenzen seiner Macht über sie geriet er erst, als er sie dazu bringen wollte, sein Mordwerkzeug zu werden. Sie war schnell dabei, Sir Henry zu warnen, soweit ihr das möglich war, ohne ihren Mann zu kompromittieren, und wieder und wieder hat sie es versucht. Stapleton scheint recht eifersüchtig gewesen zu sein. Als er sah, wie der Baronet der Dame den Hof machte, konnte er nicht
    anders, als in einem leidenschaftlichen Ausbruch dazwischenzu-fahren, obgleich das zärtliche Tete-ä-tete eigentlich zum Plan gehörte. Damit offenbarte er seine wilde, leidenschaftliche Seele, die er sonst so geschickt unter einem kühlen Äußeren zu verbergen wußte.
    Indem er die Freundschaft förderte, ergab es sich, daß Sir Henry öfter nach Haus Merripit kam. So mußte sich früher oder später die gesuchte Gelegenheit ergeben. Am Tag der Entscheidung wandte sich jedoch Stapletons Frau plötzlich gegen ihn. Sie hatte von dem Tod des Zuchthäuslers gehört und wußte, daß sich der Hund an dem Abend, als Sir Henry zum Essen kommen sollte, im Gartenhäuschen befand. Sie hielt ihrem Mann das geplante Verbrechen vor. Eine wilde Szene folgte, in deren Verlauf er sie zum erstenmal wissen ließ, daß sie seine Liebe mit einer anderen Frau teilte. Ihre Treue verwandelte sich in diesem Augenblick in bitteren Haß, und ihm wurde klar, daß sie ihn verraten würde. Er band sie darum im oberen Zimmer an den Pfosten, damit sie keine Möglichkeit hätte, Sir Henry zu warnen. Da nach der Tat alle Leute den Tod des Baronets dem Familienfluch zuschreiben würden, hoffte er, auch seine Frau würde vollendete Tatsachen akzeptieren und Stillschweigen über das bewahren, was sie wußte. Hier, meine ich, hat er sich allerdings verrechnet. Auch wenn wir nicht gewesen wären, wäre sein Untergang besiegelt gewesen. Eine Frau von spanischem Blut vergißt eine solche Kränkung nicht so leicht. Und mehr, mein lieber Watson, kann ich eigentlich über diesen seltsamen Fall nicht sagen, ohne meine Notizen
    einzusehen. Aber ich glaube nicht, daß ich irgend etwas Wesentliches ausgelassen hätte.«
    »Er konnte doch wohl nicht darauf hoffen, Sir Henry mit seinem Moorhund zu Tode zu erschrecken, wie ihm das bei seinem Onkel gelungen ist.«
    »Das Tier war bösartig und dazu halbverhungert. Wenn sein Erscheinen das Opfer nicht zu Tode
    erschrecken konnte, dann lahmte es mindestens den Widerstand.«
    »Gewiß. Da bleibt nur noch eine Schwierigkeit. Wenn Stapleton das Erbe angetreten hätte, wie hätte er dann erklärt, daß er, der Erbe, als unbekannter Mann unter falschem Namen in sogroßer Nähe des
    Besitzes lebte? Wie konnte er überhaupt die Erbfolge antreten, ohne den Verdacht auf sich zu lenken?«
    »Das ist eine ganz vertrackte Schwierigkeit, und ich fürchte, Sie verlangen zu viel von mir, wenn Sie erwarten, daß ich das Rätsel für Sie löse. Das Feld meiner Untersuchungen ist die Vergangenheit und die Gegenwart. Aber was ein Mensch in der Zukunft tun wird, ist schwer zu beantworten. Mrs. Stapleton wußte zu berichten, daß ihr Mann diese Frage mehrere Male erörtert hat. Möglicherweise hätte er seine Erbansprüche von Südamerika aus anmelden können, indem er seine Identität vor dem britischen
    Konsulat bewies, und so das Erbe angetreten, ohne endgültig nach England zurückzukehren. Oder er hätte sich für die kurze Zeit, die er in London brauchte, um die Angelegenheit zu regeln, eine aufwendige Verkleidung zulegen können. Er hätte auch einen Komplizen mit den nötigen Papieren ausrüsten können, um ihn als Erben einzusetzen und dann Teile seines Einkommens für sich zu beanspruchen. Soweit
    kennen wir ihn, daß wir sicher sein können, er hätte
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