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Shannara VII

Titel: Shannara VII
Autoren: Terry Brooks
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still da draußen, leer und grenzenlos und unermeßlich breitete sich das Land unter der Kuppel des nächtlichen Mondlichts aus. Der alte Mann kaute geistesabwesend; er ließ sich Zeit. Der Grenzländer hatte weder in dieser noch einer anderen Nacht, seit er seine Wache begonnen hatte, ein Feuer angezündet. Es wäre viel zu gefährlich gewesen.
    »Die Trolle ziehen nach Osten«, begann Kinson nach einiger Zeit. »Es sind Tausende, weit mehr als ich zählen konnte, als ich bei Vollmond in ihr Lager schlich, das sie vor einigen Wochen ganz in der Nähe aufgeschlagen hatten. Ihre Zahl wächst, denn sie zwingen immer mehr Stämme, ihnen zu dienen. Soweit ich erkennen kann, beherrschen sie alles, was nördlich von Streleheim liegt.« Er machte eine Pause. »Hast du etwas anderes herausgefunden?«
    Der Druide schüttelte den Kopf. Er hatte die Kapuze zurückgeschlagen, und sein graues Haar zeichnete sich im Mondlicht deutlich gegen den dunklen Hintergrund ab. »Nein, das alles gehört jetzt ihm.«
    Kinson blickte ihn scharf an. »Dann…«
    »Was hast du noch gesehen?« Der alte Mann ignorierte die Reaktion.
    Der Grenzländer nahm den Bierschlauch und trank. »Die Anführer der Armee halten sich abseits und bleiben in ihren Zelten. Niemand sieht sie. Die Trolle haben sogar Angst, ihre Namen auszusprechen. Das verheißt nichts Gutes. So schnell ist ein Felsentroll nicht zu verschrecken. Aber das hier macht ihnen offenbar Angst.«
    Er schaute den alten Mann an. »Manchmal jedoch, während ich auf dich wartete, sah ich nachts im Licht des Mondes und der Sterne Schatten über den Himmel huschen. Schwarzgeflügelte Wesen schwebten über die leere Ebene, als würden sie etwas jagen oder auskundschaften oder einfach nur das überwachen, was sie sich bereits genommen hatten - ich weiß es nicht und will es auch nicht wissen. Aber ich spüre, daß sie da sind. Sogar jetzt. Sie sind da draußen und kreisen. Ich spüre ihre Gegenwart wie ein Kitzeln. Nein, nicht wie ein Kitzeln - eher wie ein Zittern, das man spürt, wenn man sich beobachtet fühlt und entdeckt, daß die Person, der diese Augen gehören, böse Absichten hat. Ich bekomme eine Gänsehaut. Sie sehen mich nicht; ganz sicher nicht, denn wenn sie es getan hätten, wäre ich tot.«
    Bremen nickte. »Schädelträger, ihm zu ewigem Dienst verpflichtet.«
    »Also lebt er?« Kinson konnte sich nicht mehr bremsen. »Du weißt es? Du hast Gewißheit darüber?«
    Der Druide stellte Bier und Brot beiseite und wandte sich dem Grenzländer zu. Seine Augen schienen in weite Ferne zu blicken und waren voller finsterer Erinnerungen.
    »Er ist am Leben, Kinson. Er ist genauso am Leben wie du und ich. Ich habe ihn bis zu seinem Lager tief in den Schatten des Messergebirges verfolgt, dorthin, wo das Schädelreich neu erstanden ist. Ich war zuerst nicht sicher, wie du weißt. Ich hatte es vermutet, glaubte, daß es so wäre, aber ich hatte keine Beweise. Also reiste ich nach Norden, wie wir es geplant hatten, über die Ebenen und in die Berge. Ich sah auch die geflügelten Jäger, die nur in der Nacht zum Vorschein kommen, große Raubvögel, die nach lebenden Wesen Ausschau halten. Ich machte mich so unsichtbar wie die Luft, durch die sie flogen. Sie sahen mich und auch wieder nicht. Magie umhüllte mich, aber es war nicht so viel, daß jene, die sich ihrer ebenfalls bedienen, mich bemerkt hätten. Ich zog westlich am Land der Trolle vorbei, fand es jedoch völlig unterworfen. Diejenigen, die Widerstand geleistet hatten, waren getötet worden. Wer konnte, war geflohen. Die anderen dienen ihm jetzt.«
    Kinson nickte. Es war sechs Monate her, seit die räuberischen Trolle aus dem östlichen Charnalgebirge ausgeschwärmt waren und die systematische Unterwerfung ihres Volkes begonnen hatte. Ihre Armee war gewaltig und schnell, und in weniger als drei Monaten war jeder Widerstand gebrochen. Das Nordland geriet unter die Herrschaft des immer noch unbekannten und mysteriösen Anführers der Eroberer. Es gab Gerüchte über seine Identität, aber es blieben nur vage Vermutungen. In Wahrheit wußten nur wenige, ob er überhaupt existierte. Kein Wort über die Armee oder ihren Anführer war weiter nach Süden gedrungen als bis zur Grenze bei Varfleet und Tyrsis - Grenzposten zum Gebiet der Menschen. Aber im Osten und Westen, bei den Zwergen und Elfen, hatte sich die Kunde schnell verbreitet. Die Zwerge und Elfen waren enger mit den Trollen als mit den Menschen verbunden, die als ausgestoßene Rasse
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