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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung
Autoren: Bernard Cornwell
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verräterischen Sepoys die Garnison der Company bei Chasalgaon ermordet hatten. Jetzt war Dodds Kopf ein Vermögen wert, und William Dodd wusste nur zu gut, was Gier bewirken konnte. Deshalb hatte er Angst. Wenn heute Bappus Armee zusammenbrach, so wie sich die Marathen-Armee bei Assaye aufgelöst hatte, dann würde Dodd ein Fahnenflüchtiger in einem offenen Terrain sein, das von feindlicher Kavallerie beherrscht wurde.
    »Wir sollten sie in den Hügeln bekämpfen«, sagte er grimmig.
    »Dann sollten wir sie bei Gawilgarh bekämpfen«, sagte Gopal.
    »Gawilgarh?«, fragte Dodd.
    »Es ist die größte aller Marathen-Festungen, Sahib. Nicht mal alle Armeen Europas könnten Gawilgarh einnehmen.« Gopal sah, dass Dodd bei dieser Behauptung skeptisch war. »Selbst alle Armeen der Welt könnten diese Festung nicht einnehmen, Sahib«, fügte er ernst hinzu. »Sie steht auf Felsen, die fast den Himmel berühren, und von ihren Wällen aus sehen Menschen winzig wie Läuse aus.«
    »Da gibt es jedoch einen Weg hinein«, sagte Dodd. »Es gibt immer einen Weg hinein.«
    »Stimmt, Sahib, doch der Weg nach Gawilgarh führt über einen felsigen Bergrücken und nur in eine äußere Festung. Man mag sich den Weg durch diese äußeren Wälle freikämpfen, doch dann gelangt man an eine Schlucht und stellt fest, dass die eigentliche Festung auf der anderen Seite der Schlucht liegt. Dort gibt es weitere Wälle, weitere Geschütze, und ein enger Pfad und riesige Tore blockieren den Weg.« Gopal seufzte. »Ich habe es einst gesehen, vor vielen Jahren, und gebetet, dass ich nie gegen einen Feind kämpfen muss, der dort Zuflucht gesucht hat.«
    Dodd sagte nichts. Er starrte den sanften Hang hinab zu der wartenden Infanterie der Rotröcke. Alle paar Sekunden war ein Staubwölkchen zu sehen, wo eine Kanonenkugel auf dem Boden aufschlug.
    »Wenn die Dinge heute schlecht laufen«, sagte Gopal ruhig, »dann sollten wir nach Gawilgarh gehen, denn dort werden wir sicher sein. Die Briten können uns folgen, uns jedoch nicht erreichen. Sie werden an Gawilgarhs Felsen zerbrechen, während wir uns an den Wasserbecken der Festung ausruhen. Wir werden im Himmel sein, und sie werden wie Hunde unter uns sterben.«
    Wenn Gopal recht hatte, würde er in Gawilgarh vor den Männern des Königs in Sicherheit sein. Aber zuerst mussten sie die Festung erreichen, und vielleicht würde das gar nicht nötig sein, denn möglicherweise gelang es Manu Bappu, die Rotröcke bereits hier zu besiegen. Bappu glaubte, dass keine Infanterie in Indien es mit seinen arabischen Söldnern aufnehmen konnte.
    In der Ferne auf der Ebene konnte Dodd sehen, dass die beiden Bataillone, die in das Hirsefeld geflüchtet waren, jetzt zurück in die Linie gebracht wurden. Bald würde die Linie wieder vorrücken.
    »Sag, dass unsere Geschütze nicht feuern sollen«, befahl er Gopal. Dodds Kobras besaßen fünf kleine eigene Kanonen, die dazu dienten, das Regiment zu unterstützen. Dodds Geschütze waren nicht vor den Männern in den weißen Uniformen postiert, sondern auf der rechten Flanke, wo sie den Feind mit einem mörderischen Feuerhagel von der Seite eindecken konnten. »Lass mit Kartätschen laden«, befahl er, »und wartet, bis sie nahe heran sind.« Vielleicht siegten sie hier, doch wenn das Schicksal es anders entschied, dann musste Dodd zumindest überleben und an einem anderen Platz weiterkämpfen, wo kein Mann besiegt werden konnte.
    Bei Gawilgarh.
 
    Die britische Linie rückte schließlich vor. Von Osten nach Westen erstreckte sie sich drei Meilen, wand sich durch Hirsefelder und wieder hinaus, durch Weideland und das breite, trockene Flussbett. Das Zentrum war eine Schlachtlinie von dreizehn Infanterie-Bataillonen, drei davon schottische und der Rest Sepoys, während zwei Regimenter Kavallerie auf der linken Flanke und vier auf der rechten vorrückten. Jenseits der regulären Kavallerie gab es zwei Abteilungen von Söldner-Reitern, die sich mit den Briten zusammengetan hatten, weil sie sich Beute erhofften. Trommeln dröhnten und Dudelsäcke spielten. Die Fahnen flatterten über den Köpfen. Ein großer Streifen Hirse wurde platt getreten, als die schwerfällige Linie nach Norden marschierte. Die britischen Geschütze eröffneten mit ihren Sechspfündern das Feuer auf die Marathen-Geschütze.
    Diese Marathen-Geschütze feuerten ständig. Sharpe, der hinter der linken Flanke der 6. Kompanie ging, beobachtete ein besonderes Geschütz, das neben einer leuchtend bunten Gruppe
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