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Shannara IV

Titel: Shannara IV
Autoren: Terry Brooks
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hielt inne und beobachtete die Wirkung seiner Worte. Par starrte ihn mit offenem Mund an. Der Fremde fuhr fort: »Dieser Zauber, dein Singen, das ist echter Zauber, stimmt’s? Ich hab’ genug von der anderen Sorte gesehen, um das beurteilen zu können. Du könntest diesen Zauber für einen guten Zweck verwenden, mein Junge, vorausgesetzt natürlich, daß du das willst. In diesen Bierhäusern und Hinterhöfen vergeudest du ihn nur.«
    »Was meinst du damit?« fragte Coll, in dem plötzlich ein Verdacht aufstieg.
    Der Fremde lächelte freundlich. »Die Bewegung braucht solchen Zauber«, sagte er leise.
    Coll schnaubte. »Du bist ein Geächteter!«
    Der Fremde machte eine kurze Verbeugung. »Ja, mein Junge, und ich bin stolz darauf. Wichtiger ist jedoch, daß ich als freier Mann geboren wurde und mich keinen Föderationsgesetzen unterordne.« Er kam näher. »Du selbst willst dich doch auch nicht unterordnen, stimmt’s? Gib es zu.«
    »Kaum«, antwortete Coll abwehrend. »Die Frage ist jedoch, ob die Geächteten so viel besser sind.«
    »Harte Worte, mein Junge!« rief der andere aus. »Bloß gut, daß ich nicht so leicht zu verletzen bin.« Er lächelte verschmitzt.
    »Was willst du von mir?« unterbrach ihn Par schnell, dessen Verstand langsam wieder funktionierte. Er hatte an Felsen-Dall gedacht. Er kannte seinen Ruf, und die Aussicht, von ihm gejagt zu werden, flößte ihm Angst ein. »Du willst, daß wir uns mit euch zusammentun, nicht wahr?«
    Der Fremde nickte. »Ich glaube, ihr würdet bald sehen, daß es sich lohnt.«
    Aber Par schüttelte den Kopf. Daß sie die Hilfe des Fremden angenommen hatten, um den Klauen der Sucher zu entkommen, war eine Sache. Aber die Bewegung, der sie beitreten sollten, war etwas ganz anderes. Das wollte wohl überlegt sein. »Ich glaube, wir müssen das Angebot für heute ablehnen«, sagte er ruhig. »Vorausgesetzt natürlich, wir können uns frei entscheiden.«
    »Natürlich könnt ihr euch frei entscheiden!«
    »Dann müssen wir leider nein sagen. Aber wir danken dir für das Angebot und ganz besonders für deine Hilfe da drin.«
    Der Fremde, wieder voller Ernst, ließ seinen Blick kurz auf ihm ruhen. »Das habe ich gern getan, glaub mir. Ich wünsche dir nur das Beste, Par Ohmsford. Hier, ich hab’ etwas für dich.« Er zog einen Ring vom Finger, der in Silber gefaßt war und das Zeichen eines Falken trug. »Meine Freunde kennen den Ring. Wenn du Hilfe brauchst - oder falls du deine Meinung ändern solltest -, geh damit zur Kiltan-Schmiede am Nordrand der Stadt und frag nach dem Bogenschützen. Kannst du dir das merken?«
    Par zögerte, nahm jedoch den Ring und nickte. »Aber warum…?«
    »Weil uns viel verbindet, mein Junge«, sagte der andere leise, der eine solche Frage erwartet hatte. Er streckte eine Hand aus und legte sie auf seine Schulter. Er sah dabei auch Coll an. »Die Vergangenheit verbindet uns, und damit ein Band, das so stark ist, daß es von mir fordert, für euch da zu sein, wann immer ich kann. Mehr noch, es fordert, daß wir gemeinsam gegen die Gefahren, die diesem Land drohen, kämpfen. Vergeßt das nicht. Eines Tages, da bin ich sicher, wird es so weit sein - wenn es uns gelingt, so lange am Leben zu bleiben.«
    Er lächelte die Brüder an. Sie erwiderten seinen Blick schweigend. Der Fremde zog seine Hand zurück. »Es wird Zeit, daß wir gehen. Und zwar möglichst schnell. Die Straßen verlaufen alle zum Fluß hin. Ihr könnt von hier aus hingehen, wohin ihr wollt. Aber nehmt euch in Acht. Und seid auf der Hut. Die Sache ist noch nicht ausgestanden.«
    »Ich weiß«, sagte Par und streckte seine Hand aus. »Willst du uns wirklich nicht deinen Namen nennen?«
    Der Fremde zögerte. »Ein andermal«, sagte er. Er schüttelte Par und dann Coll kräftig die Hand, bevor er seine Gefährten durch einen Pfiff zu sich rief. Er winkte einmal, und schon war er wie ein Schatten verschwunden.
    Par starrte sekundenlang auf den Ring und richtete dann seinen Blick fragend auf Coll. Irgendwo ganz in der Nähe hörten sie lauter werdende Rufe.
    »Ich glaube, die Frage wird warten müssen«, sagte Coll.
    Par steckte den Ring in seine Tasche. Leise verschwanden sie in der Nacht.

Kapitel 3
    Es war beinahe Mitternacht, als Par und Coll das Hafenviertel von Varfleet erreichten, und zum ersten Mal bemerkten sie, wie wenig sie darauf vorbereitet waren, Felsen-Dall und seinen Suchern zu entkommen. Da keiner von beiden irgendwann daran gedacht hatte, daß eine Flucht notwendig
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