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Shannara IV

Titel: Shannara IV
Autoren: Terry Brooks
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beendeten, herrschte atemlose Stille im Raum, bevor ein lautes Zuprosten mit Biergläsern anhob und Hochrufe und Schreie der Erleichterung den Raum erfüllten. Par war schweißgebadet und erkannte zum ersten Mal, wie sehr er sich durch seine Erzählung verausgabte. Als sie die Bühne verließen, um sich in die kurze Pause zu begeben, die ihnen zwischen ihren Auftritten gewährt wurde, schien er jedoch auf seltsame Weise abwesend; er konnte nicht aufhören, an seine Träume zu denken.
    Coll holte sich aus einem der offenen Lagerräume ein Glas Bier, und Par ging ein kurzes Stück den Gang hinunter, bevor er bei der Kellertür auf ein aufgerichtetes leeres Faß stieß. Plötzlich sank er erschöpft in sich zusammen.
    Seit einem Monat hatte er immer wieder die gleichen Träume, und er konnte sich den Grund immer noch nicht erklären.
    Er träumte sie mit einer Regelmäßigkeit, die äußerst beunruhigend war. Den Anfang bildete immer eine schwarzgekleidete Gestalt, die aus einem See aufstieg, eine Gestalt, die sehr wohl Allanon sein konnte, ein See, der sehr wohl das Hadeshorn sein konnte. Die Bilder in seinen Träumen waren verschwommen, die Visionen waren von unerklärlichem Inhalt, aufgrund dessen sie nur schwer zu deuten waren. Jedesmal sprach die Gestalt zu ihm, und jedesmal mit den gleichen Worten. »Komm zu mir; du wirst gebraucht. Die Vier Länder befinden sich in größter Gefahr; die Zauberkraft ist fast verloren. Komm jetzt, Kind von Shannara.«
    Die Träume waren damit nicht zu Ende, obwohl der Rest jedesmal anders war. Manchmal sah er Bilder einer Welt, die wie ein furchtbarer Alptraum erschien. Dann wieder waren es Bilder von magischen Zeichen - das Schwert von Shannara und die Elfensteine. Manchmal galt der Ruf ebenso Wren, der kleinen Wren, und manchmal seinem Onkel Walker Boh. Auch sie sollten kommen, denn auch sie wurden gebraucht.
    Nach dem ersten Traum hatte er entschieden, daß die Träume nur ein Nebenprodukt seiner fortwährenden Beschäftigung mit dem Wunschlied sein konnten. Er sang die alten Geschichten vom Dämonen-Lord und den Schädelträgern, von Dämonen und Mordgeistern, von Allanon und einer Welt, die vom Unheil bedroht war, und es war nur natürlich, daß ein Teil dieser Geschichten und die heraufbeschworenen Bilder sich in seinen Träumen widerspiegelten. Er hatte versucht, die Wirkung dadurch zu schwächen, daß er das Wunschlied nur bei fröhlichen Geschichten einsetzte, aber auch das hatte nicht geholfen. Er träumte die Träume auch weiterhin. Er hatte es unterlassen, Coll davon zu erzählen, denn dieser hätte sie nur als einen weiteren Grund angeführt, warum er der Zauberkraft des Wunschlieds entsagen und ins Tal zurückkehren sollte.
    Und dann, vor drei Nächten, hatten die Träume so plötzlich aufgehört, wie sie begonnen hatten. Jetzt war er neugierig. Er fragte sich, ob er vielleicht ihren Ursprung falsch gedeutet hatte. Er zog die Möglichkeit in Betracht, daß der Anlaß vielleicht nicht in ihm selbst zu suchen war, sondern sie vielmehr geschickt wurden.
    Aber wer hätte sie schicken können?
    Allanon? Wirklich Allanon, der seit dreihundert Jahren tot war?
    Jemand anderes? Etwas anderes? Etwas, das seine eigenen Ziele verfolgte und es alles andere als gut mit ihm meinte?
    Er erschauerte, verbannte jedoch die Gedanken aus seinem Kopf und ging schnell den Gang wieder hinauf, um nach Coll zu sehen.
     
    Zu ihrem zweiten Auftritt waren noch mehr Menschen gekommen, von denen einige nur stehend Platz fanden. Das Bierhaus war groß; der vordere Schankraum war mehr als dreißig Meter lang und nach oben zu den Dachbalken hin offen, an denen Fischnetze gespannt und Öllampen befestigt waren, offensichtlich, um eine intime Atmosphäre zu verbreiten. Mehr Nähe hätte Par kaum ertragen können, so nah waren ihm die Kunden des Bierhauses, als sie dichtgedrängt um die Bühne herumstanden und sich einige sogar mit ihren Getränken darauf niederließen. Diese Zuschauermenge war anders als die erste, doch er wußte beim besten Willen keinen Grund dafür. Diese Menschen wirkten einfach anders, so, als wäre etwas Fremdes unter ihnen. Coll schien es auch zu spüren. Er warf Par vielsagende Blicke zu, als sie sich auf ihren Auftritt vorbereiteten, und in seinen dunklen Augen lag ein Unbehagen.
    Ein großer, in einen dunklen Umhang gehüllter Mann mit schwarzem Bart bahnte sich seinen Weg durch die Menge zur Bühne und drängte sich zwischen zwei andere Männer. Die beiden schauten auf, als
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