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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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konsequenter Charakter, das muß man schon sagen. Und dann haben Sie nichts weiter gehört, bis Sie den Bericht über Sir Charles' Tod in der Zeitung gelesen haben?«
    »Nein.«
    »Und er hat Sie schwören lassen, daß Sie niemandem etwas von der Verabredung mit Sir Charles
    erzählen?«
    »Das hat er getan. Er sagte, daß Sir Charles unter etwas mysteriösen Umständen gestorben sei und daß ich in Verdacht geriete, wenn die Sache mit dem Brief herauskäme. Er hat mir so viel Angst gemacht, daß ich Schweigen bewahrt habe.«
    »Habe ich's mir doch gedacht! Aber sie hatten einen Argwohn?«
    Sie zögerte und senkte den Blick.
    »Ich kannte ihn«, sagte sie. »Aber wenn er mir die Treue gehalten hätte, wäre ich ihm gewiß für immer treu geblieben.«
    »Ich glaube, Sie können von Glück sagen, daß Sie so davongekommen sind«, sagte Holmes. »Sie hatten ihn in der Hand; er wußte das, und trotzdem leben Sie. Sie sind monatelang sehr nahe am Abgrund entlanggewandert und waren in großer Gefahr. — Wir müssen uns nun verabschieden, Mrs. Lyons.
    Wahrscheinlich werden Sie in Kürze wieder von uns hören.«
    »Unser Fall rundet sich immer mehr ab und eine Schwierigkeit nach der anderen verschwindet«, sagte Holmes, als wir auf den Schnellzug aus London warteten. »Bald werde ich in der Lage sein, den Fall abzuschließen und einen zusammenhängendenBericht über eines der eigenartigsten und sensationellsten Verbrechen der Neuzeit abzufassen. Kriminologie-Studenten werden sich an analoge Fälle, z. B. in Codno in Klein-Rußland im Jahre '66, erinnern. Und dann sind da natürlich noch die Anderson-Morde in Nord-Carolina. Aber dieser Fall hat Züge, die völlig einzigartig sind. Noch nicht einmal jetzt habe ich eine, klare Anklage gegen diesen alten Fuchs. Aber es sollte mich doch sehr überraschen, wenn nicht alles aufgeklärt ist, bevor wir heute abend ins Bett gehen.«
    Der London-Express lief fauchend im Bahnhof ein. Ein kleiner, drahtiger Mann mit einem
    Bulldoggengesicht sprang aus einem Wagen der ersten Klasse. Wir schüttelten einander die Hände, und aus der Art, wie Lestrade meinen Begleiter hochachtungsvoll ansah, konnte ich entnehmen, daß er seit den Tagen ihrer ersten Zusammenarbeit eine Menge von ihm gelernt hatte.
    »Haben sie etwas Gutes für mich?« fragte er.
    »Den dicksten Fisch seit vielen Jahren«, sagte Holmes. Wir haben zwei Stunden Zeit, bevor wir uns auf den Weg machen müssen. Ich glaube, am besten wenden wir die Zeit an, indem wir erst einmal zusehen, daß wir etwas zu essen bekommen. Und dann, Lestrade, werden wir dafür sorgen, daß Sie den Londoner Nebel, der Ihnen noch in der Kehle steckt, einmal loswerden, denn dafür lassen wir Sie die reine Nachtluft von Dartmoor einatmen. Sie sind noch nie hiergewesen? Ah, ich glaube nicht, daß Sie Ihren ersten Besuch so schnell vergessen werden.«
    14. KAPITEL

Der Hund von Baskerville
    Einer von Sherlock Holmes' Fehlern war - wenn man das überhaupt einen Fehler nennen darf-, daß er höchst ungern vor der Ausführung etwas von seinen Plänen mitteilte. Zum Teil lag das zweifellos an seiner starken Natur, da er gern dominierte und seine Umgebung zu überraschen liebte. Zum Teil lag es aber auch an seiner berufsmäßigen Vorsicht, daß er nichts riskieren
    oder dem Zufall überlassen wollte. Das Ergebnis war auf jeden Fall recht nervenaufreibend für seine Helfer und Mitarbeiter. Ich habe oft darunter gelitten, aber nie so sehr wie auf unserer langen Fahrt durch die Dunkelheit. Jetzt waren wir endlich soweit, zum großen Schlag auszuholen, und doch sagte Holmes nichts. Ich konnte nur ahnen, welche Richtung die Aktion nehmen würde. Meine Nerven waren zum
    Zerreißen gespannt, als endlich der kalte Wind unsere Gesichter traf, und die dunkle leere Weite zu beiden Seiten des schmalen Weges mir sagte, daß wir wieder auf dem Moor waren. Jeder Schritt der Pferde und jede Umdrehung der Räder brachte uns unserem großen Abenteuer näher.
    Die Anwesenheit des Kutschers unseres gemieteten Wägelches nötigte uns, über Unwichtiges zu reden, während unsere Nerven vor Erregung und Ungeduld vibrierten. Als wir endlich an Mr. Franklands Haus vorbeifuhren, fühlte ich mich nach all der unnatürlichen Zurückhaltung erleichtert. Denn nun näherten wir uns dem Schloß und damit dem Ort der Handlung. Wir fuhren nicht die Auffahrt hinauf, sondern hielten in der Nähe des Eingangstors, wo die Allee beginnt. Der Wagen wurde bezahlt und nach Coombe Tracey
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