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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung
Autoren: Bernard Cornwell
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Junge war verschwunden. »Oh Gott«, stieß Stokes hervor und starrte in die Schlucht hinab, um Ahmed zu suchen.
    Er ahnte bereits, dass es zu spät war.
 
    Sharpes Vorrücken über die ersten hundert Yards war leicht, denn das Terrain war offen und seine Männer waren noch außer Sicht des Torhauses. Die paar Verteidiger, die die Mauer oberhalb der Schlucht besetzt hatten, waren geflüchtet, doch sobald die Rotröcke den Hang des Hügels hinter sich gelassen hatten und das Torhaus nicht mehr weit entfernt war, begann das feindliche Musketenfeuer.
    »Rennt weiter!«, rief Sharpe, obwohl man ihr Vorankommen kaum als Rennen bezeichnen konnte. Sie stolperten und wankten, ihre Munitionstaschen und Bajonettscheiden baumelten am Koppel. Und die Sonne brannte gnadenlos, während Musketenkugeln des Feindes den trockenen Boden aufrissen und Staub aufwirbelten.
    Sharpe nahm eine Kakophonie von Musketenfeuer zu seiner Linken wahr, das Feuer von Tausenden Rotröcken auf der anderen Seite der Schlucht, doch die Verteidiger des Torhauses waren von der Brustwehr der äußeren Mauer geschützt. Eine Gruppe dieser Verteidiger schob eine Kanone herum, um sie dem neuen Angriff entgegenzustellen.
    »Immer weiter!«, rief Sharpe mit rauer Stimme. Himmel, war er durstig! Durstig, hungrig und aufgeregt.
    Das Torhaus war vernebelt von Rauch. Seine Verteidiger feuerten mit Musketen auf die Angreifer, die unerwartet von Westen kamen.
    Zu seiner Rechten konnte Sharpe weitere Verteidiger sehen, doch sie feuerten nicht, sie waren nicht mal in Reihen formiert. Stattdessen drängten sie sich neben einer niedrigen Mauer, die anscheinend einige Gärten eingrenzte, und beobachteten das Kampfgeschehen. Hinter ihnen ragte ein Gebäude auf, halb verdeckt von Bäumen. Der Platz war riesig! Mehrere Hügelkuppen ragten innerhalb des weiten Rings von Gawilgarhs innerem Fort auf, und dort musste es Tausende Plätze für den Feind geben, um einen Trupp zu sammeln und zu formieren, um Sharpes offene rechte Flanke anzugreifen. Er wagte gar nicht, an diese Möglichkeit zu denken. Jetzt zählte nur, dass sie das Torhaus erreichten und dessen Verteidiger ausschalteten und somit einen Strom von Rotröcken durch die geöffneten Tore hereinlassen konnten.
    Vom Torhaus feuerte die Kanone. Die Kugel schlug etwa fünfzig Yards vor Sharpe auf den trockenen Boden und hüpfte weit über seinen Kopf. Der Rauch der Kanone breitete sich vor der Mauer aus und nahm den Verteidigern die Sicht. Sharpe betete, dass der Rauch bleiben würde. Er spürte ein Stechen in der Seite. Seine Rippen schmerzten immer noch von den Tritten, die Hakeswill ihm verpasst hatte, aber er wusste, dass er den Feind überrascht hatte, und ein überraschter Feind war bereits halb besiegt.
    Der Rauch lichtete sich ein wenig, und die Musketen auf der Mauer blitzten wieder auf und schufen neuen Rauch. Sharpe wandte sich um und schrie seinen Männern zu: »Los, los, Beeilung!« Er überquerte eine Fläche, wo die Männer der Garnison kleine Hütten aus Zweigen errichtet hatten. Es war ein Müllplatz. Sharpe sah eine verfaulte Kanonenlafette, einen steinernen Trog, der zerbrochen war, und die Überreste einer Winde aus Holz, die in der Sonne ausgebleicht war. Eine kleine braune Schlange wand sich von ihm fort. Eine dünne Frau, ein Baby auf dem Arm, flüchtete aus einer Hütte. Aus einer anderen fauchte ihn eine Katze an. Sharpe ging zwischen den kleinen Bäumen und wirbelte Staub auf. Eine Musketenkugel fetzte Asche aus einer Feuerstelle, eine andere schlug in das faulige Holz der Kanonenlafette.
    Er blinzelte durch den Schweiß, der in seinen Augen brannte, und sah, dass der Torweg des inneren Forts mit weiß berockten Soldaten gesäumt war. Die Mauer war gut hundert Schritte lang, und ihr Wehrgang konnte erreicht werden, indem man die Treppe erkletterte, die neben dem innersten Tor hochführte. Campbell und seine Männer rannten auf dieses Tor zu, und Sharpe war jetzt neben ihnen. Er würde sich den Weg die Treppe hinauf freikämpfen müssen. Er wusste, dass dies fast unmöglich sein würde, denn es gab zu viele Verteidiger.
    Die Kanone feuerte wieder, und er zuckte zusammen. Diesmal war sie mit Kartätschen geladen, deren Ladungen rings um Sharpes Männer an der Spitze Staubteufel aufwirbelten.
    »Stopp!«, rief er. »Stopp! Zur Linie formieren!« Er war jetzt nahe vor der Mauer, verdammt nahe, nicht mehr als vierzig Schritte. »Legt an!«, befahl er, und seine Männer hoben ihre Musketen und zielten
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