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Shannara VII

Titel: Shannara VII
Autoren: Terry Brooks
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Wirkung von neuem zu entfalten.«
    »Und worin besteht seine Wirkung?« drängte Kinson.
    »Er hat die Kraft, jede andere Magie, in welcher Form sie auch erscheinen mag, zu unterdrücken und zum Nutzen des Besitzers zu verwandeln. Egal, wie mächtig oder raffiniert die Magie des Gegenübers sein mag, wer den Schwarzen Elfenstein besitzt, beherrscht alles. Die Magie wird vom Gegner abgezogen und zur eigenen gemacht, und der andere ist vollkommen hilflos.«
    Kinson schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wie kann man gegenüber so etwas bestehen?«
    Der alte Mann lächelte. »Nun, nun, Kinson, ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Du erinnerst dich an unsere Unterrichtsstunden, nicht wahr? Jede Magie fordert ihren Preis. Alles hat Folgen, und je mächtiger die Magie ist, desto größer werden die Folgen sein. Aber laß uns darüber ein andermal diskutieren. Wichtig ist, daß der Dämonenlord nicht in den Besitz dieses Schwarzen Elfensteines gelangen darf, weil die Folgen für ihn keine Bedeutung haben. Er ist weit über den Punkt hinaus, wo Vernunft noch einen Einfluß auf ihn haben könnte. Deshalb müssen wir den Elfenstein finden, bevor er es tut - und zwar schnell.«
    »Und wie sollen wir das machen?«
    Der Druide gähnte und streckte müde seine Glieder; sein schwarzer Umhang raschelte. »Ich kann dir keine Antwort auf diese Frage geben, Kinson. Abgesehen davon müssen wir erst noch etwas anderes erledigen.«
    »Du willst nach Paranor zum Druidenrat gehen?«
    »Ich muß es tun.«
    »Aber was kümmert er dich? Sie werden nicht auf dich hören. Sie mißtrauen dir. Einige fürchten dich sogar.«
    Der alte Mann nickte. »Einige, aber nicht alle. Es gibt ein paar, die zuhören werden. Auf jeden Fall muß ich es versuchen. Sie sind in großer Gefahr. Der Dämonenlord erinnert sich nur zu gut daran, wie sie im Ersten Krieg der Rassen seinen Sturz herbeigeführt haben. Er wird ihnen nicht die Möglichkeit geben, ein zweites Mal einzuschreiten - selbst dann nicht, wenn sie für ihn längst keine Gefahr mehr darstellen.«
    Kinson blickte in die Ferne. »Sie sind Narren, wenn sie dir keine Beachtung schenken, Bremen - aber genauso wird es ausgehen. Sie haben hinter ihren schützenden Mauern jede Verbindung zur Realität verloren. Sie sind so lange nicht mehr in die Welt hinausgegangen, daß sie überhaupt nicht mehr in der Lage sind, die Dinge richtig einzuschätzen. Sie haben ihre Identität verloren. Sie haben ihre Aufgabe vergessen.«
    »Still jetzt.« Bremen legte die Hand fest auf die Schulter des hochgewachsenen Mannes. »Es hat keinen Sinn, wenn wir uns immer wieder aufs neue bestätigen, was wir bereits wissen. Wir werden tun, was wir können, und uns dann wieder auf den Weg machen.« Freundschaftlich drückte er Kinsons Schulter. »Ich bin sehr müde. Würdest du einige Stunden Wache halten, während ich schlafe? Danach können wir aufbrechen.«
    Der Grenzländer nickte. »Ich werde Wache halten.«
    Der alte Mann erhob sich und glitt tiefer in die Schatten unter dem weitausladenden Baumwipfel. Er wickelte sich in seinen Umhang und machte es sich auf einem weichen Grasflecken bequem.
    Schon nach wenigen Minuten verrieten seine tiefen, gleichmäßigen Atemzüge, daß er eingeschlafen war. Kinson starrte ihn an. Selbst jetzt waren die Augen des alten Mannes nicht ganz geschlossen, und ein helles Schimmern drang durch schmale Schlitze.
    Wie eine Katze, dachte Kinson und wandte seinen Blick schnell ab. Wie eine gefährliche Katze.
    Die Zeit schritt voran, und die Nacht zog sich hin. Mitternacht kam und verging. Der Mond schlüpfte hinter den Horizont, und die Sterne trieben in ausgedehnten, kaleidoskopischen Mustern über den Himmel. Eine schwere, vollkommene Stille lag über ganz Streleheim, und nichts rührte sich auf der verlassenen Ebene. Selbst Kinson Ravenlock, der unter den Bäumen Wache hielt, hörte nur den Atem des alten Mannes.
    Der Grenzländer schaute auf seinen Kameraden hinab. Bremen war ebenso ein Ausgestoßener wie er, allein mit seinen Überzeugungen und vertrieben wegen jener Wahrheiten, die nur er ertragen konnte.
    In dieser Hinsicht waren sie einander sehr ähnlich. Kinson erinnerte sich an ihre erste Begegnung. Der alte Mann war in einem Wirtshaus in Varfleet auf ihn zugekommen und hatte um seine Dienste gebeten. Kinson Ravenlock war in den letzten zwanzig Jahren, seit seinem fünfzehnten Lebensjahr, meist Kundschafter gewesen, ein Fährtenleser, Forscher und Abenteurer. Er war in Callahorn
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