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Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht

Titel: Sherlock Holmes - Das Tal der Furcht
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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sagt Ihnen das etwas.«
    Es war klar, daß dies ihm schon etwas sagte. Jetzt sah der Inspektor ehrlich interessiert aus.
    »Ich darf Sie daran erinnern«, fuhr Holmes fort, »daß man das Gehalt eines Professors aus mehreren zuverlässigen Nachschlagewerken feststellen kann. Es beläuft sich auf siebenhundert Pfund im Jahr.«
    »Aber wie konnte er dann so ein Bild...»
    »Eben. Wie konnte er...«
    »Das ist ja wirklich bemerkenswert«, sagte der Inspektor gedankenvoll. »Reden Sie weiter, Mr. Holmes.
    Ich höre Ihnen gerne zu. Das ist ja hochinteressant!«
    Holmes lächelte. Ehrliche Bewunderung tat ihm immer gut — wie jedem echten Künstler.
    »Und was ist mit Birlstone?« fragte er.
    »Wir haben noch Zeit«, sagte der Inspektor und schaute auf seine Uhr. »Ich habe eine Droschke vor der Tür, und wir brauchen keine zwanzig Minuten zum Victoria-Bahnhof. Aber um noch einmal auf das Bild zurückzukommen: Ich glaube, Sie erzählten mir einmal, Mr. Holmes, Sie hätten Professor Moriarty noch nie gesehen.«
    »Habe ich auch nicht.«
    »Aber woher wissen Sie dann in seinem Arbeitszimmer so gut Bescheid?«
    »Oh, das ist etwas anderes. Ich bin dreimal in diesem Zimmer gewesen. Zweimal habe ich unter falschem Vorwand auf ihn gewartet und das Haus wieder verlassen, bevor er kam. Und einmal — na ja, das kann ich einem Kriminalbeamten kaum erzählen. Als ich das letzte Mal bei ihm war, nahm ich mir die Freiheit heraus, ein wenig in seinen Papieren zu stöbern - mit einem recht unerwarteten Ergebnis übrigens.«
    »Sie fanden etwas Kompromittierendes?«
    »Absolut nichts. Das war es gerade, was mich so wunderte. Doch Sie verstehen jetzt, warum ich Sie auf das Bild hinweise. Es zeigt, daß er ein sehr wohlhabender Mann ist. Wie kam er zu diesen irdischen Gütern? Er ist unverheiratet. Sein jüngerer Bruder ist Stationsvorsteher im Westen Englands. Sein Lehrstuhl bringt ihm siebenhundert im Jahr. Aber er besitzt einen Greuze.«
    »Und?«
    »Nun, die Schlußfolgerung ist doch klar.«
    »Sie meinen, daß er ein großes Einkommen hat und daß er auf illegale Weise dazu kommt?«
    »Bestimmt. Natürlich habe ich noch andere Gründe, das anzunehmen. Dutzende von feinen Fäden führen, wenn auch kaum sichtbar, zum Inneren des Netzes, wo die giftige Spinne regungslos lauert. Ich habe den Greuze nur erwähnt, weil der die Sache mehr in den Blickwinkel Ihrer eigenen Beobachtungen bringt.«
    »Also, Mr. Holmes, ich gestehe, was Sie da sagen, ist wirklich interessant. Es ist mehr als interessant —
    es ist einzigartig. Aber können Sie es mir bitte noch ein bißchen deutlicher machen. Handelt es sich um Fälschung, Falschmünzerei oder Einbrüche? Woher kommt das Geld?«
    »Haben Sie je von Jonathan Wild gehört oder gelesen?«
    »Nun, der Name kommt mir bekannt vor. Taucht er nicht in einem Roman auf? Ich muß sagen, ich halte nicht viel von Detektiven in Romanen. Sie tun die unwahrscheinlichsten Dinge und lassen den Leser nie dahinterkommen, wie sie es anstellen. Bei denen ist immer alles Eingebung — keine solide Arbeit.«
    »Jonathan Wild war kein Detektiv, und er kommt in keinem Roman vor. Er war ein Meister des
    Verbrechens und lebte im vorigen Jahrhundert — um 1750 herum.«
    »Dann nützt er mir gar nichts, ich bin ein Mann der Praxis.«
    Mr. Mac, das Praktischste, was Sie je im Leben tun könnten, wäre, daß Sie sich drei Monate lang
    einschließen und täglich zwölf Stunden die Jahrbücher des Verbrechens lesen. Alles ist schon einmal dagewesen — selbst Professor Moriarty. Jonathan Wild war die unsichtbare Kraft der Londoner
    Verbrecherwelt, der er seine Intelligenz und sein Organisationstalent für fünfzehn Prozent Provision zur Verfügung stellte. Das alte Rad dreht sich, und die gleiche Speiche kommt wieder hoch. Es ist alles schon einmal dagewesen und wird auch wiederkommen. Ich kann Ihnen ein oder zwei Stückchen von Moriarty
    erzählen, die Sie interessieren werden.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Ich weiß zufällig, wer das erste Glied in der Kette dieses Napoleons der Unterwelt ist — eine Kette, an der Hunderte von verkrachten Existenzen hängen: Schläger, Taschendiebe, Erpresser und Falschspieler, und außerdem jede andere Art und Schattierung des Verbrechens. Sein Stabschef ist Oberst Sebastian Moran, ein über jeden Verdacht erhabener Mann, ebenso unangreifbar und vom Gesetz geschützt wie er selbst. Was meinen Sie, was er ihm zahlt?«
    »Nun, lassen Sie hören!«
    »Sechstausend pro Jahr. Sehen Sie, das
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