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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Ein Teil dieses ehrwürdigen Gebäudes stammt noch aus der Zeit des ersten Kreuzzuges. Damals baute Hugo des Capus in der Mitte des großen Grundstückes, das der
    »Rote König« ihm verliehen hatte, eine kleine Festung. Diese wurde im Jahr 1543 durch Feuer zerstört.
    Etliche der rauchgeschwärzten Ecksteine fanden Verwendung, als zur Zeit König Jacobs I. ein Landhaus aus Ziegeln auf den Ruinen der alten Burg errichtet wurde.
    Das Herrenhaus mit seinen vielen Türmchen und den kleinen bleigefaßten Fenstern sah immer noch so aus, wie es der Architekt im frühen 17. Jahrhundert übergeben hatte. Der äußere der beiden Burggräben, die die alte Wehrburg umgaben, war ausgetrocknet und diente als schlichter Küchengarten. Der innere Graben war noch in Funktion. Er war wohl an die zehn Meter breit, wenn auch kaum einen Meter tief, und lief um das ganze Haus herum. Ein kleiner Fluß, den man in den Graben hineingeleitet hatte und der hinter dem Haus wieder abfloß, sorgte dafür, daß das Wasser um das Haus herum, obgleich trübe, niemals ungesund und übelriechend wurde.
    Erreichbar war das Haus nur über eine Zugbrücke, deren Ketten und Gewinde längst verrostet waren. Die letzten Besitzer des Herrenhauses hatten sie jedoch mit bemerkenswerter Energie wieder in Ordnung gebracht, und es war jetzt nicht nur möglich, die Zugbrücke hochzuziehen, sondern sie wurde tatsächlich jeden Morgen heruntergelassen und jeden Abend hochgezogen. Die Erneuerung dieses Brauches aus der Ritterzeit verwandelte das Herrenhaus nachts in eine Insel — eine Tatsache, der bei dem Rätsel, das bald ganz England in Aufregung versetzen sollte, eine besondere Bedeutung zufiel.
    Das Haus war einige Jahre unbewohnt gewesen und drohte zu verfallen und zu einer malerischen Ruine herunterzukommen, als die Douglas es erwarben. Die Familie bestand nur aus zwei Personen, John
    Douglas und seiner Frau. Douglas war ein bemerkenswerter Mann, etwa fünfzig Jahre alt, mit einem
    energischen Kinn in einem von Wind und Wetter gegerbten Gesicht, einem graumelierten Schnurrbart, selten kühnen, grauen Augen und einer drahtigen, sportlichen Gestalt, die nichts von der Kraft der Jugend eingebüßt hatte. Er war heiter und freundlich gegen jedermann, aber in seinem Benehmen manchmal
    etwas rauh und geradezu, was den Eindruck machte, als kenne er das Leben einer weit niedrigeren
    Gesellschaftsschicht besser als das der alteingesessenen Gutsbesitzersfamilien in Sussex.Seine
    kultivierten Nachbarn behandelten ihn mit einer Mischung aus Neugier und Zurückhaltung. Bei den
    Dorfbewohnern war er sehr beliebt. Er gab sich großzügig, wenn es um öffentliche Interessen ging, nahm teil an ihren Festen und Veranstaltungen, und da er eine gute Tenorstimme hatte, wurde er manchmal gebeten, ein Lied zum besten zu geben. Er schien über ziemlich viel Geld zu verfügen, das er, wie man sich erzählte, als Goldgräber in Kalifornien erworben hatte. Aus seinen Reden wie denen seiner Frau war jedenfalls zu entnehmen, daß er einen Teil seines Lebens in Amerika verbracht hatte.
    Der gute Eindruck, den er durch seine Großzügigkeit und sein joviales Verhalten machte, wurde noch dadurch verstärkt, daß er sich den Ruf erworben hatte, weder Tod noch Teufel zu fürchten. Obgleich er ein miserabler Reiter war, versäumte er keine Fuchsjagd und nahm die spektakulärsten Stürze hin in dem Bestreben, es den Besten gleichzutun. Als im Pfarrhaus Feuer ausbrach, zeichnete er sich dadurch aus, daß er furchtlos immer wieder ins Haus eilte und rettete, was noch zu retten war, nachdem die dörfliche Feuerbrigade es schon längst als hoffnungslos aufgegeben hatte. So kam es, daß John Douglas vom
    Herrenhaus sich innerhalb von fünf Jahren einen ausgezeichneten Ruf in Birlstone erworben hatte.
    Auch seine Frau war bei denen beliebt, die ihre Bekanntschaft gemacht hatten, wenn es auch nur wenige waren, da es nach englischer Sitte unüblich war, Leute zu besuchen, die sich als Fremde in der Grafschaft niedergelassen hatten, ohne jemandem vorgestellt worden zu sein. Das machte ihr jedoch um so weniger aus, als sie zu den zurückgezogenen Naturen gehörte und allem Anschein nach völlig in ihrer Ehe und ihren häuslichen Pflichten aufging. Man wußte, daß sie eine englische Lady war, die Douglas, der zu der Zeit Witwer war, in London kennengelernt hatte. Sie war eine schöne Frau, groß, dunkel und schlank, gut zwanzig Jahre jünger als ihr Mann, ein Umstand, der in keiner Weise ihr Eheglück
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