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Shardik

Titel: Shardik
Autoren: Richard Adams
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das rechte Ufer des Varins.
    Das Floß war in eine Art Dock gezogen worden, das aus kräftigen, im seichten Wasser in den Grund geschlagenen Pfählen bestand. Das war es, was er am Morgen vom anderen Ufer her staunend gesehen hatte. Als die Deelguyer Arbeiter an Land kletterten, sprangen sechs oder sieben höchstens dreizehnjährige Jungen an Bord, luden das Gepäck aus, öffneten die Scharnierringe, lösten das Seil und stießen das Floß an dem Dock entlang zu einem ähnlichen Seil am anderen Ende. Siristru wandte sich ab und sah Tan-Rion, der auf ihn und seine Begleiter wies. Er stand ein wenig abseits und sprach mit einem schwarzhaarigen Jungen, der eine gewisse Autorität auf der Landungsbrücke zu haben schien, denn plötzlich unterbrach er Tan-Rion und rief den Kindern auf dem Floß einen Befehl zu. Es sammelte sich eine Menschenmenge an. Die an den halb vollendeten, lagerhausartigen Schuppen arbeitenden Leute hatten offenbar ihr Werkzeug fortgelegt, um heranzukommen und die Ankömmlinge anzustarren. Siristru starrte sie seinerseits ziemlich überrascht an, denn die meisten von ihnen waren Jungen. Er hatte aber keine Gelegenheit, weiter darüber nachzudenken, denn Tan-Rion näherte sich, begleitet von dem schwarzhaarigen Jungen, der sich förmlich verneigte und ihm die Hand entgegenstreckte. Er war häßlich, sogar abstoßend, er schielte und hatte ein Muttermal im Gesicht; sein Benehmen war jedoch, als er einige Begrüßungsworte sagte, artig und sehr entgegenkommend. Er trug eine Art Abzeichen oder Emblem – ein Bärenkopf zwischen zwei Kornähren –, und Siristru, der sein Beklanisch nicht verstand (es klang nicht wie die Muttersprache des Jungen), lächelte, nickte und berührte es mit seinem Zeigefinger – eine freundliche Geste.
    »Dieser Junge ist der Werkführer der Hafenburschen«, sagte Tan-Rion. »Er heißt Kominion, doch die meisten von uns nennen ihn einfach Schreihals. Ich habe einen Mann zum Statthalter geschickt, um deine Ankunft zu melden und zu ersuchen, man möge dir ein Haus zur Verfügung stellen. Sobald wir wissen, wo es liegt, wird Schreihals das Gepäck hinschaffen lassen – du kannst es ruhig in seiner Obhut lassen. Es wird natürlich eine Weile dauern; auch wirst du dein Quartier leider ein wenig unbequem finden, du weißt ja, dies hier ist eine Grenzstadt. Ich kann aber zumindest dafür sorgen, daß man dir eine Mahlzeit und ein Feuer bereitet, während du wartest. Es gibt hier ein anständiges Gasthaus, wo du bequem und ungestört sein kannst – es heißt ›Der Grüne Hain‹. Nun vorwärts, geht wieder an die Arbeit, Jungs«, rief er. »Laßt die Fremden jetzt in Frieden!«
    Siristru war froh, nach der Wasserfahrt über die Engstelle endlich festen Boden unter den Füßen zu haben, und ging neben seinem Führer, von seinen Leuten gefolgt, am Ufer entlang zur Stadt, die, betriebsam und verlottert, wie ein Massenquartier wirkte.
     
    »– mußte die Pferde am Ostufer lassen und beabsichtige, diesen Brief nach meiner Rücküberquerung mit zwei oder drei Reitern abzusenden; sie werden mir allerdings fehlen, denn all meine Begleiter haben sich unter harten Bedingungen ausgezeichnet bewährt, und ich empfehle sie dem Wohlwollen Eurer Majestät.
    Was nun die Fähre über den Varin anlangt, welche diese Leute gebaut haben, so ist sie klug erdacht und läßt mich hoffen, daß wir aus dem Handel mit einem so erfindungsreichen Volk Nutzen ziehen können. Hier ist der Varin verhältnismäßig schmal, die Engstelle zwischen der Stadt Zeray und dem gegenüberliegenden Ufer hat eine Gesamtbreite von etwa vierhundert Metern. Infolgedessen ist die Strömung sehr stark, für die Schiffahrt allzu schnell, und stromabwärts liegt die gefährliche Bereeler Klamm, über die ich bereits schrieb und die sehr gefürchtet ist. Sie haben sich aber diese Strömung nutzbar gemacht, indem sie zwei Seile quer über den Fluß zogen, eines zu einer Stelle etwa tausend Meter stromaufwärts von Zeray am gegenüberliegenden Ufer und das andere ebenso weit stromabwärts. Das erfolgte, wie man mir berichtet, unter großen Schwierigkeiten, indem man zunächst ein Ende jedes Seils mehrere Meilen weit stromaufwärts in ruhigerem Wasser über den Fluß beförderte und dann die beiden Enden nach und nach am Ufer entlang zu ihren jetzigen Ankerstellen brachte. Jedes Seil ist etwa zwölfhundert Meter lang, und die Herstellung dauerte mehrere Monate.
    Es gibt drei Fährflöße, jedes etwa fünf oder sechs Schritt im
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