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Shannara VII

Titel: Shannara VII
Autoren: Terry Brooks
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aufgewachsen, ein Mitglied jener Handvoll von Familien, die in den Grenzländern geblieben waren, während alle anderen tiefer in den Süden gezogen waren und sich noch weiter von der Vergangenheit entfernt hatten. Nach dem Ende des Ersten Krieges der Rassen, als die Druiden die Vier Länder mit Paranor im Zentrum geschaffen hatten, waren die Menschen zu dem Entschluß gelangt daß ein unbewohnter Streifen zwischen ihrem Land und dem der anderen Rassen ihnen sinnvollen Schutz bieten würde. Während sich also das Südland eigentlich bis zu den Drachenzähnen im Norden erstreckte, hatten die Menschen beinahe das gesamte Gebiet nördlich des Regenbogensees verlassen. Nur wenige Familien waren dort geblieben; Familien, die an der Überzeugung festhielten, daß dies ihre Heimat war, die nicht bereit waren, in die stärker besiedelten Gebiete des ihnen zugewiesenen, neuen Landes zu ziehen. Zu ihnen gehörten auch die Ravenlocks.
    So war Kinson als Grenzländer aufgewachsen. Es war ein Leben am Rande der Zivilisation, aber seine Verwandten verstanden sich mit den Elfen, Zwergen, Gnomen und Trollen so gut wie mit den Menschen. Kinson hatte die vier Länder bereist und sich mit ihren Gewohnheiten vertraut gemacht. Er hatte ihre Sprachen gelernt. Er studierte die Geschichte, und er hatte sie aus so vielen verschiedenen Perspektiven gehört, daß er glaubte, die wichtigsten Wahrheiten herauslesen zu können. Auch Bremen befaßte sich mit diesen Dingen, und von Anfang an hatten sie einige Überzeugungen geteilt. Eine davon war, daß die Rassen in ihren Bestrebungen, Frieden zu halten, nur dann erfolgreich sein würden, wenn sie die Verbindungen untereinander verstärkten, nicht aber, wenn sie sich voneinander entfernten. Eine andere bestand darin, daß das größte Hindernis auf diesem Weg der Dämonenlord war.
    Selbst damals, vor nun fünf Jahren, hatten bereits Gerüchte die Runde gemacht. Etwas unglaublich Böses lebte im Schädelreich, hieß es, eine Ansammlung von Wesen, wie sie niemals zuvor gesehen worden war. Es gab Berichte von fliegenden Wesen, von geflügelten Ungeheuern, die auf der Suche nach Opfern nachts das Land durchkämmten. Es gab Geschichten von Männern, die in den Norden gegangen waren und nie wieder gesehen wurden. Die Trolle hielten sich vom Messergebirge und dem Malgsumpf fern, und sie versuchten auch nicht, die Kierlakwüste zu überqueren. Wenn sie auf ihren Reisen in die Nähe des Schädelreichs kamen, taten sie sich zu großen, schwerbewaffneten Gruppen zusammen. In diesem Teil des Nordlandes wuchs nichts, keine Wurzel faßte Fuß. Im Laufe der Zeit wurde das gesamte, verlassene Gebiet von Wolken und Nebelschwaden eingehüllt. Es wurde trocken und unfruchtbar, verwandelte sich in Staub und Fels. Nichts konnte hier leben, hieß es. Nichts, das wirklich am Leben war.
    Die meisten taten diese Geschichten ab. Viele beachteten die ganze Sache überhaupt nicht. Es ging ohnehin nur um einen abgelegenen und unfreundlichen Teil der Welt. Was machte es schon, was dort lebte oder nicht lebte? Aber Kinson war ins Nordland gegangen, um mit eigenen Augen zu sehen, was dort vorging. Er war gerade noch mit dem Leben davongekommen. Die geflügelten Wesen hatten ihn fünf Tage lang verfolgt, nachdem sie ihn dabei ertappt hatten, wie er am Rande ihrer Domäne umherstrich. Nur seinen Fähigkeiten und seinem Glück hatte er es zu verdanken, daß er entkommen konnte.
    Als er Bremen kennenlernte, war für ihn daher längst klar, daß es der Wahrheit entsprach, was der Druide sagte. Es gab den Dämonenlord wirklich. Brona und seine Anhänger lebten im Norden, im Schädelreich. Es war keine Einbildung, daß die Vier Länder in Gefahr waren. Etwas sehr Bedrohliches nahm langsam Gestalt an.
    Kinson hatte eingewilligt, den alten Mann auf seinen Reisen zu begleiten, ihm bei Bedarf als zweites Augenpaar zu dienen, sein Kurier und Kundschafter zu sein und ihm den Rücken zu decken, wenn Gefahr drohte. Der Grenzländer tat dies aus einer Reihe von Gründen, aber der zwingendste war, daß diese Aufgaben seinem Leben zum ersten Mal einen Sinn gaben. Er war es leid, nur so dahinzutreiben, nur zu leben, um noch einmal zu sehen, was er schon zuvor gesehen hatte. Er war gelangweilt und ziellos. Er brauchte eine Herausforderung.
    Und die hatte Bremen ihm eindeutig gegeben.
    Verwundert schüttelte Kinson den Kopf. Es überraschte ihn, wie nahe er und der alte Mann einander inzwischen standen. Und es überraschte ihn, wieviel ihm das
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