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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung
Autoren: Bernard Cornwell
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zuritt. Zweifellos rief er ihnen zu, die Reihe zu öffnen und die Ochsen durch die Linie zu lassen, doch stattdessen warfen sich die Männer herum und hetzten davon.
    »Mein Gott!«, entfuhr es Sharpe laut, und er fügte einen Fluch hinzu, was ihm einen tadelnden Blick von Sergeant Colquhoun einbrachte.
    Zwei der Sepoy-Bataillone flüchteten. Sharpe sah, dass der General zwischen die Flüchtenden ritt, und er stellte sich vor, dass Wellesley die in Angst und Schrecken versetzten Männer anschrie, stehen zu bleiben und sich neu zu formieren. Stattdessen rannten sie weiter auf das Hirsefeld zu. Durch die Ochsen und die Wucht des feindlichen Beschusses, der das Grasland erbeben ließ und mit Staub und Rauch erfüllte, waren sie in Panik geraten.
    Die Männer verschwanden zwischen der hohen Hirse und ließen nur verwirrte Offiziere zurück, und, erstaunlicherweise, die beiden in Panik geratenen Ochsengespanne, die kurz vor der Hirse ihre Flucht beendet hatten und jetzt geduldig darauf warteten, dass sie von den Kanonieren eingefangen wurden.
    »Setzt euch hin!«, rief Urquhart seinen Männern zu, und die Kompanie kauerte sich in das ausgetrocknete Flussbett. Ein Mann zog eine Tonpfeife hervor und zündete sie an. Der Tabakrauch zerfaserte langsam im leichten Wind. Ein paar Männer tranken aus ihren Feldflaschen, aber die meisten sparten das Wasser für die Hitze, die kommen würde. Sharpe hielt nach den puckalees Ausschau, die Wasser bringen würden, konnte jedoch kein Anzeichen von ihnen entdecken. Als sein Blick wieder nach Norden schweifte, sah er auf dem Hügelkamm feindliche Kavallerie, deren lange Lanzen sich vom blauen Himmel abhoben. Zweifellos waren die feindlichen Reiter versucht, die britische Linie anzugreifen und noch mehr der nervösen Sepoys in die Flucht zu jagen, doch eine Schwadron britischer Kavallerie tauchte mit gezogenen Säbeln aus einem Waldstück auf, um die Flanke der feindlichen Reiter zu bedrohen. Keine der beiden Parteien griff an, stattdessen beobachteten sie einander. Die Dudelsackpfeifer hörten mit ihrem Spiel auf. Die verbliebenen Galopper-Geschütze wurden jetzt aufgestellt, gegenüber dem langen Hang, auf dem die feindlichen Kanonen am Horizont zu sehen waren.
    »Sind alle Musketen geladen?«, fragte Urquhart Colquhoun.
    »Das sollten sie besser sein, Sir, oder ich werde ungemütlich!«
    Urquhart saß ab. Er hatte ein Dutzend volle Feldflaschen an seinen Sattel gebunden und band jetzt sechs davon los und gab sie der Kompanie. »Lassen Sie verteilen«, befahl er. Sharpe wünschte, er hätte selbst zusätzliches Wasser mitgebracht. Ein Soldat füllte etwas Wasser in seine Hände und ließ es von seinem Hund saufen. Dann setzte sich der Hund und kratzte sein von Flöhen zerbissenes Fell, während sein Herr sich zurücklegte und seinen Hut über die Augen zog.
    Der Feind sollte seine Infanterie einsetzen, dachte Sharpe. Die gesamte. Einen massiven Angriff vom Horizont in Richtung Hirsefeld führen. Das Flussbett mit einer Horde schreiender Krieger füllen, die Panik erzeugen und nach dem Sieg greifen würden.
    Doch der Horizont blieb leer bis auf die Geschütze und die feindlichen Lanzenreiter.
    Und so warteten die Rotröcke.
 
    Colonel William Dodd, befehlshabender Offizier von Dodds Kobras, trieb sein Pferd auf den Höhenrücken und starrte den Hang hinab. Die britische Streitmacht war in Unordnung. Es sah für ihn aus, als seien zwei oder mehr Bataillone in Panik geflohen und hätten ein klaffendes Loch auf der rechten Seite in der Linie der Rotröcke zurückgelassen. Er zog sein Pferd herum und trieb es zu den Bannern, unter denen der Kriegsherr der Marathen wartete. Dodd zwang sein Pferd durch die Reihe der Adjutanten, bis er Prinz Manu Bappu erreichte.
    »Werfen Sie alles nach vorn, Sahib«, riet er Bappu, »und zwar jetzt!«
    Manu Bappu zeigte kein Anzeichen darauf, dass er Dodd gehört hatte. Der Marathen-Kommandeur war ein großer und schlanker Mann mit vernarbtem Gesicht und kurzem schwarzem Bart. Er trug ein gelbes Gewand, und sein silberner Helm war mit einem langen Pferdeschweif geschmückt. Er behauptete, dass er den Säbel, den er gezogen hatte, bei einem Kampf mit einem britischen Kavallerie-Offizier erbeutet hatte. Dodd bezweifelte das, denn der Säbel war kein Modell, das ihm bekannt war, doch er hütete sich, Bappu zu diesem Punkt zu befragen. Bappu war nicht wie die meisten der Marathen-Führer, die Dodd kannte. Bappu mochte ein Prinz und der jüngere Bruder des feigen
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