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Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville

Titel: Sherlock Holmes - Der Hund von Baskerville
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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hat. Ich fürchte, ich werde durch mein eigenes Interesse an der Sache zu sehr beeinflußt, und das ist der Grund, weshalb ich den Fall Ihnen vortrage und Sie um Ihren Rat bitte.«
    Eine kleine Weile dachte Holmes nach, dann sagte er:
    »Sagen wir es einmal klar und deutlich, wie sich die Sache verhält: Ihrer Meinung nach ist eine teuflische Macht am Werk, die Dartmoor zu einer unsicheren Wohnstätte für einen Baskerville macht. Das ist doch ihre Meinung, nicht wahr?«
    »Ich würde zum mindesten so weit gehen, daß ich sage: Einige Anzeichen sprechen dafür, daß es so sein könnte.«
    »Ganz recht. Wenn aber Ihre Theorie stimmt, daß übernatürliche Kräfte am Werke sind, dann können sie dem jungen Mann doch in London ebensoviel Böses zufügen wie in Devonshire. Ein Teufel, dessen
    Macht wie die eines Kirchenvorstands nur bis an die Gemeindegrenze reicht, ist wirklich nur schwer vorstellbar.«
    »Mr. Holmes, Sie tun die Sache jetzt ein wenig scherzhaft ab und nehmen sie nicht so ernst, wie Sie es wahrscheinlich tun würden, wenn Sie mit diesen Dingen in persönlichen Kontakt gekommen wären. Sie meinen also, wenn ich Sie richtig verstanden habe, daß der junge Mann in Devonshire ebenso sicher ist wie in London. Er kommt in fünfzig Minuten an. Was würden Sie mir empfehlen zu tun?«
    »Sir, ich empfehle Ihnen, jetzt eine Droschke zu nehmen, Ihren Hund zu rufen, der an meiner Tür kratzt, und zum Waterloo-Bahnhof zu fahren, um Sir Henry Baskerville abzuholen.«
    »Und dann?«
    »Und dann werden Sie ihm nichts von alledem sagen, bis ich mir in dieser Angelegenheit eine Meinung gebildet habe.«
    »Wie lange wird es dauern, bis Sie sich eine Meinung gebildet haben?«
    »Vierundzwanzig Stunden. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Dr. Mortimer, wenn Sie mich morgen
    vormittag um zehn Uhr hier wieder aufsuchen würden, und um in dieser Sache einen Plan zu machen, wäre es hilfreich, wenn Sie Sir Henry Baskerville mitbrächten.«
    »Das werde ich tun, Mr. Holmes.« Er kritzelte die Stunde der Verabredung auf die Manschette seines Oberhemdes. Als er davonging, starrte er in seiner merkwürdigen Art gedankenverloren vor sich hin. An der Treppe hielt ihn Holmes noch einmal an.
    »Nur noch eine Frage, Dr. Mortimer. Sie sagten, daß vor Sir Charles Baskervilles Tod mehrere Leute diese Erscheinung auf dem Moor gesehen hätten?«
    »Ja, es waren drei, die sie gesehen haben.«
    »Hat sie nach seinem Tod auch noch jemand gesehen?«
    »Davon ist mir nichts bekannt.«
    »Vielen Dank. Guten Morgen.«
    Holmes kehrte mit jenem stillen Ausdruck innerer Zufriedenheit zu seinem Platz zurück, der bedeutete, daß er eine Aufgabe vor sich sah, wie er sie sich wünschte.
    »Gehen Sie aus, Watson?«
    »Nur, wenn ich Ihnen nicht helfen kann.«
    »Nein, alter Junge, wenn die Stunde zum Handeln kommt, wende ich mich an Sie um Hilfe. Aber dieser Fall ist großartig, in mancher Hinsicht wirklich einmalig! Wenn Sie bei Bradley vorbeikommen, würden Sie ihn bitten, mir ein Pfund vom stärksten Shagtabak heraufzuschicken? Danke. Es wäre schön, wenn Sie es einrichten könnten, nicht vor dem Abend zurückzukehren. Dann würde ich mich allerdings sehr freuen, wenn wir uns über dieses interessante Problem, das uns soeben vorgelegt wurde, unterhalten und unsere Eindrücke austauschen könnten.«
    Ich wußte, Zurückgezogenheit und Einsamkeit brauchte mein Freund unbedingt in solchen Stunden
    intensivster geistiger Konzentration. Dann bedachte er jedes Teilchen einer Aussage und stellte die Tatsachen zusammen, entwarf verschiedene Theorien und wog sie gegeneinander ab, und zuletzt wurde er sich darüber schlüssig, was an der Sache wichtig und was unwesentlich war.
    Darum verbrachte ich den Tag in meinem Klub und kehrte erst am Abend in die Baker Street zurück. Es war beinahe neun Uhr, als ich mich in unserem Wohnzimmer wieder einfand.
    Mein erster Eindruck beim Öffnen der Tür war der, daß ein Feuer ausgebrochen sei. Denn der Raum war so mit Rauch gefüllt, daß die Lampe auf dem Tisch nur noch wie ein trüber Lichtfleck wirkte. Als ich jedoch eintrat, legte sich bald meine Angst, denn es waren die ätzenden Schwaden starken, groben Tabaks, die meinen Hals angriffen und mich husten ließen. Durch den Dunst hindurch sah ich undeutlich Holmes' Gestalt, der es sich im Morgenmantel in einem Lehnstuhl bequem gemacht hatte. Die schwere Tonpfeife steckte zwischen seinen Lippen. Mehrere Rollen Papier lagen um ihn herum. »Haben Sie sich erkältet, Watson?«
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