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Shannara VIII

Titel: Shannara VIII
Autoren: Terry Brooks
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passiert ist!«
     Sie lächelte traurig. »Aber es ist passiert, und wir können nichts daran ändern. Wir müssen uns damit abfinden. Ich muss mich damit abfinden.«
     Sie legte den Arm um ihn und drückte ihn fest. Einen Moment lang verharrte er starr in ihrer Umarmung, dann ließen Anspannung und Wut langsam nach, und schließlich schloss er sie ebenfalls in die Arme.
     »Ich habe dich lieb, Bek«, sagte sie. »Mein kleiner Bruder. Ich habe dich sehr lieb, weil du das alles für mich getan hast, weil du an mich geglaubt hast, als mich alle anderen abgeschrieben hatten, weil du erkannt hast, wer ich sein könnte, wenn ich mich vom Morgawr und seinen Lügen befreie. Das wird immer so bleiben, und wenn auch die ganze Welt auf den Kopf gestellt wird.«
     »Ich will nicht, dass du gehst.« In seinen Worten schwang bittere Enttäuschung mit. »Das ist einfach nicht gerecht.«
     Sie seufzte ihm leise ins Ohr. »Mir war es nie bestimmt, mit dir nach Hause zu gehen, Bek. Das ist nicht mein Leben; nicht das Leben, das für mich vorgesehen ist. Nach dem, was passiert ist, würde ich auch gar nicht mehr glücklich werden. Coran und Liria sind deine Eltern, nicht meine. Ihr Zuhause gehört dir. Meins liegt woanders. Das solltest du akzeptieren. Wenn ich Frieden finden soll, muss ich für die Untaten büßen, die ich begangen habe. Das kann ich nur, indem ich dem Weg folge, den Walker für mich vorgesehen hat. Ein Druide bedeutet für das Leben vieler einen großen Unterschied. Wenn ich einer werde, auch für meines.«
     Er zog sie fester an sich heran. Gewiss spürte er die Unausweichlichkeit dessen, was sie sagte, die Gewissheit, dass sie, wie heftig er auch widersprach und welche Hindernisse er auch aufzeigte, ihre Meinung nicht ändern würde. Was das bedeutete, den Verlust jeder Chance, als Bruder und Schwester, als Familie zu leben, gefiel ihm überhaupt nicht. Doch hatte er das, wie ihm wohl klar war, schon vor vielen Jahren verloren, und er konnte die Zeit nicht zurückdrehen. So war nun einmal das Leben.
     »Ich will dich nicht wieder verlieren«, sagte er.
     Daraufhin ließ sie ihn los, trat einen Schritt zurück, und ihre eigentümlichen blauen Augen leuchteten fast fröhlich. »Wirst du auch nicht, kleiner Bruder. Das lasse ich nicht zu. Was immer ich tun werde, wie immer sich die Sache heute Nacht entwickelt, ich werde niemals weit von dir entfernt sein.«
     Er nickte, und plötzlich fühlte er sich wie der kleine Junge, auf den die große Schwester aufpasst. »Dann geh schon. Tu, was du tun musst.« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Mir fallen keine Einwände mehr ein. Ich weiß nichts mehr zu sagen.« Nun schaute er in Richtung Sonnenuntergang, von dem nur ein schwaches silbernes Glühen in der Dunkelheit geblieben war, und kämpfte gegen die Tränen an. »Ich geh jetzt nach Hause. Ich muss nach Hause gehen. Diese Sache muss für mich ein Ende finden.«
     Erneut kam sie näher, so klein und zerbrechlich, und es erschien so unmöglich, dass sie die Kraft besaß, die ein Druide brauchte. »Dann geh, Bek. Aber denk daran, ein Teil von mir wird dich immer begleiten. Ich vergesse dich nicht und auch nicht mein Versprechen, mich nicht zu weit von dir zu entfernen.«
     Sie küsste ihn. »Willst du mir nicht Glück wünschen?«
     »Viel Glück«, murmelte er.
     Lächelnd sagte sie: »Sei nicht so traurig, Bek. Freu dich für mich. Dieses Leben habe ich mir gewünscht.«
     Nun zog sie ihre dunkle Robe fest um sich und wandte sich ab. »Warte!«, sagte er. Er nahm das Schwert von Shannara vom Rücken, wo er es getragen hatte, und reichte es ihr. »Du weißt ganz sicherlich besser als ich, was du damit anfangen kannst.«
     Unsicher sah sie es an. »Es wurde dir geschenkt und gehört dir.«
     Er schüttelte den Kopf. »Es gehört den Druiden. Bring es ihnen zurück.«
     Also nahm sie den Talisman an und wiegte ihn in den Armen wie einen Säugling. »Auf Wiedersehen, Bek.«
     Und schon stieg sie den Berg hinauf. Er stand da und schaute ihr hinterher, bis er sie nicht mehr sehen konnte. Und währenddessen konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, sie abermals verloren zu haben.
     
    Rue Meridian beobachtete ihn, wie er durch die Felstrümmer der öden Ebene zurückkehrte, auf der sie gelandet waren. Er hatte den Kopf gesenkt und die Fäuste geballt. Anscheinend war er nicht glücklich darüber, wie sich die Sache mit seiner Schwester entwickelt hatte. Er strahlte Wut und Enttäuschung aus. Rue wusste, worum
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