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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb
Autoren: Jonathan Kellerman
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gewesen - hätte es bereut. Vergeben und vergessen.«
    »Wie hast du dich auf der Party verhalten?«, fragte ich. »Als du Mrs. Beldings Freunde kennenlerntest.«
    »Für sie war ich Sherry - lächelte und sah sexy aus. Es war nicht so schwer - sie besaß nicht viel Substanz. Die Psychologen kannten mich ja als Kollegin. Die beiden Gruppen mischten sich überhaupt nicht, und meistens war ich mit Onkel Billy zusammen.«
    Die geschwätzigen Elstern und die Schwäne …
    »Vergeben und vergessen«, sagte ich. »Aber sie hat keins von beidem getan.«
    Sie starrte mich an. »Müssen wir noch weiter darüber reden, Alex? Es ist so hässlich. Sie ist jetzt nicht mehr da, fort aus meinem Leben - aus unser aller Leben. Und ich kann noch einmal neu anfangen.«
    Sie hob meine Hand an die Lippen. Leckte die Knöchel.
    »Schwer anzufangen ohne das Ende der Geschichte«, sagte ich. »Erzähl auch den Schluss. Für uns beide.«
    Sie seufzte. »Für dich«, sagte sie. »Nur für dich. Weil du mir so viel bedeutest.«
    »Danke. Ich weiß, es ist schwer, aber ich glaube, es ist wirklich am besten.«
    Sie drückte meine Hand. »Ich habe deine Nachricht am Sonntag erhalten. Ich war enttäuscht, aber ich habe an deiner Stimme gehört, dass es kein Lebewohl war. Du warst nervös, ließest es noch offen.«
    Ich stritt es nicht ab.
    »Also hab ich überlegt, ob ich dich anrufen oder lieber warten sollte, bis du mich anriefst, um eine andere Verabredung zu treffen. Ich beschloss zu warten, du selbst solltest darauf kommen. Ich hatte den ganzen Tag an dich gedacht, als es klopfte. Ich dachte, du wärst es. Aber sie war’s. Blutverschmiert am ganzen Körper. Und lachte. Ich habe sie gefragt, was geschehen wäre - ob sie einen Unfall gehabt hätte. Ob sie okay wäre. Und dann sagte sie es mir. Lachend. Was sie getan hatte - ein solcher Horror, und sie lachte!«
    Sharon brach in Tränen aus, fing an, heftig zu zittern und sich zu schütteln, krümmte sich und hielt sich den Kopf.
    »Sie hat es nicht selbst getan«, sagte ich. »Wer hat ihr geholfen?«
    Sie zuckte heftig.
    »War es D.J. Rasmussen?«
    Sie sah auf, tränenüberströmt und mit offenem Mund. »Du kanntest D.J.?«
    »Ich habe ihn kennengelernt.«
    »Kennengelernt? Wo?«
    »An deinem Haus. Beide dachten wir, du wärest tot. Wir kamen, um dir die letzte Ehre zu erweisen.«
    Sie zerrte an ihrem Gesicht. »O Gott, armer D.J. Bis sie mir sagte, was sie … mit ihm gemacht hatte, hatte ich nicht geahnt, dass auch er zu ihren … Eroberungen gehörte.«
    »Sie hat von allen nur ihn behalten«, sagte ich. »Den Verwundbarsten. Den Gewalttätigsten.«
    Sie stöhnte und straffte sich, kam auf die Füße hoch und fing an, im Kreis im Raum herumzugehen, langsam, wie eine Schlafwandlerin, dann schneller, immer schneller und zog dabei so fest an ihrem Ohrläppchen, dass ich dachte, sie würde es abreißen.
    »Ja, es war D.J. Sie lachte, als sie es mir erzählte, lachte darüber, wie sie ihn so weit gebracht hatte - mit Drogen und Schnaps. Mit ihrem Körper. Hauptsächlich mit ihrem Körper. Ich werde ihr nie vergeben, wie sie es ausgedrückt hat: ›Ich habe ihn umgelegt, damit er sie kaltmacht.‹ Und immerzu hat sie gelacht, über all das Blut und wie Paul und Suzanne gebettelt hätten. Und die arme Lourdes, so süß, wollte gerade weggehen, und sie hätten sie erwischt, als sie die Treppe herunterkam. Am Sonntag war ihr freier Tag - sie war abends noch lange aufgewesen und hatte geholfen, das Haus zu putzen. Und sie lachte darüber, wie sie sie gefesselt hatte und zusah, wie D.J. sie kalt machte - mit einem Baseballschläger und einer Kanone. Und er hätte die ganze Zeit gedacht, er tät es für mich - ich wäre es, die sich seiner bediente.«
    Sie kam herüber zu mir und fiel auf die Knie. »Das hat sie am meisten amüsiert, Alex! Dass er nie die Wahrheit erfahren hat - dass er immer der Meinung war, dass er es für mich täte.«
    Sie packte mich beim Hemd und zog mich an sich, an die Brust. »Sie sagte, das mache mich auch zur Mörderin. Wenn man der Sache auf den Grund ginge, wären wir eins!«
    Ich half ihr auf, dann vorsichtig aufs Bett. Sie legte sich hin, gekrümmt wie ein Fötus, die Augen weit offen, die Arme wie eine Zwangsjacke um den Körper geschlungen.
    Ich tätschelte sie, streichelte sie, sagte: »Sie war nicht du. Du warst nicht sie.«
    Sie lockerte ihre Arme und streckte sie nach mir aus, umschlang mich. Zog mich herunter und bedeckte mein Gesicht mit Küssen. »Danke dir,
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